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Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Spörrle
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bei jedem seiner Termine aufgetaucht und hatte immer behauptet, sie sei seine Geliebte. Zum Schluss hatte sie sich nachts kreischend mit Handschellen an seine Hotelzimmertür gekettet, was dann für die Polizei ganz praktisch war. Aber bei der hier passte alles nicht so zusammen: Die Frauen, die sich einem halbnackt aufs Bett legten, ohrfeigten nicht, außer man bat ausdrücklich darum. Und Moritz gehörte definitiv nicht zu dieser Sorte Männer.
    Entweder also war sie nicht ganz dicht. Oder sie hatte tatsächlich gedacht, das hier sei ihr Zimmer. Vielleicht hatte sie die Suite nebenan und sich wirklich nur geirrt.
    Moritz ging zur Tür. Sie schloss, wie eine Tür schließen sollte.
    Nur der Vollständigkeit halber stieß er einen markerschütternden Schrei aus und riss alle sechs Schranktüren auf.
    Kein Fotograf.
    SUSAN
    Sie brauchte etwas, um sich klarzumachen, dass alles real gewesen war. Sie brauchte etwas, damit das Adrenalin aus ihren Adern verschwand.
    Sie fuhr ins Erdgeschoss und ging in die Bar. Natürlich glotzten wieder all e – auch die Frauen. Unter allgemeinem Gemurmel erkletterte Susan einen Barhocker, bestellte einen »Drink nach Art des Hauses« und fragte den Barmann in gebrochenem Spanisch, ob es sein könne, dass Moritz Palmer, DER Moritz Palmer, hier wohne, ausgerechnet in diesem Hotel.
    Er antwortete in fließendem Deutsch mit mecklenburgischem Dialekt, er wisse leider von nichts. Und ob er ihr eine Decke holen dürfe, Badeanzüge im Haus, selbst so schicke, sähe die Hausordnung nicht vor.
    Susan kämpfte gegen einen Lachanfall. Unglaublich. Sie hatte Moritz Palmer eine reingesemmelt. Nicht, dass er das nicht verdient hätte. Alle Typen, die sich seltsam benahmen, hatten so etwas verdient. Und die anderen sowieso. Trotzdem, ihre Freundin Christine wäre an ihrer Stelle vor Ehrfurcht längst ohnmächtig zu Boden gesunken. Bloß wegen so einem eitlen, selbstverliebten Ker l – alle Schauspieler waren schließlich eitel und selbstverlieb t –, der mehrfach oberwichtig betont hatte, er sei es absolut nicht. Um auch den Dümmsten darauf aufmerksam zu machen, dass er es doch war.
    Sie kippte den Drink runter, der furchtbar süß schmeckte.
    Wie auch immer, wegen diesem Angeber hatte sie eine einmalige Gelegenheit verpasst. Die, wenn sie schon mal im sechsten Stock war, ihr Leben durch einen Sprung aus seinem Fenster zu beenden.
    Aber sie hatte gerade überhaupt keine Lust, sich deswegen heulend aufs Bett zu werfen.
    OLIVER
    Um Punkt 1 9 Uhr waren sie mit den Schwiegereltern im Hotelrestaurant verabredet. Auf halbem Weg jammerte Carlotta, dass sie ganz dringend aufs Klo müsse. Und so wurde es eine Viertelstunde später.
    Natürlich saßen die Schwiegereltern schon am Tisch. In Kostüm und Anzug, was sie zwischen all den T-Shirt-Trägern und Bauchfreien-Tops-Trägerinnen aussehen ließ, als seien sie auf der falschen Party gelandet. Sie merkten es nicht. Sie guckten so synchron auf die Uhr, als hätten sie das ihr Eheleben lang geübt. Und die Schwiegermutter fragte übertrieben-besorgt, ob alles in Ordnung sei.
    »Ja! Natürlich!«, sagte Anna. »Carlotta musste noch auf die Toilette.«
    Die Schwiegermutter lächelte milde. Das sollte etwa heißen: »Diese unorganisierten jungen Leute von heute schaffen es nicht mal, ihre Kinder rechtzeitig auf die Toilette zu setzen.«
    Um abzulenken, fragte Oliver die Schwiegereltern schnell, ob ihr Zimmer auch so gewöhnungsbedürftig sei.
    »Gewöhnungsbedürftig?«, rief seine Schwiegermutter. »Nein, es ist reizend, ganz wunderbar!« So war es immer, autsch, wie hatte Oliver das vergessen können: Die Schwiegereltern hatten niemals Probleme, Probleme hatten immer die anderen. Anna und Oliver zum Beispiel: »Aber ihr, ihr seid nicht zufrieden? Habt ihr auch wirklich die richtige Zimmerkategorie gebucht? Und wirklich drei Zimmer statt zwei? Oliver, schau doch besser noch einmal nach.«
    Oliver schnappte nach Luft.
    Die Schwiegermutter warf Anna einen Blick zu. »Kind, guck doch nicht so unglücklich. Mal ganz ehrlich: Habt ihr in einem solchen Hotel mehr erwartet? Immerhin: Es gibt ein, na ja: Büfett. Dass das Gemüse hoffnungslos verkocht, der Salat angewelkt und das Obst aus der Dose ist, das macht uns wirklich nichts. Überhaupt nicht. In vier Wochen, in Kanada, haben wir wieder unsere gewohnten fünf Sterne. Und wir wissen ja, dass ihr nicht so viel Geld ausgeben könnt, obwohl ihr alle zwei arbeiten müsst.«
    Peng, und wieder ein Treffer! Seine

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