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Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Titel: Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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KI. Alicia fiel in den Sessel zurück wie ein achtlos fortgeworfenes Spielzeug, als der Computer sich der Furie entgegenwarf wie ein Muttertier, das seine Jungen beschützen musste. Sein eigenes Herz konnte er sich nicht mehr herausreißen, er konnte das Schiff nicht mehr selbst zerstören, um den Diebstahl zu verhindern. Das Einzige, was er noch zerstören konnte, war dieser Eindringling. Schaltungen schlossen sich. Mehr und mehr Energie durchströmte sie, und der Kampf wurde auf allen Ebenen gleichzeitig ausgetragen, an jedem einzelnen Berührungspunkt. Alicia sackte zusammen, sie spürte, wie die Kraft sie verließ, die sie brauchte, um Tisiphones mitleidlos gestellten Forderungen nachzukommen, denn jetzt wurde noch mehr Zorn gebraucht, mehr als nur rohe Wildheit, und die Furie entriss ihr diese Emotion ohne jegliche Gnade.
    Verstand und Computer leisteten sich einen titanischen Kampf, stießen innerhalb von Mikrosekunden zu und wehrten Schläge des Gegners ab, doch Tisiphones Angriffe hatten die schlafende KI aufgescheucht. Sie erwachte nun, und Tisiphone warf einen Schild darüber, der jeglichen Versuch des Computers vereitelte, Kontakt mit der KI aufzunehmen. Tisiphone hatte nicht die Zeit, sich das Bewusstsein der KI einzuverleiben, doch sie trennte ganze Schaltkreis-Sektoren ab, als diese versuchten, Alarm zu schlagen, und machte so die Isolierung des Computers vollkommen. Und als Tisiphone dann Segment um Segment in ihre Gewalt brachte, machte sie sich auch deren Energie zu eigen, nutzte sie zu ihren eigenen Zwecken und verstärkte so ihre eigenen Fähigkeiten. Noch nie hatte sie es mit einem Gegner wie diesem Computer zu tun gehabt, doch sie war nicht mehr in der Lage, zu zählen, wie vielen Menschen sie sich schon entgegengestellt hatte ... und dieser Gegner hier war darauf ausgelegt, Verbindung mit dem Verstand eines Menschen aufzunehmen.
    Sie spürte die Alarme und unterlief die schwächer und schwächer werdende Gegenwehr, um sie zu deaktivieren. Sie drang in das Kommunikationszentrum vor, isolierte es und erstickte die hektischen Versuche des Computers, seine Schöpfer zu alarmieren. Tisiphone war ein Wirbelwind aus Feuer, gänzlich fremdartig und sich doch sehr wohl bewusst, wogegen sie hier kämpfte, und sie stieß wieder und wieder zu, während der Computer sich noch mühte, sie zu analysieren, um eine geeignete Gegenmaßnahme ausarbeiten zu können.
    Alicia lag in dem Kommandosessel und zuckte unkontrolliert. Sie schluchzte, kalkweiß im Gesicht, gelähmt durch heftige Schmerzen, als der Rückstoß von Tisiphones Kampf sie wieder und wieder erfasste. Ihr Selbsterhaltungstrieb verlangte, sich das Headset vom Kopf zu reißen, doch das, was über das Headset-Link immer weiter auf sie einstürmte, lähmte ihre Bewegungen. Sie wollte, dass es aufhörte! Sie wollte sterben. Sie war bereit, alles zu tun, damit diese Qual aufhörte, und doch gab es keinen Ausweg.
    Und als der Kampf zwischen der Furie und den Sicherungssystemen auf seinen unerträglichen Höhepunkt zusteuerte, erwachte das schlafende Herz der KI. Das hätte nicht geschehen dürfen! Alleine schon die Tatsache, dass irgendetwas in den Computerkörper dieser KI eingedrungen war, hätte dafür sorgen müssen, dass das nicht geschah, doch Tisiphone hatte sämtliche Unterbrecher überbrückt. Sie erwachte, unwissentlich und unwissend, wurde ruckartig und ohne Vorwarnung ins Bewusstsein gerissen, erwachte in diesem Krieg, der sie umtoste, und so tat die KI das Einzige, von dem sie wusste, wie sie dabei vorzugehen hatte.
    Sie tastete umher, so wie man es für sie vorgesehen hatte, folgte dem Befehl, ihre andere Hälfte zu suchen, um bei der menschlichen Seite ihrer selbst Verständnis und Schutz zu finden, und Alicia keuchte auf, als Filamente fremdartiger ›Gedanken‹ sie plötzlich durchzuckten.
    Es war schrecklich ... und wunderbar. Schmerzhafter als alles, was Alicia bislang jemals erlitten hatte, entsetzlich in seiner endlosen Macht, geschwängert mit dem Tod der Person, die sie stets gewesen war. Ihrer Persönlichkeit. Es durchzuckte sie wie ein Dolch, schnitt tiefer und tiefer, drang in Nischen vor, die bislang nicht einmal Tisiphone erkundet hatte. Mit dieser Entdeckung kam noch mehr. Sie sah sich selbst mit unbarmherziger Klarheit, sah jede Kleinigkeit, jede Engstirnigkeit, jeden ihrer Fehler, sah ihre Schwächen und die Selbsttäuschungen, denen sie sich bislang hingegeben hatte, als durchzucke ein Blitz die finstere Nacht - und sie

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