Weg damit
meinen Kunden mitteile, dass ich erst mit der Planung beginne, wenn die Müllcontainer vor dem Haus mit mindestens einem Drittel ihres Besitzes gefüllt sind, dann komme ich mir grausam vor. Denn ihr Blick zeigt mir helles Entsetzen und wirkliches Leiden.
Aber ohne das Entrümpeln funktioniert es nicht, denn erst das Loslassen von Altem schafft Platz für Neues. Ist dies einmal geschehen, so tritt ein ungeheures Gefühl der Erleichterung und des Glücks ein. Das Gefühl, sein Leben im Griff zu haben, mehr Platz und Zeit zu haben und weniger zu suchen, ist unbeschreiblich. Faszinierend sind auch die Folgen: Kaum hat man etwas hergegeben, sich von etwas, vielleicht auch einem Gedanken, verabschiedet, schon folgt etwas Neues nach, um den Platz einzunehmen, der soeben frei geworden ist.
Entrümpeln wirkt ansteckend: Sie werden sehen, auch Ihre Familienmitglieder beginnen, ihre Bereiche aufzuräumen und sich von alten Dingen zu trennen. Und nicht zuletzt ist es gut für Ihre Erben. Haben Sie jemals eine Hinterlassenschaft aufgelöst? In den meisten Fällen ein einziger Albtraum: Die eigenen Schuldgefühle wachsen mit jedem Stück, das man wegwirft.
Sich vom Ballast zu befreien ist jedoch nicht nur ein einmaliger Akt, sondern ein ständiger Prozess im Leben: jedenfalls dann,
wenn Sie bereit sind, in Ihrem Leben Neues zuzulassen. Lösen Sie sich von Ihrem Ballast. Er blockiert Sie nur! Denn es sind nicht viele Dinge, die Ihnen tatsächlich etwas bedeuten.
Offensichtlicher und »heimlicher« Ballast
Warum wir Dinge sammeln
Jeder von uns kennt diese Ecken, in denen sich gern das gesamte Gerümpel des Haushalts ansammelt: Vor allem sind dies die Nischen und Lücken zwischen Möbelstücken und Wänden. Sind solche »Dreckecken« erst einmal angelegt, so halten sie sich lange, wachsen und gedeihen. In der Küche häufen sich zwischen Kühlschrank und Wand die leeren Plastiktüten, unter dem Schreibtisch stapeln sich Prospekte und Kataloge, und zwischen Schuhschrank und Garderobe werden die Flaschen zwischengelagert, die längst entsorgt werden sollten. Dort stehen sie natürlich nur »vorübergehend«, sozusagen auf halbem Weg nach drau ßen. Aber aus solchen provisorischen Standorten werden oft ständige.
Schubladen sind ein ähnliches Gebiet: Wenn Sie nicht mehr wissen, was sich darin befindet, dann haben Sie es auch schon lange nicht mehr gebraucht. Nehmen Sie sich diese Schubladen einmal vor: Welche »Schätze« treten da zu Tage? Alte Batterien, ein Walkman, der in Vergessenheit geraten ist, daneben unansehnlich gewordener Modeschmuck und eine Sonnenbrille, die man seit zwei Jahren nicht mehr getragen hat, weil sie damals schon unbequem war. Aber irgendwie ist sie noch wie neu und eigentlich zu schade zum Wegwerfen! Und ganz hinten finden sich auch noch ein paar Streichholzschachteln, die man dort ganz bestimmt nicht sucht, wenn man Feuer braucht.
Anlässlich meiner letzten Entrümpelungsaktion bei mir zu Hause habe ich ein ganzes Möbelstück weggeworfen: Die Anrichte stand in meinem Wohnzimmer, und ich musste mir eingestehen, dass ich seit über einem halben Jahr weder die Schranktüren noch die drei Schubladen geöffnet hatte. Also leerte ich den Inhalt der drei Schubladen unbesehen in große Müllsäcke. Bis zum
heutigen Tag vermisse ich nichts! Was sich hinter den beiden Türen versteckt hatte, verstaute ich in meinen Küchenschränken: unter anderem ein Kaffeeservice meiner Urgroßmutter. Es ist handbemalt und nicht mehr vollständig, und ich hatte es eigentlich »schonen« wollen; daher habe ich es nie benutzt. Jetzt verwende ich es fast täglich und erfreue mich daran. Wenn auf diese Weise ein Teil zerbricht, so ist das nur normal für Porzellan. Aber so lange genieße ich den Anblick wenigstens.
Die Rechtfertigung eines Objekts als »Gebrauchsgegenstand« reicht also bei weitem nicht aus. Es stellt sich immer noch die Frage: Wie oft brauchen wir die Dinge und wozu? Auch Ihre alte Skiausrüstung lässt sich noch gebrauchen - aber wann sind Sie zuletzt damit gefahren? Noch kritischer wird die Frage bei Kleidung. Allein, um uns zu wärmen und nicht nackt herumlaufen zu müssen, wären nicht so viele Einzelstücke nötig, wie wir sie teilweise in unseren Schränken und Kommoden horten.
Keine Frage, auch ein Auto ist ein Gebrauchsgegenstand, funktional und somit nützlich: Es bringt uns von A nach B und transportiert unsere Einkäufe. Wir brauchen das Auto, um mobil zu sein. Aber muss dafür wirklich jeder
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