Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin
es sich selbst kannte, wie stark seine Disziplin war ... seine Tödlichkeit. Und die Verzweigungen möglicher Zukünfte verengten sich, verengten sich, verengten sich ...
Die Konstellationen der Möglichkeiten verschwanden, fielen in sich zusammen, lösten sich auf. Die Entscheidungen wurden schlichter, je weniger sie wurden, und die Alternativen waren von ungleich mehr Schmerz umhüllt.
Und doch wusste und spürte das Echo nichts von dem, was es erwartete. Mit all dem unerschrockenen Mut der Sterblichen brach es in diese unbekannte Leere auf, bereitete sich darauf vor, es zu akzeptieren, was auch immer es sein mochte.
Doch wäre es so mutig gewesen, wenn es so wäre wie sie? Fähig, alle schwindenden Möglichkeiten der Zukunft zu sehen, die vor ihm lagen?
Die Zeit wird kommen, schickte sie dem Echo im Schlaf einen Gedanken. Die Zeit wird kommen, kleines Menschenkind, da du dich wirst entscheiden müssen. Und wie wird deine Entscheidung dann lauten? Wirst du dich mir schenken? Wirst du deine und meine Ziele vereinigen? Und welchen Schmerz wirst du im Namen dieser Entscheidung hinnehmen?
Doch die Leere gab keine Antwort, und die eisige Brise verschwand mit einem Seufzen erneut in der Stille.
Noch nicht, murmelten ihre Gedanken verschlafen. Noch nicht.
Aber bald.
Kapitel 29
»Hören Sie zu, es ist mir scheißegal, was das HQ darüber sagt!«, fauchte Major Samuel Truman von den Imperial Marines. »Ich muss Verluste hinnehmen, und diese verdammten Echsen sitzen still, wo ich sie mühelos erreichen kann!«
»Sir«, gab Lieutenant Hunter fast schon verzweifelt zurück. »Ich berichte Ihnen doch nur, was mir gesagt wurde. Wir sollen die Stellung halten. Genau hier, hat man gesagt.«
»Gott verdammt noch mal!«
Wäre Major Truman dazu in der Lage gewesen, hätte er sich jetzt die Mütze vom Kopf gerissen, sie auf den Boden geworfen und wäre mit beiden Beinen darauf herumgesprungen. Doch da er zufälligerweise gerade in einer Dynamik-Panzerung steckte, wäre das etwas schwierig geworden - was seine Frustration nur noch steigerte.
Langsam zählte er bis fünfzig - er brachte nicht die Geduld auf, bis einhundert zu zählen -, dann atmete er einmal tief durch.
»Und, sagen Sie, Lieutenant«, sagte er dann auffallend bedächtig, »hat das HQ vielleicht zufälligerweise auch einen Grund genannt, warum, bitte schön, wir ›genau hier‹ bleiben sollen?«
»Sir, man hat mir nur gesagt, wir sollten die Stellung hier halten und es sei jemand auf dem Weg, der uns alles erklären werde.«
»Ach, ich verstehe.« Trumans Stimme troff vor Ironie. »Man wird uns alles erklären.«
Eine weitere Salve rishathanischer Mörsergeschosse heulte ihnen von der anderen Seite des Felsgrates entgegen, und wie angreifende Schlangen wirbelten die automatischen Luftabwehrgeschütze der Marines herum. Plasmabolzen rasten zum Himmel hinauf, und die einkommenden Mörsergeschosse explodierten weit vor ihrem eigentlichen Ziel. Das stetige, fauchende Prasseln von Handfeuerwaffen war ebenfalls von der anderen Seite des Felsgrates zu hören - hinter dem Trumans Vorhut sich ein Feuergefecht mit den Vorposten der Rish lieferte. Die Sturmgewehre, wie sie die Marines hier verwendeten, hätte man bei einer Infanterieeinheit ohne Dynamik-Panzerungen wohl als ›Geschütz‹ bezeichnet - und die Waffen, mit denen die Rish ihnen antworteten, waren noch schwerer.
Truman hörte den Schlachtenlärm, dann schüttelte er den Kopf.
»Warum überrascht es mich überhaupt immer wieder, zu welchen Idiotien sich diese Lamettahengste versteigen können?«, stellte er die rhetorische Frage. Vernünftigerweise erwiderte Hunter darauf nichts, und der Major seufzte.
»Also gut, Vincent«, sagte er mit deutlich milderer Stimme zu dem Lieutenant, »werfen Sie Ihr Kom an und informieren Sie das Hauptquartier, dass das Zwote Bataillon die Stellung hält und auf weitere Befehle wartet.«
»Jawohl, Sir!« Es gelang Hunter fast, sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen, doch Truman spürte sie dennoch und lächelte, dieses Mal ernstlich belustigt. Dann wandte er sich ab, studierte erneut die Projektion auf seinem HUD und fragte sich, welche Idiotie ihn nun schon wieder erwarten mochte.
Das Feuergefecht zwischen dem Zweiten Bataillon und den Rish in ihren Schützengräben war zu einigen sporadischen Schusswechseln abgeklungen, als der versprochene Handlanger vom Hauptquartier schließlich Trumans Gefechtsstand erreichte. Der ursprüngliche Zorn des Majors
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