Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten
belassen, in dem sie sich derzeit befindet.«
»Bewusstlos? Vergessen Sie's, Colonel.«
»Aber ...«
»Ich sagte, vergessen Sie's! Man hält keinen Patienten dauerhaft sediert, schon gar nicht jemanden, der so etwas durchgemacht hat wie diese Frau, und ganz besonders nicht, wenn noch ein unbekanntes pharmakologisches Element hineinspielt. Ihr Zustand ist nichts, womit man irgendwelche Experimente macht, und Ihr Download hier ...« - er hielt dem Colonel das Lesegerät unter die Nase - »... ist alles andere als vollständig. Diese verdammte Datei verrät mir nicht einmal, was ein halbes Dutzend der Drogen in ihrem Pharmaskop überhaupt tun, und das Sicherheitssystem ihrer Implantate muss ein Radikal-Paranoiker im Endstadium entwickelt haben! Nicht nur, dass die Codes in ihren Implantaten jegliche externe Deaktivierung verhindern, ich kann ihr Drogen-Reservoir noch nicht einmal durch einen chirurgischen Eingriff entleeren! Haben Sie überhaupt eine Vorstellung davon, wie sehr das ihre Medikamentierung erschwert? Und das gleiche Sicherheitssystem, das es mir verbietet, auf ihre Rezeptoren zuzugreifen, verhindert auch, dass ich eine Standard-Soma-Einheit einsetze, also könnte ich die Patientin ausschließlich mit chemischen Wirkstoffen sedieren.«
»Ich verstehe.« McIlhenny drehte seinen Kaffeebecher hin und her und legte die Stirn in Falten, als ihm bewusst wurde, wie sehr er hier gegen den hippokratischen Eid des Doktors anzukämpfen versuchte. »Unter diesen Umständen sollten wir vielleicht lieber sagen, wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie die Patientin rund um die Uhr weiterhin beobachten würden.«
»Ob ihr Zustand das erfordert oder nicht, was? Und wenn sie selbst beschließt, sich auf eigene Verantwortung zu entlassen, bevor Ihre Leute vom Nachrichtendienst hier eintreffen?«
»Das kommt überhaupt nicht in Frage. Diese ›Piratenüberfälle‹ entziehen sich völlig unserer Kontrolle. Das alleine ist ja schon schlimm genug, und wenn man dann noch all die bislang unbeantworteten Fragen hinzunimmt, die im Hinblick auf diese Frau zu berücksichtigen sind ...« McIlhenny zuckte mit den Schultern. »DeVries geht nirgendwo hin, solange wir nicht zumindest ein paar Antworten erhalten haben.«
»Auch die Drecksarbeit, die ich für Sie und Ihre Geheimdienstler zu erledigen bereit bin, kennt ihre Grenzen, Colonel.«
»Was denn für eine Drecksarbeit? Sie wird wahrscheinlich noch nicht einmal gehen wollen, aber wenn das doch so sein sollte, dann sind immer noch Sie der behandelnde Arzt in einem Militärkrankenhaus.«
»Einer Patientin«, merkte Okanami an, »die zufälligerweise eine Zivilistin ist.« Er lehnte sich zurück und blickte den Colonel alles andere als freundlich an. »Erinnern Sie sich noch, was ›Zivilisten‹ sind? Sie wissen schon, diese Leute, die keine Uniformen tragen? Die, die so etwas wie ›Bürgerrechte‹ haben? Wenn diese Patientin das Krankenhaus verlassen will, dann kann sie jederzeit gehen - es sei denn, es gäbe echte medizinische Gründe dafür, sie weiterhin hier zu behalten. Und Ihre ›unbeantworteten Fragen‹ stellen nun wirklich keinen hinreichenden Grund dar.«
McIlhenny verspürte echten Respekt vor diesem Chirurgen und zupfte sich nachdenklich an der Unterlippe.
»Hören Sie, Doktor, ich wollte Ihnen wirklich nicht auf die Füße treten, und ich bin mir sicher, für Admiral Gomez gilt genau das Gleiche. Und wir sind auch keine Unmenschen wie aus dem Mittelalter, die unliebsame Zeugen einfach ›verschwinden‹ lassen. Diese Frau gehört zu unseren eigenen Leuten, und sie ist wirklich eine unserer Besten. Wir müssen sie nur ... im Auge behalten.«
»Und wo ist dann das Problem? Selbst wenn ich sie entlasse, wird sie wohl kaum an irgendeinen Ort gehen, an dem Sie sie nicht finden könnten. Zumindest nicht ohne ein Raumschiff.«
»Ach, nicht?« McIlhennys Lächeln wirkte sehr angespannt. »Ich könnte jetzt daraufhinweisen, dass sie schon einmal an irgendeinem Ort war, an dem wir sie nicht finden konnten, obwohl es ganz danach aussieht, als hätte sie eigentlich direkt vor unserer Nase liegen müssen. Wer sagt denn, dass sie das nicht jederzeit wieder tun kann?«
»Wer sagt denn, sie hätte irgendeinen Grund, das noch einmal zu tun?«, gab Okanami wütend zurück.
»Niemand. Andererseits: Wer sagt denn, dass sie es beim ersten Mal absichtlich gemacht hat?« Okanami hob die Augenbrauen, und McIlhennys Grinsen hatte etwas sehr Säuerliches. »Daran hatten Sie noch gar
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