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Weg da das ist mein Fettnapfchen

Weg da das ist mein Fettnapfchen

Titel: Weg da das ist mein Fettnapfchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Notaro Laurie
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einem iPhone umzugehen, und der dachte, wenn er es auf einer viel befahrenen Straße aussetzt, hätte es eine Chance auf ein besseres Leben mit einer anderen Familie? Würde ich mein iPhone aussetzen wollen, würde ich es ganz bestimmt an einem sicheren Ort tun. Bei der Feuerwehr zum Beispiel.
    Es ist nicht Ihr iPhone.
    Es ist nicht Ihr iPhone.
    Während ich diese Zeilen schreibe, bezahle ich für dieses Handy.
    Meine Hündin steht gerade mit der Visa-Rechnung zwischen den Pfoten vor mir, und am liebsten würde ich jetzt ein Foto von ihr machen und einen Witz darüber reißen, wie sie das Kleingedruckte liest und mich warnt: »Wenn du die Zahlung auch nur um einen Tag versäumst …«, aber ICH KANN ES NICHT !!
    Ich werde in Zukunft auf alles, was ich besitze, mit Edding draufschreiben: »Gestohlen von Laurie Notaro«.
    Ich kann nur für Sie hoffen, dass Sie nicht in China angerufen haben.
    Aber wenn doch …
    … wird Ihre Mutter einen weiteren Anruf bekommen, und zwar von mir, von meinem neuen iPhone aus. Und ich werde ihr alles verraten.
    Mit freundlichen Grüßen
    Laurie Notaro
    PS. Ich hoffe, ich sehe Sie eines Tages am Straßenrand sitzen und flennen, weil Ihnen jemand das Herz gebrochen hat.

FWD: Das Instrument des Todes
    »Hast du Moms E-Mail schon bekommen?«, fragte meine Schwester, kaum dass ich den Hörer abgehoben hatte. »Die ist nämlich wirklich grandios. Ich sage nur – hüte dich vor den Karens dieser Welt. Das sind ganz schlimme, schlimme Menschen. Du kennst doch eine Karen, oder? War sie nicht eine von deinen Brautjungfern? Tja, ich an deiner Stelle würde ihr schleunigst die Freundschaft kündigen, sonst wirst du es noch bitter bereuen.«
    »Oh, ganz bestimmt«, gab ich zurück. »Eine Mail von Mom ist eine Lektion darin, wie man andere Leute terrorisiert.«
    Meine Mutter war schon immer fest entschlossen gewesen, ihre drei Töchter auf das Leben außerhalb des elterlichen Nests vorzubereiten, indem sie uns bei jeder sich bietenden Gelegenheit eine Heidenangst einjagte. Für andere Kinder mag der Gang zum Supermarkt eine sterbenslangweilige Notwendigkeit gewesen sein, damit abends alle etwas zu beißen hatten. Für die Notaro-Mädchen war er hingegen eine Lehrstunde über die diversen Verhaltensweisen der menschlichen Spezies.
    Auf den ersten Blick mag es so ausgesehen haben, als suchten wir in der Obst- und Gemüseabteilung nur nach einem besonders schönen Salatkopf, doch in Wahrheit erteilte meine Mutter uns eine Lektion in Sachen »Wie zieht man sich anständig an«, indem sie die Frau neben uns, die sich durch die grünen Bohnen wühlte, durchdringend anstarrte, weil ihr Top nicht alles verbarg, was es ihrer Meinung nach verbergen sollte.
    »Die Äpfelchen bleiben immer schön zugedeckt«, warnte meine Mutter uns halblaut. »Selbst wenn nur ein winziges Stück herauslugt, ist das praktisch dasselbe, als wäre man nackt. Und was ist Nacktsein?«
    »Unanständig«, antworteten wir im Chor.
    »Und es bedeutet, dass man nicht normal ist«, fügte sie hinzu und ließ einen Kopf Eisbergsalat in den Einkaufswagen plumpsen. »Und jetzt kann ich keine grünen Bohnen mehr kaufen, weil sie sie alle befingert hat.«
    Im Gang mit den Süßigkeiten begegneten wir einer Schulfreundin von mir, die unter chronischem Husten litt, zusammen mit ihrer Mutter, die im Hauskleid und mit Lockenwicklern im Haar rumlief.
    Wir lächelten einander zu und winkten.
    »Wage es bloß nicht, zu diesem Mädchen nach Hause zu gehen und dort irgendetwas in den Mund zu nehmen. Nichts, auch kein Glas, keine Limodose oder gar ein Eis«, warnte meine Mutter. »Was glaubst du wohl, woher sie diesen grauenhaften Husten hat?«
    »Weil sie unanständig sind?«, antworteten wir im Chor.
    »Nein!«, schnauzte meine Mutter uns an. »Weil diese Leute unsauber sind. Ich will mir lieber gar nicht erst ausmalen, wie es bei denen zu Hause aussieht. Die sollen sogar Katzen im Haus halten, habe ich gehört! Das ist ja ekelhaft! Ich habe keine Ahnung, wieso man hier drin eigentlich nicht rauchen darf.«
    Auf dem Weg zum Parkplatz zeigte meine Mutter auf einen Econoline-Transporter, der nur wenige Meter neben unserem Kombi geparkt stand.
    »Geht bloß nie direkt an so einem Auto vorbei. Es sei denn, ihr wollt unbedingt entführt werden«, warnte sie uns und zerrte meine Schwester am Arm, sodass sie sich nicht länger im Fünf-Meter-Radius des gefährlichen Wagens befand. »Solche Transporter fahren nur dubiose Gesellen. Das ist nicht normal.

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