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Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Titel: Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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wir haben wirklich richtig viele Treffer abbekommen. Der Korridor vor der Brücke steht derzeit nicht unter Druck.«
    »Heißt das ...?«
    »Das heißt, dass ich daran arbeite«, bat die KI um Entschuldigung, »aber ich brauche noch mindestens eine Stunde, bis ich den Druckausgleich einleiten kann.«
    »Oh, Mist«, stöhnte Alicia gequält auf. »Dann halte mal deine Traktordüsen bereit, weil ...«
    Sie brach ab, als die Biologie ihr Recht einforderte.
    Eine halbe Stunde später saß Alicia mit bleichem Gesicht eng zusammengekauert in ihrem Sessel. Ihre Uniform war fast sauber - mit ihren Traktordüsen hatte Megaira einen Großteil des Erbrochenen einfangen und sofort entsorgen können-, doch der klebrige Gestank von Furcht und Übelkeit hing immer noch in ihren Kleidern und ihrem Haar, und Alicia rieb sich mit den Handballen über das Gesicht, als sich tief in ihrem Innersten eine neue, viel größere Angst regte. Jetzt, da die unmittelbaren Schrecken des Kampfes vorbei waren, hatte sie Zeit, nachzudenken ... und zu begreifen, warum sie getan hatte, was sie getan hatte.
    Sie hatte die Beherrschung verloren. Sie war nicht in Panik verfallen, nicht vor Angst erstarrt, hatte nicht zu fliehen versucht. Stattdessen hatte sie etwas viel Schlimmeres getan.
    Sie war zur Berserkerin geworden. Sie hatte das Ziel aus den Augen verloren, den ganzen Plan, hatte vergessen, wie wichtig ihr eigenes Überleben war. Sie hatte sogar vergessen, dass Megaira zusammen mit ihr in den Tod gehen würde - sie hatte einfach alles vergessen und nur noch dieses Bedürfnis gespürt, Tod und Verderben zu bringen ... und es war auch nicht nur vorübergehend gewesen. Auch jetzt noch verspürte sie diese Blutgier, wie ein schwarzes Feuer, bei dem ein einziger Luftzug ausreichen würde, es wieder auflodern zu lassen.
    Es war reiner Wahnsinn, und es ängstigte Alicia, denn es war unendlich schlimmer als der Wahnsinn, den Tannis gefürchtet hatte - und Alicia hatte auch Megaira damit angesteckt. Der Navy hatte man den Befehl erteilt, sie augenblicklich zu töten, sobald sich eine Gelegenheit dazu ergab; nun wusste Alicia, dass dieser Befehl voll und ganz gerechtfertigt war. Wenn man sich schon davor fürchtete, was ein Angehöriger der Springereinheiten im Wahn anzurichten vermochte, wie viel entsetzlicher war dann der Wahnsinn eines AlphaSyntho-Piloten?
    »Nein, kleines Menschenkind.« Gequält verzog Alicia das Gesicht, denn in der leisen Stimme der Furie schwang etwas mit, das sie noch nie zuvor bei ihr gehört hatte: Trauer. Sie biss die Zähne zusammen und wandte sich davon ab, hielt sich an ihrem Selbsthass fest, doch Tisiphone gestattete es Alicia nicht, ihr auszuweichen. »Nicht du hast das getan. Das war ich. Ich habe ... mich in unverzeihlicher Art und Weise eingemischt. Mach dir keine Vorwürfe für einen Fehler, den ich begangen habe.«
    »Dafür ist es jetzt wohl ein bisschen spät«, krächzte Alicia.
    »Aber es ist nicht deine Schuld. Es ...«
    »Meinst du wirklich, es macht irgendeinen Unterschied, wessen Schuld das nun ist?!« Ihre Hände verkrampften sich zu Fäusten, als der kaum bezähmbare Wahnsinn sich wieder regte; Tränen strömten ihr über die Wangen.
    »Alley ...«
    »Sei still, Megaira! Sei einfach still!«, zischte Alicia. Sie spürte, wie verletzt Megaira war, spürte auch die verzweifelte Sorge der KI - und Alicia verschloss sich davor, denn sie wusste, Megaira liebte sie. Megaira würde sich weigern, sich dem Ding zu stellen, zu dem Alicia geworden war. Megaira würde sie beschützen - und Alicia war schlichtweg zu gefährlich, um beschützt werden zu dürfen.
    Schweigen breitete sich über ihr Denken und Fühlen, ihr Atem ging stoßweise. Sie besaß immer noch genug Selbstbeherrschung, um das hier zu einem Ende zu bringen. Sie konnte versuchen, sich zu stellen ... und wenn die Navy sie bei diesem Versuch tötete, dann wäre das vielleicht für alle die beste Lösung. Aber wie lange würde sie diese Selbstbeherrschung noch aufbringen? Alicia fühlte deutlich, wie ihr altes Selbst nach und nach starb, wie dieser unkontrollierbare Trieb Teile ihres Selbst Stück für Stück zerfraß, und ob dieses eigenen Zerfalls erfasste sie blankes Entsetzen.
    »Kleines Menschenkind ... Alicia, du musst mich anhören«, sagte Tisiphone schließlich. Alicia kauerte sich noch enger zusammen, presste die Hände auf die Ohren, grub sich die Fingernägel tief in die Schläfen, doch sie konnte die Stimme der Furie nicht vertreiben. »Ich war

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