Weg da das ist mein Fettnapfchen
es war ein Motiv, wie man es nur einmal im Leben vor die Linse bekommt, verstehen Sie? Ich habe die Spalte gesehen und einfach abgedrückt, ohne darüber nachzudenken. Das war in der Vierundzwanzig-Prozent-Phase meines Lebens, in der ich weniger nett bin. Es war, als würde man das Ungeheuer von Loch Ness sehen, und keiner glaubt es einem, wenn man es nicht schwarz auf weiß hat. Und jetzt habe ich den Beweis. Wenn ich die Geschichte jemandem erzähle, kann ich das Foto herzeigen, und die Leute glauben mir. Der Beweis dafür, dass ein Mädchen, dessen Leben gerade von jemandem ruiniert wird, den sie geliebt hat, zu abgelenkt ist, um mitzukriegen, dass ihr hinten gerade alles raushängt.
O Gott, gerade fällt mir etwas Schreckliches ein. Sie kennen doch nicht etwa jemanden in China, oder?
Ich muss sofort noch mal meine Mails checken.
Junge, Junge, wie lange schlafen Sie eigentlich immer so?
Los, stehen Sie doch endlich auf, damit wir uns zu Ihrem FINDERLOHN -Frühstück verabreden können. Los, stehen Sie auf und sehen Sie unter »Gesucht und Gefunden« nach. Los, raus aus den Federn mit Ihnen!
Bitte rufen Sie nicht in China an! Das sollten Sie sich lieber verkneifen, denn wenn ich auf meiner Telefonrechnung Anrufe nach China und/oder andere ferne Länder finde, wird sich das unmittelbar auf die Höhe Ihres FINDERLOHNS niederschlagen, das kann ich Ihnen gleich sagen.
ALSO GUT. Gut. Wie wär’s mit einem FINDERLOHN- Frühstück und einem Anruf in China? Aber nur einem ganz kurzen. Einen kurzen Anruf, wie »Hallo Mama, ich rufe von einem gestohlenen Handy aus an. Ja, ich weiß, ich hab mich auch halb kaputtgelacht!« Okay, tut mir leid, kein »gestohlenes Handy«, sondern »ein Handy, das mir nicht gehört, und statt durch die Anrufliste zu scrollen und die ›Zuhause‹-Nummer zu wählen, habe ich eben in China angerufen«-Telefon. Hört sich das besser an?
Sind Sie wach?
Sie sind wach, stimmt’s? Allmählich beschleicht mich nämlich der Verdacht, dass Sie längst wach sind, und statt sich auf der Suche nach dem Besitzer des iPhones durch die »Gesucht und Gefunden«-Listen zu klicken, lachen Sie sich mit Ihrer Mutter halb tot über mich und meine nicht ganz gesunde Beziehung zu meiner Hündin. Ganz zu schweigen von den zahllosen Fotos von Essbarem und alkoholischen Getränken. Und dem von dem russischen Tänzer und den Nacktschnecken, die in meinem Garten Sex haben.
Bei dem russischen Tänzer handelt es sich keineswegs um einen Donkosaken oder Tevje aus Anatevka , sondern um meinen Ehemann. Es war sehr kalt an diesem Tag, deshalb hatte er sich besonders dick eingemummelt und sich diese Karakulmütze aufgesetzt, ein Überbleibsel von der Halloween-Party, als er als Hamid Karzai ging. Sie steht ihm ganz ausgezeichnet. Jedenfalls legte er eine kesse Sohle aufs Parkett, um mich aufzumuntern, und fiel prompt auf die Nase, wie die Fotos auf meinem iPhone beweisen, darunter auch ein verwackeltes von seinem blanken Hintern, nur diesmal mit Gürtel. Mein Mann trägt grundsätzlich Gürtel. Und ja, Sie haben völlig recht, das sind Nacktschnecken, die in meinem Garten kopulieren. Dieses Phänomen konnte ich davor nur ein einziges Mal beobachten, und wieder ist dies der Beweis, den ich brauchte. Sie sollten sich über diese Fotos totlachen. Ich habe es jedenfalls getan. Es hat eine Ewigkeit gedauert.
Los, stehen Sie endlich auf, Sie Lahmarsch.
Bitte stehen Sie endlich auf.
Wieso stehen Sie nicht endlich auf?
Egal. Ich weiß auch so, was passieren wird.
Sie werden mir mein Telefon nicht zurückbringen, stimmt’s? Sie werden es behalten. Oder auf eBay verscherbeln oder ins nächste Pfandleihhaus tragen. Sie wissen ganz genau, dass ich mein iPhone nie mehr wiederbekommen werde. Die nächsten Wochen werde ich jeden anstarren, der mir mit einem Telefon am Ohr auf der Straße entgegenkommt, und mich fragen, ob Sie es sind, der da gerade auf meinem iPhone telefoniert. Im Supermarkt, im Einkaufszentrum, im Restaurant, überall. Aber ich werde niemals wissen, was Sie damit angestellt haben, wieso Sie es mir nicht einfach zurückgegeben haben oder wie Sie auf die Idee gekommen sind, Sie hätten es verdient, es einfach zu behalten.
Sie sind ein echtes Arschloch.
Sie sind ein Arschloch, und ja, ich weiß, es ist nur ein Telefon, aber was haben Sie sich bloß gedacht, als Sie es gefunden haben? Dass jemand es mit Absicht mitten auf die Straße gelegt hat? Vielleicht jemand, der zu jung ist, um verantwortungsbewusst mit
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