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Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Titel: Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sein.«
    »Einunddreißig. Sie war zwanzig, als sie in diesen Einsatz gegangen ist - der jüngste Sergeant First Class in der Geschichte des Kaders. Mit zweihundertfünfundsiebzig Leuten sind sie in diesen Einsatz gegangen. Wieder zurückgekehrt sind neun von ihnen - aber sie haben die Geiseln mitgebracht.«
    Okanami starrte das blasse Gesicht seiner Patientin an - es war oval und recht hübsch, auch wenn man es nicht als ›schön‹ beschrieben hätte. So ruhig, wie sie dort lag, wirkte diese Frau fast friedlich.
    »Wie um Himmels willen ist sie denn hier gelandet - mitten im Nirgendwo?«
    »Ich glaube, sie wollte einfach ihre Ruhe haben«, erklärte McIlhenny traurig. »Nach Shallingsport wurden ihr ein Offizierspatent und das Banner von Terra verliehen, und sie hat einen Zwanzig-Jahres-Bonus erhalten - und davon hat sie sich wirklich jeden Millicredit verdient. Vor fünf Jahren ist sie dann aus eigenem Wunsch aus dem Dienst ausgeschieden und hat sich ihre Altersversorgung in Form einer Kolonisierungs-Zuweisung auszahlen lassen. Das machen die meisten so. Auf den Kernwelten gestattet man ihnen nicht, ihre Hardware zu behalten.«
    »Kann man denen wohl kaum verübeln«, merkte Okanami an und musste erneut an Thompsons Verletzung denken. McIlhenny versteifte sich.
    »Das sind Soldaten, Doktor.« Seine Stimme war eiskalt. »Keine Verrückten, keine Tötungsmaschinen - Soldaten.«
    In eisigem Zorn blickte er Okanami in die Augen, und schließlich wandte der Surgeon Captain den Blick ab.
    »Aber das war nicht der einzige Grund, warum sie hierher gegangen ist«, griff der Colonel nach kurzem Schweigen seine Erklärung wieder auf. »Sie hat diese Zuweisung dazu genutzt, Anspruch auf vier ausgewählte Grundstücke zu erheben, und dann ist sie mit ihrer ganzen Familie nach hier draußen umgesiedelt.«
    Scharf sog Okanami die Luft ein, und McIlhenny nickte. Als er weitersprach, klang seine Stimme völlig tonlos.
    »Sie war nicht da, als diese Mistkerle gelandet sind. Als sie dann wieder zu ihrem Hof zurückkehrte, hatten die schon ihre ganze Familie ermordet. Den Vater, die Mutter, ihre jüngere Schwester und ihren Bruder, ihren Großvater, einen Onkel und eine Tante, und dazu noch drei Cousins. Alle.«
    Er streckte die Hand aus und legte sie der schlafenden Frau auf die Schulter. Die Bewegung wirkte fast zärtlich und fast schon unpassend empfindsam bei diesem großen Mann mit seinen dicken Muskeln; dann legte er das lange, schwere Gewehr, das er bei sich führte, quer über den Tisch am Krankenbett.
    »Ich habe ihr Gut aufgesucht.« Nun klang seine Stimme sehr sanft. »Diese Mistkerle hatten es da wirklich nicht leicht. Ihr Großvater war auch da draußen - Sergeant Major O'Shaughnessy. Der gehörte wirklich zu uns, und er hat vier Leute mit in den Tod gerissen. Es sieht ganz so aus, als hätte ihr Vater noch fünf weitere der Angreifer getötet ... und das war ein Ujvári, Doktor.«
    Der Colonel schaute Okanami an, dann richtete er den Blick wieder auf dessen Patientin.
    »Und dann ist sie nach Hause gekommen. Sie muss auf der Jagd gewesen sein, nach Eisluchsen oder Schneewölfen - das hier ist eine Vorlund Express, vierzehn Millimeter, Halbautomatik mit Rückstoßdämpfung -, und sie hat sich fünfundzwanzig Mann gestellt, die mit Panzerungen, Granaten und Sturmgewehren ausgestattet waren.« Kurz glitt seine Hand über die Waffe, dann blickte der Colonel dem Arzt wieder in die Augen. »Sie hat sie alle erledigt.«
    Auch Okanami blickte nun wieder auf seine Patientin herab, dann schüttelte er den Kopf.
    »Das erklärt es immer noch nicht. Meinem ganzen medizinischen Wissen gemäß hätte sie da unten sterben müssen, es sei denn, in Ihren Downloads steht irgendetwas anderes - und ich kann mir wirklich nichts vorstellen, was das hätte verhindern sollen.«
    »Sie brauchen keine Zeit darauf zu verschwenden, nach etwas Derartigem zu suchen, Doktor. Sie werden nämlich nichts finden. Unsere eigenen Mediziner pflichten Ihnen da ganz bei. Captain DeVries ...« - erneut berührte McIlhenny die reglose Schulter der ehemaligen Kader-Angehörigen - »... kann unmöglich noch leben.«
    »Sie tut es aber«, warf Okanami leise ein.
    »Stimmt.« McIlhenny ließ das Gewehr liegen und wandte sich vom Krankenbett ab. Mit einer höflichen Geste bedeutete er dem Doktor, sich ihm anzuschließen. Dann verließ er das Krankenzimmer. Der Chirurg war nicht angetan von der Vorstellung, die Waffe zurückzulassen, doch die zahlreichen

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