Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Spörrle
Vom Netzwerk:
Dass man schon vorher wusste, was er trinken würde: »Also, wir können uns das nicht leisten!« Gut, das war der Preis für ein öffentliches Leben. Das Unangenehme dabei aber war, dass Moritz in keinem Restaurant mehr sitzen konnte, ohne dass mindestens ein selbst ernannter Leserreporter eines Boulevardblatts mit gezückter Handykamera darauf wartete, dass er sich beim Austernschlürfen verschluckte oder beim Salatessen das Hemd bekleckerte. Und ärgerlicherweise passierte immer genau das. Allein in den letzten zwei Wochen hatte er vier seiner weißen Lieblingshemden ruiniert. Es war nur eine Frage der Zeit, bis irgendwo das erste Foto auftauchte mit der Schlagzeile: »Palmer frisst wie ein Schwein!«.
    Es wurde höchste Zeit, sich auch hier als Stefan Schmidt einzuführen.
    Wie aufs Stichwort kam der Oberkellner. Sagte lautstark, wie sehr er sich freue, Moritz Palmer hier zu haben, zückte eine Flasche Champagner. Und an den Tischen ringsum erhoben sich schon Gäste, um die Ersten in der Autogrammschlange zu sein.
    »Ich möchte mich sehr herzlich für die Begrüßung und den Champagner bedanken«, erwiderte Moritz, mindestens so laut wie der Kellner. »Aber es tut mir leid: Ich bin es nicht! Ich bin nicht Moritz Palmer!«
    Der Kellner zwang sich zu einem breiten Grinsen.
    Moritz stellte sich als Stefan Schmidt vor. »Es tut mir leid, wenn ich Sie enttäuschen muss«, schloss er, »aber den Champagner nehme ich trotzdem gerne an.«
    Gelächter um ihn herum und ein paar ungläubige Blicke. Die Autogrammjäger setzten sich wieder. Der Kellner packte den Champagner und zog beleidigt ab.
    PETE
    Pete war gerade mal Ende vierzig, aber er wusste schon jetzt: Es war der größte Fehler seines Lebens gewesen, in diesem Pauschalhotel Urlaub zu machen. Nicht wegen der Schmerzen, das ging, so lange er den anschwellenden Fuß nicht belastete. Nein, das Flugzeug. Es war nun definitiv weg, und beim nächsten Flug würde der Vulkan längst ausgebrochen sein. Zu spät, die kreuzweise verlaufenden Vorbeben aufzuzeichnen, die die einzige wirklich zuverlässige Prognose über Zeitpunkt, Dauer und Schwere der Eruption erlaubten. Die Chance, in der Fachwelt unsterblich zu werde n – sie war vorbei. Wegen eines losen Türgriffs!
    Pete hätte wieder gegen die Tür treten können, wie heute schon vier-, fünfmal; infolge seines gebrochenen Fußes war er jedes Mal fast ohnmächtig geworden. Er hätte weiter gegen die Tür trommeln können, aber seine Hände waren längst blutig. Also sackte er auf der Badmatte zusammen und wünschte, er wäre tot.
    Irgendwann hörte er hinter der Wand die Zimmernachbarn vom Abendessen zurückkommen. Ein Toilettendeckel knallte, Kinder schrien auf Deutsch.
    Die Wand war so dünn, er hätte rufen, klopfen können, aber es lohnte nicht. Nicht für ihn, den unverdient ruhmlos gebliebenen, ehemals aufstrebenden Wissenschaftler. Morgen früh würde ihn der Zimmerservice sowieso befreien.
    JESSICA
    Sie war nur kurz am Büfett gewesen, um den letzten einigermaßen frischen Salat zu bekommen. Sie hatte zwei Flaschen Mineralwasser gegluckert und Vitamine, Mineralien und Aminosäuren eingeworfen. Und jetzt saß sie am Schreibtisch in ihrem Zimmer, die Präsi war fertig, und sie schrieb den ersten Aufschlag der Strategie für die Spielzeugfirma. Sie war in Topform, wie immer in letzter Zeit, sie tippte fast, ohne nachzudenken. Und als sie zwischendrin den Kopf hob und sah, wie die Sonne sich feuerrot ins Meer senkte, durchströmte sie ein tiefes Glücksgefühl, und sie tippte noch schneller.
    OLIVER
    Die erste Nacht war eine Katastrophe. Die Kinder wollten nicht auf den Campingliegen, sondern unbedingt im großen Bett schlafen, und zwar allein. Und sie drohten mit großem Geschrei. In Anbetracht der dünnen Wände zogen Anna und Oliver sich zur Lagebesprechung ins Bad zurück.
    »Lass uns genau das tun, was sie wollen«, sagte Anna. »Denk an die Nachbarn! Hier sind die Wände so dünn wie Pappe!«
    »Möchtest du im Ernst auf lausigen Campingliegen schlafen?«, fragte Oliver.
    »Oliver, hör auf damit. Mach uns mit deinem Frust nicht den Urlaub kaputt!«
    »Ich«, sagte Oliver perplex, »ich mache uns den Urlaub kaputt?«
    »Noch einmal«, zischte Anna, »ich bin völlig überarbeitet und am Ende, ich freue mich auf ein paar Tage Ruhe und Erholung ohne deine ständige Nörgelei!«
    »Also ich bin auch überarbeitet, aber hallo! Die Entwicklung dieses Ökowelpenfutters hat mir den allerletzten Nerv geraubt, hat ewig

Weitere Kostenlose Bücher