Weg da das ist mein Fettnapfchen
Vielleicht träumen Sie ja gerade davon, wie Sie das iPhone seinem rechtmäßigen Besitzer zurückgeben, weil SICH GENAU DAS NÄMLICH GEHÖRT . Ich finde, es ist ziemlich klar, dass kein Mensch einfach hergeht, sein iPhone auf den Boden wirft und davonläuft, oder? ODER ? Kein Mensch streitet sich mit seinem Freund und rächt sich, indem er sein iPhone in den Gully wirft wie einen Verlobungsring oder so was. Niemand würde ein iPhone jemals so behandeln. Ein iPhone ist ein Schatz. Ich kenne jedenfalls niemanden, der so damit umspringen würde. Ich habe mich stets liebevoll darum gekümmert. Weshalb um alles in der Welt sollte ich es also jetzt wegwerfen? Ich habe mich schließlich stundenlang in der Schlange angestellt, um es zu kriegen. Ich habe meine Lieblingssongs darauf abgespeichert. Ernsthaft – auf diesem iPhone waren siebenhundertfünfzig Fotos von meiner Hündin, ganz zu schweigen von den Privataufnahmen von mir mit einem Hut, den ich von einem Mädchen namens Paula auf Etsy habe anfertigen lassen; nur für den Fall, dass es Sie interessiert. Ich weiß, ich weiß, das Foto ist nicht gerade gelungen, das ist mir klar. Sie sind alle nicht besonders gut. Aber ich habe versucht, tough und cool auszusehen. Es ist ein Jagdhut mit einem eingestickten Reh darauf. Deshalb. Kapiert? Sie hat ihre Sache wirklich gut gemacht. Ich habe diesen Hut noch! Er ist mir nicht vom Schoß auf die Straße gefallen. Nein, ihn habe ich nach wie vor. Aber so sehe ich normalerweise nicht aus. Absolut nicht. Ich sehe eigentlich nur so aus, weil es echt schwierig ist, mit dem iPhone ein Foto von sich selbst zu machen. Wussten Sie das? Man muss raten, wo die richtige Taste ist, und drückt und drückt überall herum in der Hoffnung, dass man die richt ige erwischt. Ja, es kann frustrierend sein, und ja, man kriegt auch einen Krampf in den Fingern, weil mein Karpaltunnelsyndrom in dieser Hand am schlimmsten ist, deshalb schreie ich auf einigen der Fotos auch. Ich habe mich selbst angeschrien, nicht das iPhone und schon gar nicht jemand anderen, deshalb sollten Sie es auf keinen Fall als Charaktereigenschaft von mir fehlbewerten. Die meiste Zeit bin ich sehr nett. Achtzig Prozent der Zeit. Okay, vielleicht auch nur sechsundsiebzig. Auf fast allen meinen iPhone-Fotos lächle ich ganz nett. Wenn Sie sich die Fotos ansehen, was Sie vielleicht ja schon getan haben – ich will nicht behaupten, Sie hätten keinen Respekt vor der Privatsphäre der Frau, die unübersehbar unvorsichtig genug war, mit ihrem iPhone auf dem Schoß aus dem Wagen zu steigen, nein, nein, überhaupt nicht, aber meistens können wir unsere Neugier nun einmal nicht zügeln –, werden Sie feststellen, dass ich in aller Regel nur schöne, witzige Dinge fotografiere, was meine vielfältigen Interessen, Hobbys und meine Schwäche für Kuriositäten unter Beweis stellt.
Wie kann eine Frau, die siebenhundertfünfzig Fotos von ihrer kleinen Hündin macht, die, wie Ihnen vielleicht auffällt, manchmal auch Accessoires wie Mützen oder Sonnenbrillen trägt, ein schlechter Mensch sein? Jedenfalls nicht so schlecht, dass sie es nicht verdienen würde, ihr iPhone zurückzubekommen, sondern miterleben müsste, wie es ihr jemand wegnimmt und gemeine Dinge damit anstellt. Na gut, Sie werden wahrscheinlich keine Fotos auf diesem Telefon finden, auf denen ich mit Habitat for Humanity Häuser für arme Menschen baue oder ein freiwilliges soziales Jahr in Südamerika absolviere, wo ich kleinen Kindern die Münder aufhalte, damit einer der »Ärzte ohne Grenzen« ihm die Hasenscharte wegoperieren kann. Wahrscheinlich nicht auf diesem Telefon, aber immerhin habe ich denen mal fünfundzwanzig Dollar gespendet, ich habe nur vergessen, ein Foto zu schießen, wie ich online meine Spende abgebe. Ich bin sicher, das Geld wurde für eine Hasenschartenoperation verwendet. Oder zumindest für einen Teil davon.
Wenn Sie sich aber fragen, ob ich das Foto von dem Mädchen gemacht habe, das mit herabhängender Hose auf der Bordsteinkante sitzt, sodass man ihre Pospalte sieht, während ihr Freund gerade mit ihr Schluss macht, muss ich Sie enttäuschen. Nein, das Foto stammt nicht von mir, sondern von einer Freundin, die es witzig fand, was es ja auch ist. Das Mädchen hätte dringend einen Gürtel gebraucht. Aber sie hat so laut geschluchzt, dass ich bezweifle, ob sie mich überhaupt gehört hätte, wenn ich sie darauf aufmerksam gemacht hätte.
Na gut, ich geb’s ja zu: Ich habe das Foto gemacht, aber
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