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Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Titel: Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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arrogant, kleines Menschenkind. Als wir einander zum ersten Mal begegnet sind, habe ich dein Mitgefühl und deinen Glauben an die ›Gerechtigkeit‹ gesehen, und ich habe sie gefürchtet. Sie waren zu sehr ein Teil von dir, und ich hielt es für zu wahrscheinlich, dass sie dein Urteilsvermögen beeinträchtigen würden, wenn der Augenblick schließlich gekommen wäre.
    Ich habe mich getäuscht. Oh, Alicia ...« Der Schmerz in der Stimme der Furie war entsetzlich, denn sie war ein Wesen, das niemals Derartiges hätte verspüren sollen. »Ich habe mich so sehr getäuscht! Und weil dem so war, habe ich aus deinem Hass eine Waffe gebaut. Diese Waffe sollte sich nicht gegen deine Feinde richten, sondern gegen dich. Sie sollte dich im Notfall dazu zwingen können, mir zu Willen zu sein - und indem ich das getan habe, habe ich jemanden verletzt, der von keinerlei Makel befleckt war. Es hat eine Zeit gegeben, da hätte mir das nichts ausgemacht. Doch jetzt ist das anders. Du darfst dich nicht selbst für das hassen, was ich dir angetan habe.«
    »Es ist doch völlig ohne Bedeutung, wen ich hasse.« Alicia ließ sich in den Sessel zurückfallen und öffnete die tränennassen Augen; ihre Stimme war rau und schmerzerfüllt. »Verstehst du nicht einmal das? Es ist völlig ohne Bedeutung! Von Bedeutung ist doch jetzt nur noch, was aus mir geworden ist!«
    »Die Schuld daran trage ich.« Die Stimme der Furie wurde deutlich fester. »Und so bin auch ich diejenige, die den Preis dafür zu zahlen hat. Ich schwöre dir, Alicia DeVries, ich werde nicht zulassen, dass du das wirst, was du fürchtest.«
    »Kannst du ...« Die Worte blieben Alicia im Halse stecken. Sie schluckte, dann versuchte sie es erneut, und ihre Stimme war leise und verängstigt. »Kannst du mich aufhalten? Kannst du es wiedergutmachen?«
    »Das weiß ich nicht«, gab Tisiphone unerschütterlich zurück. »Ich schwöre dir, dass ich es versuchen werde, aber ich bin weniger darin geübt zu heilen als zu verletzen, und was ich dir angetan habe, wird von Stunde zu Stunde stärker. Schon jetzt ist es stärker, als ich für möglich gehalten habe - vielleicht sogar stark genug, uns beide zu zerstören. Aber ich habe lange genug gelebt - vielleicht sogar schon zu lange. Ich werde tun, was immer ich kann. Und sollte ich scheitern ...« - ihre Stimme wurde sehr sanft - »... werden wir gemeinsam untergehen, kleines Menschenkind.«
    »Nein!« Megairas Protest war heftig und voller Angst. »Du darfst sie nicht töten! Das werde ich nicht zulassen!«
    »Ruhig, Megaira«, flüsterte Alicia. Erneut schloss sie die Augen - dieses Mal nicht vor Entsetzen, sondern voller Dankbarkeit -, und doch spürte sie das Leiden der Schwesternwesenheiten in sich und zwang sich dazu, sanft weiterzusprechen. »Sie hat recht. Das weißt du auch, du bist ein Teil von mir. Glaubst du wirklich, ich würde so weiterleben wollen? Als so etwas?« Sie erschauerte und schüttelte den Kopf. »Aber es tut mir so leid, dir das anzutun, meine Liebe. Du hast etwas Besseres verdient, es sei denn ... Glaubst du ... Ist unser Link andersartig genug, dass du vielleicht ...?«
    »Ich weiß es nicht.« Die tonlose Stimme der KI klang tränenerstickt. »Und es ist auch bedeutungslos, denn das werde ich nicht tun.«
    »Bitte, Megaira! Tu mir das nicht an!«, flehte Alicia. »Versprich mir, dass du es wenigstens versuchen wirst. Ich glaube nicht ... ich glaube nicht, dass ich es ertragen könnte, zu wissen, dass du das nicht tust, wenn ich ... wenn ich ...«
    »Dann wirst du dich eben richtig anstrengen müssen, dass das nicht passiert. Ohne mich gehst du nirgendwohin ... niemals.«
    »Aber ...«
    »Das ist ihr gutes Recht, kleines Menschenkind«, merkte Tisiphone leise an. »Verwehre ihr nicht diese Entscheidung, und verüble es ihr nicht, wie auch immer sie sich entscheiden mag. Es ist ebenso wenig ihre Schuld wie die deine.«
    Alicia senkte den Kopf. Die Furie hatte recht, und wenn Alicia nun versuchte, die KI zu irgendetwas zu zwingen, würde sie nur die Zeit, die ihnen noch blieb, mit Schmerz und Schuld ausfüllen.
    »Also gut«, flüsterte sie. »Also gut. Wir sind gemeinsam so weit gekommen; wir werden auch den Rest des Weges gemeinsam gehen.«
    Zur Antwort hüllte Megairas warmes, tröstliches Schweigen sie ein, und eine fragile Stille legte sich über die Brücke, angefüllt mit einem sonderbaren, bittersüßen Gefühl der Zustimmung. Was sie zu werden drohte, durfte keinesfalls überleben, und das würde

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