Weg des Zorns 01 - Die Kriegerin
Grinsen, wie es erfahrene Frontsoldaten tauschten. »Bislang können wir nur sagen, dass sich unsere Quelle in dieser Hinsicht sehr sicher ist. Ich persönlich glaube gar nicht, dass es denen wirklich darum geht, Louvain einzunehmen. Ich denke, die Sphäre ist einfach zu dem Schluss gekommen, es sei wieder einmal an der Zeit, die Entschlossenheit des Imperiums auf die Probe zu stellen, und der Theryian-Clan hat sich freiwillig gemeldet‹, das in die Tat umzusetzen. Aber ich denke, Sie werden mir recht geben, dass Sie, wenn die wirklich an so etwas wie einen mysorthayak denken, ein wenig Vorsicht walten lassen müssen, hier irgendwelche ›Schwächen‹ auszunutzen.«
»Das können Sie laut sagen, Captain«, bestätigte Truman eifrig.
Seit den Liga-Kriegen hatten die Rish miterleben müssen, wie der technische Rückstand ihres eigenen Militärs dem ihrer menschlichen Feinde gegenüber - insbesondere ihrer menschlichen Feinde aus dem Imperium - immer größer geworden war. Vor allem die Tatsache, dass kein Rish einen Neuralrezeptor nutzen konnte, brachte sie gewaltig ins Hintertreffen; insbesondere bei Raumschlachten trat dieses Manko zutage. Ihre gewöhnlichen Waffen waren denen der Menschheit gleichwertig, und für das Rish-Gegenstück zum Fasset-Antrieb galt dasselbe - doch dass die Menschen in der Lage waren, unmittelbar auf militärisches Gerät zuzugreifen, verschaffte ihnen einen gewaltigen Vorteil.
Besonders auffällig war dieser Vorteil, was die Navy betraf. Eine Rish-Admiralin benötigte mindestens ein Kräfteverhältnis von drei zu eins, wenn sie sich gegen einen Kampfverband der Navy behaupten wollte - das war auch einer der Gründe, warum die Versorgungs- und Unterstützungsschiffe dieser Rishatha-Invasion sich sofort aus dem System zurückgezogen hatten, als die Navy aufgetaucht war. Doch wenn es um Bodengefechte ging, verschmälerte sich dieser traditionelle Vorteil der Menschen drastisch.
Zum einen waren Rish nun einmal größer. Mit ihren fast drei Metern - und im Vergleich zu den Proportionen eines durchschnittlichen Menschen waren sie dabei auch noch stämmig, geradezu untersetzt - brachte eine ausgewachsene Rishatha-Matriarchin etwa vierhundert Kilogramm Muskeln und massive Knochen auf die Waage. Kein Mensch durfte darauf hoffen, im Handgemenge gegen eine Rish bestehen zu können, wenn er nicht wenigstens Dynamik-Panzerung trug, und die Rish verwendeten ebenfalls Kampfpanzerungen - die natürlich in der gleichen, erschreckenden Größenordnung lagen wie sie selbst. Deren ungepanzerte Infanteristen verwendeten Waffen, die nur ein Mensch in Dynamik-Panzerung einsetzen konnte, und ein vollgepanzerter Rish-Infanterist (wobei jede Rishatha-Matriarchin, die auch nur einen Funken Selbstachtung besaß, jedem sofort die Lunge aus dem Leib gerissen hätte, der es gewagt hätte, sie mit einem Wort zu beschreiben, das eigentlich männlichen Geschlechts war!) war robuster als die meisten leichten Kampfpanzer der Menschheit.
Dennoch war es für Rish unmöglich, das gleiche Ausmaß an Flexibilität und an allgemeinem Lageüberblick, an ›Situationsbewusstsein‹ zu entwickeln, wie es menschliche Truppen mit Neural-Rezeptoren nun einmal an den Tag legten, doch sie hatten sich redlich bemüht, das zu kompensieren. Beim Angriff verzichteten sie auf jegliche Finesse und verließen sich ganz auf ihre Masse, ihre Widerstandsfähigkeit und ihre Feuerkraft - sie walzten regelrecht durch die gegnerischen Linien. Bei der Verteidigung hingegen setzten sie taktische Fernsonden geradezu im Übermaß ein, legten ihre befestigten Stellungen so an, dass deren Schussfelder einander sogar mehrfach überlappten, unterstützten sie mit einer so großen und leistungsstarken mobilen Reserve, wie sie nur aufbringen konnten, und arbeiteten stets mit mehrfach redundanten Luftabwehrsystemen und dem Feuerschutz schwerer Artillerie. Sich durch eine befestigte Infanteriestellung der Rishatha zu kämpfen, war stets eine kostspielige Angelegenheit.
Und das alles wurde noch deutlich schlimmer, wenn man das mysorthayak hinzunahm. Truman wusste nicht genau, wie man diesen Begriff am besten übersetzte, doch das Konzept aus der Gedankenwelt der Menschen, das diesem Begriff am nächsten kam, war wohl ›Dschihad‹ - auch wenn dieses Wort gewisse Untertöne besaß, die für die Rish nicht ganz anwendbar waren. Im Laufe der letzten Jahrhunderte war Dschihad bei der Menschheit kein sonderlich beliebtes Wort gewesen, doch der religiöse Inhalt
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