Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Spörrle
Vom Netzwerk:
Schwiegereltern hielten ihn ziemlich offen für einen Versager, weil Anna halbtags in der Buchhandlung arbeitete. Etwas, das für die Schwiegermutter als Architektengattin undenkbar gewesen wäre. Dass Anna aber arbeiten WOLLTE, na gut, auch des Geldes wegen, ging nicht in ihren Kopf. Solche Gespräche mündeten regelmäßig in die rhetorische Frage, was Oliver in diesem Unternehmen als stellvertretender Leiter der Tierfutterentwicklung eigentlich mache. Und dass sich mit Hilfe des Arbeitsamtes für ihn doch sicher ein besserer Job finden ließe, als Fleischstücke in Dosen zu füllen.
    Oliver musste dringend ablenken.
    »Was habt ihr denn schon gemacht?«, fragte er leichthin. »Wart ihr am Meer? Habt ihr euch den Pool angeguckt? Ich finde diese Poolbar total witzig. Habt ihr die gesehen? Man sitzt unter Wasser auf gemauerten Hocker n …«
    Schwiegermutter und Schwiegervater wechselten einen langen Blick.
    »Das kann ich mir vorstellen Oliver«, seufzte die Schwiegermutter. »Wir waren ganz schön überrascht von dir heute Morgen im Flugzeug. Also, Ernst trinkt immer erst am Abend, sein Leben lang schon, richtig, Ernst?«
    »Vollkommen«, sagte der Schwiegervater. »Das ist besser fürs Gehirn.«
    »Verstehst du, Oliver?«, fragte die Schwiegermutter, milde lächelnd. »Besser für s – Gehirn!«
    O ja, das konnte Oliver, Trinker, der er war, trotz seiner schweren Hirnschädigung infolge eines halben, im Flugzeug minischluckweise getrunkenen Bieres gerade noch verstehen. Und Oliver merkte in diesem Augenblick, dass er schwer urlaubsreif war. Schwer urlaubsreif war man, wenn man ernsthaft überlegte, seinen Schwiegereltern ihre eigenen Teller über den Kopf zu leeren, um die kurze Phase des gemeinsamen Urlaubs mit einem Eklat zu beenden.
    Da krächzte und knackte es aus den Lautsprechern an den Wänden.
    »Liebe Freunde«, dröhnte mit rauchiger Stimme jemand, der ein Glitzerkostüm trug und aussah, als wäre er gerne Elvis-Imitator, »ich möchte nun die Auflösung der heutigen Poolwette bekanntgeben: Sieger des Tages ist Klaus aus Düre n …« Der Rest ging in Johlen unter, ein paar Tische weiter sprang jemand in einem Muskelshirt auf und winkte in alle Richtungen. »Das Wetter morgen wird wieder supergut«, fuhr der Elvis-Verschnitt fort, »über dreiunddreißig Grad, keine Wolke, Traumwetter, Traumurlaub, Traumlocation, traumhaft! Und morgen Mittag steigt am Pool der große Wet-T-Shirt-Wet-Slip-Contest FÜR MÄNNE R – und übermorgen, Mädels, wer traut sich: FÜR FRAUEN!«
    Gejohle und Applaus an einigen Tischen; die Schwiegereltern lächelten gequält. Oliver entschloss sich, mit seiner Familie zum Büfett zu fliehen.
    Dort war es erstaunlich leer; die meisten drängten sich verbissen um den kleinen Tisch, der als Kinderbüfett diente. Dort gab es kein Gemüse, keinen Salat, nichts weiter als Berge von Schnitzeln und Pommes. Die Erwachsenen häuften ihre Teller voll, als hätte jeder von ihnen vier bis fünf Kinder am Tisch sitzen. Und so viele Kinder gab es hier dann doch nicht.
    »Das gibt es doch nicht«, zischte Anna. »Die essen den Kindern alles weg!«
    SUSAN
    Sie hatte ihr kleines Schwarzes an. Eigentlich hatte sie es mitgenommen, damit man ihr etwas Ordentliches anziehen konnte, nachdem man sie gefunden hatte. Nun trug sie es ausnahmsweise schon vorher. Und es wirkte.
    Der Angestellte am Restauranteingang, der die Zimmernummern überprüfte, strahlte verzückt und wollte für sie den allernettesten Singletisch herausfinden.
    »Nein danke«, sagte sie spontan, »ich möchte gerne alleine sitzen!«
    Das ging eigentlich nicht, denn alles war voll, überall lauerten Leute auf freie Plätze. Aber dann, dank ihres Kleids, ging es doch. Sie bekam einen Solo-Zweiertisch mit gutem Blick.
    Was sie, kaum saß sie, wieder bereute. Denn nicht nur sie hatte einen guten Blick auf alle anderen, alle anderen hatten auch einen guten Blick auf sie. Überall, wohin sie auch sah, gab es nur Gruppen, Paare, Familien mit Kindern. Früher hätte Susan so gerne Kinder gehabt.
    Ein Kellner fragte nach ihren Getränkewünschen.
    Sie bestellte einen Crémant.
    »Leider nicht inbegriffen«, sagte der Kellner.
    »Einen Weißwein«, sagte sie automatisch. Worüber sie sich sofort wieder ärgerte, denn das konnte ihr nun wirklich schnurzpiepegal sein. Beim Eintreffen der Kreditkartenrechnung würde sie längst tot sein.
    »Ist der Weißwein trocken?«, fügte sie noch schnell hinzu.
    Er hob die Schultern. »Also das Glas ist

Weitere Kostenlose Bücher