Weg des Unheils, Band 1-4 (Western-Sammelband) (German Edition)
kommen. Und mit dem gefälschten Darlehensvertrag sollen die letzten möglichen Widerstände auf die Seite geräumt werden.“
„Um gegebenenfalls überhaupt so weit zu kommen, mussten dein Bruder und dessen unmittelbare Erben aus dem Weg gefegt werden“, spann Dale Roberts den Gedanken weiter. „Du bist zwar auch ein potentieller Erbe, dich aber hat man bezüglich der Übernahme der Ranch nicht als Gefahr eingestuft, denn du bist kein Vieh- oder Pferdezüchter und wirst niemals einer sein. Wozu also solltest du dreitausend Dollar berappen, um etwas zu übernehmen, das du gar nicht willst?“
„Wenn die Unterschrift auf dem Vertrag gefälscht ist, dann wirft das ein völlig anderes Bild auf die ganze Angelegenheit“, gab Warren Elliott zu verstehen. „Ich werde jedenfalls nicht locker lassen. Und wehe Irving Langdon, wenn er die Finger im schmutzigen Spiel gehabt hat.“
Es klang wie eine unheilvolle Prophezeiung.
Warren Elliott fuhr fort: „Wer waren die drei Langdon-Reiter, die meinen Bruder und Joan tot auf der Ranch gefunden haben?“
„Ich habe mit ihnen gesprochen“, gab der Deputy zu verstehen, ohne die Frage Warren Elliotts zu beantworten. „Sie versicherten glaubhaft, dass sie Rinder zurücktreiben wollten, die sich auf Elliott-Land verlaufen hatten. Dabei kamen sie in die Nähe der Farm, und weil dort alles wie ausgestorben anmutete, haben sie nachgesehen.“
„Ihre Namen, Dale“, presste Warren Elliott mit Nachdruck zwischen den Zähnen hervor.
„Walt Benson, Ty Dooley und James Hagare.“
„Ich werde noch einmal mit den Burschen reden“, murmelte Warren Elliott. „Es ist mir sehr wichtig, selbst zu hören, was sie zu sagen haben.“
„Du musst höllisch auf der Hut sein, Warren“, sagte der Deputy leise aber eindringlich. „Wenn Irving Langdon deinen Bruder und seine Familie auf dem Gewissen hat, dann zögert er auch nicht, dir heißes Blei servieren zu lassen, wenn du ihm unbequem wirst.“
„Ich werde aufpassen“, versicherte Warren Elliott.
Dale Roberts stemmte sich am Tisch in die Höhe. „Dann gehe ich mal zu Rich Butler. Er ist ein angesehener, einflussreicher und etablierter Mann in Gila Bend, und es grenzt sicherlich an Gotteslästerung, wenn ich gegen ihn ermittle. Aber vor dem Gesetz sind alle gleich – und das ist gut so.“
Auch Warren Elliott erhob sich. „Sollte ich dir vorhin zu nahe getreten sein, Dale, dann tut mir das leid. Aber wenn mein Verdacht zutrifft, dann inszeniert jemand ein höllisches Spiel, und niemand weiß, wer Hauptdarsteller oder Statisten sind oder wer nur dabei steht und den Ausgang des Dramas abwartet.“
„Schon gut, Warren.“
Die beiden Männer verließen das Office und trennten sich draußen.
Warren Elliott stand am Fahrbahnrand und überlegte, ob er an diesem Tag noch versuchen sollte, die Cowboys zu sprechen, die seinen ermordeten Bruder und seine Schwägerin auf der Ranch gefunden hatten. Es war um die Mitte des Nachmittags. Die Luft schien vor Hitze zu kochen. Es war, als leckten flammende Zungen über das Gesicht des Mannes. Er sah Dale Roberts in die Bank gehen.
Es war eine innere Unruhe, eine vibrierende Rastlosigkeit, die Warren Elliott drängte, irgendetwas zu tun. Aber was? Er wusste es nicht, und es drohte ihm den Verstand zu rauben. Der oder die Mörder seines Bruders und seiner Schwägerin liefen frei herum. Sein kleiner Neffe war spurlos verschwunden. Die Frage nach seinem Schicksal regierte und steuerte Warren Elliotts Denken, Tun und Handeln. Aber er trat auf der Stelle. Und dieses Wissen drohte ihn wie mit tonnenschwerer Last zu erdrücken.
Warren Elliott entschloss sich, zu warten. Er setzte sich auf die Vorbaukante, drehte sich eine Zigarette und rauchte. Die forschenden und neugierigen Blicke der Passanten streiften ihn. Hin und wieder grüßte jemand, aber Warren Elliott war so sehr in seine Gedanken versunken, dass er nichts und niemand beachtete.
Dann kam der Deputy zurück. Er hielt ein zusammengerolltes Blatt Papier in der linken Hand. Bei Warren Elliott angelangt hielt er die Papierrolle hoch und sagte: „Der Darlehensvertrag. Butler war ziemlich wütend. Aber er hat die Urkunde herausgerückt und noch einmal beteuert, dass alles seine Richtigkeit habe.“
„Gehen wir hinein“, murmelte Warren Elliott.
Im Office holte er die Landübereignungsurkunde aus der Westentasche und legte sie neben den Darlehensvertrag auf den Schreibtisch. Dale Roberts war nur einen Blick auf beide Unterschriften,
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