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Weg da, das ist mein Handtuch

Weg da, das ist mein Handtuch

Titel: Weg da, das ist mein Handtuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Spörrle
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zu Hause an der Currywurstbude. Und selbst da hätte man ihm bei dieser Art von Bestellung den Mittelfinger gezeigt. Und tatsächlich blieb der Kellner stehen, als habe ihn der Schlag getroffen. Und machte kehrt. Um Bier zu holen!
    Die Schwiegereltern hielten erkennbar die Luft an, als Svens Familie zu ihnen an den Tisch kam. Svens Frau Michelle hatte ein bauchfreies, tief dekolletiertes Nichts von Plastikoberteil an. Sie klimperte unaufhörlich mit den Armreifen, zupfte immer wieder ihre BH-Träger in Position und warf im Minutentakt ihr langes Haar zurück. So konnte sie natürlich nicht bemerken, dass ihre Kinder mit Schuhen auf die Sitzbänke kletterten. Dumm nur, dass Elias und Carlotta das auch gleich wollten.
    »Lass sie doch, is doch Urlaub«, lachte Sven und hob das Bier zum Anstoßen.
    Oliver suchte Annas Blick. Aber die quatschte mit Michelle über die Kinderkleidung bei H&M. Oliver musste eine einsame und dennoch richtungsweisende pädagogische Entscheidung treffen.
    »Okay, Kinder«, sagte er, »ihr dürft auch mit den Füßen auf die Bank, ausnahmsweise. Aber zieht vorher eure Schuhe aus.« Er sprach so laut, dass für die Leute an den umliegenden Tischen ganz eindeutig war, dass seine Familie nicht zu den Is-doch-Urlaub-Typen gehörte, denen es scheißegal war, ob ihre Kinder anderen Leute die Hosen versauten.
    Doch das Thema war schon nicht mehr aktuell. Die Kinder der anderen begannen am Büfett die große Wackelpuddingschüssel zu leeren. Mit den Händen.
    Michelle warf ihr Haar zurück und rief ohne Hoffnung nach ihren Kindern. Die begannen, kreischend große Klumpen von dem grünen Zeug vor ihnen auf den Tisch zu klatschen.
    Elias und Carlotta standen da wie zwei kleine Salzsäulen und warfen ihren Eltern ungläubige Blicke zu. Anna redete gerade jetzt unheimlich konzentriert mit Michelle über die Frauenkleidung bei H&M. Sven dagegen philosophierte über das Verschwinden des Bierschaums im Glas.
    Es lag offenbar mal wieder an Oliver, einzuschreiten, um vor seinen Kindern ein Minimum an Glaubwürdigkeit zu wahren. Doch als er eben schon den Mund öffnete, klatschte Svens Sohn seinem Vater eine Handvoll Glibber in den Nacken.
    »Ey!«, brüllte Sven. »Hast du einen an der Waffel, du Arsch? Komm her, du fängst eine! Komm her!«
    Oliver gab sich Mühe, Sven nicht zu hämisch anzugrinsen. »Ach komm! Is doch Urlaub!«
    SUSAN
    Etwa zwei Wochen, nachdem er sie um eine kleine Bedenkzeit gebeten hatte, traf sie Robert dann zufälligerweise auf einer Party. Mit Julika, bis zu diesem Tag ihre beste Freundin, die fünf Jahre jünger war als sie. Sie seien zusammen, sagte Julika strahlend, sie und Robert, und sie bekämen ein Kind. »Ich bin dir so dankbar, dass du ihn mir vorgestellt hast!« »Vorgestellt?«, schnappte Susan. »Du freust dich doch für mich, oder?«, sagte Julika und nahm ihre Hand. »Robert hat mir erzählt, dass ihr nur noch gute Freunde gewesen seid und dass du es verstehen würdest, vor allem, weil du ja nie Kinder wolltes t …«
    Robert stand daneben, tat, als habe er den Mund voll, und guckte treuherzig wie McSexy.
    Susan merkte, dass ihr schon wieder zum Heulen war. Sie stand auf und wollte gehen. Plötzlich war der Kellner da, stellte ihr eine Karaffe hin und bat um eine Unterschrift für den Wein.
    »Aber der ist doch inklusive«, sagte sie.
    »Der Wein, der während der Mahlzeit getrunken wird, ist inklusive«, sagte der Kellner, »aber nicht der Wein, der außerhalb der Mahlzeiten getrunken wird. Und du bist fertig, richtig?«
    »Ich habe diesen Wein doch vor Ewigkeiten bestellt«, sagte sie. »Vor dem Essen!«
    »Auch Wein, der vor dem Essen getrunken wird, ist nicht inklusive!«
    Auf dem Weg in ihr Zimmer rief sie Christine an. Nur die Mailbox. Sie rief Claudi an. Mailbox. Sie rief ein paar andere a n – keiner erreichbar.
    Und nachdem sie sich überzeugt hatte, dass sie auch wirklich in ihrem Zimmer war, warf sie sich endlich heulend aufs Bett.
    MORITZ
    Das Gourmetrestaurant im obersten Stock hatte Panoramafenster und schönen Meerblick. Aber kaum hatte Moritz es betreten, sahen die Leute an den Tischen nur noch ihn an und steckten die Köpfe zusammen. Es war wie immer.
    Nein, keine Frage: Seines Publikums wegen konnte Moritz es sich erlauben, nur die Rollen anzunehmen, die er wollte, und dafür auch noch obszön viel Geld zu kassieren. Und dass er ständig Autogramme geben musste, gehörte einfach dazu. Auch dass man genauestens registrierte, welche Vorspeise er bestellte.

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