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Weg da das ist mein Fettnapfchen

Weg da das ist mein Fettnapfchen

Titel: Weg da das ist mein Fettnapfchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Notaro Laurie
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sich mein Mann zu Wort.
    »Nein«, meinte Nick und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, es ist wegen der Qualle.«
    »Wie bitte?«, hakte ich nach. »Welche Qualle?«
    »Die am Strand«, antwortete er und senkte den Kopf.
    »Aber du hast doch keine Qualle angefasst, nach dem, was ich dir im Wagen erklärt hatte«, sagte ich ganz leise. »Was habe ich dir erklärt?«
    »Dass die Qualle das giftigste Tier auf der Welt ist und mehr als hundert Todesfälle pro Jahr verursacht und dass ich größere Chancen habe, die Umarmung eines Eisbären oder eine Begegnung mit einem Salzwasserkrokodil zu überleben als die Berührung mit einer Seewespe«, murmelte er. »Und ich hab eine angefasst.«
    »Erzähl mir sofort, was du getan hast«, befahl ich ruhig.
    Da ich keine Qualle am Stück, sondern lediglich Teile davon am Strand gesehen hatte, bezweifelte ich, dass er tatsächlich von einem toten Klumpen Glibber verletzt worden war. Andererseits war er ein elfjähriger Junge, und die fassen nun mal alles an, was sie in die Finger kriegen, insbesondere wenn dieses Ding wie ein durchsichtiger Riesenpopel aussieht. Deshalb versuchte ich, kühlen Kopf zu bewahren und meiner eigenen Lüge, dass jede Berührung einer Qualle meinen Neffen das Leben kosten würde, keinen Glauben zu schenken.
    »Ich hab so ein glibberiges Ding am Strand liegen sehen, und weil ich ja wusste, dass ich es nicht mit einem Stock berühren darf, habe ich eben mit dem Fuß danach getreten.«
    »Okay«, sagte ich und holte tief Luft. »Was ist dann passiert?«
    »Na ja, ich dachte eben, dass ich jetzt sterbe, deshalb bin ich ans Meer gegangen, um das Gift abzuwaschen, damit es nicht durch meine Schuhe geht«, erklärte er.
    »Und das war alles?«
    »Ja, und dann sind wir zum Wagen zurückgegangen«, fuhr er fort. »Ich hab jetzt bestimmt Quallenfieber, oder?«
    »Nein«, versicherte ich ihm.
    »Ich glaube schon. Ganz bestimmt«, beharrte er mit sorgenvoller Miene.
    »Nein, Nicholas, du hast kein Quallenfieber«, sagte ich fest. »So etwas gibt es nämlich gar nicht.«
    »Bist du sicher?«, fragte er. »Denn ich bin ziemlich sicher, dass ich mich fühle, als hätte ich es. Mein Bauch fühlt sich so an. Ganz flau.«
    »Nein«, beruhigte ich ihn. »Wenn wir nach Hause kommen, leihen wir uns vielleicht Food, Inc . aus, dann wirst du verstehen, wie es sich anfühlt, wenn dir flau wird im Magen. Du hast Hähnchenfilet-mit-Beilagen-und-Extrabrötchen-Fieber. Das fühlt sich so ähnlich an.«
    »Bist du ganz sicher, dass ich nicht sterben werde?«, fragte er.
    »Bin ich«, beschwichtigte ich ihn. »Ich würde dich nicht belügen. Nicht noch einmal.«
    »Ich mag die Schuhe«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass ich die so hinkriegen würde wie die Kinder in Indien.«
    »Das freut mich«, meinte ich. »Und du kannst sie gleich anbehalten.«
    »Kriege ich noch eine Tüte Chips, wo wir schon mal hier sind?«, wollte er wissen. »Jemand hat nämlich den Rest aus der Tüte weggefuttert, auf der mein Name stand.«
    Es war gut, dass Nick seine Schuhe gefielen, da er sie am nächsten Morgen definitiv brauchte. Es waren viele Stufen zur Sea Lion Cave, ganz zu schweigen von dem Aufzug, der uns bis in die Tiefen der Erde hinunterbrachte. Die Sea Lion Caves sind die größten Meeresgrotten der Welt, und wenn sich die Aufzugstüren erst einmal vor einem auftaten, bezweifelt das auch keiner mehr. Die Höhle selbst ist zur Meerseite hin offen und mit einer Plattform ausgestattet, von der aus man das gewaltige Wunderwerk aus Felsen betrachten kann, auf denen sich bis zu fünfhundert Seelöwen tummeln. Und glauben Sie mir eines – dass man es hier mit echten Fischliebhabern zu tun hat, entgeht definitiv niemandem. Anders ausgedrückt: Es leben sehr, sehr viele Lebewesen dort unten, die sehr, sehr viel Fisch fressen. Das ist, als würde sich eine ganze Stadt ausschließlich von Fisch ernähren und die Reste vor die Haustür werfen, um sich Feinde vom Leib zu halten. Bei dem Geruch verschlägt es einem beinahe den Atem. Ich bin sicher, der Zeiger des »Odormeters« steht dort unten ständig auf »abartiger Gestank«, und es kostete mich gewaltige Überwindung, ihn zu ignorieren und mich stattdessen nur am Naturschauspiel zu erfreuen. Das kann ich Ihnen versichern. Der Spaß kostete uns zweiunddreißig Dollar, was eine stolze Summe ist für einen Ort, an dem es stinkt wie in einer Fischfabrik. Und wenn ich schon so viel Geld hinblättere, nur um in einen Aufzug zu steigen und in eine Höhle

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