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Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten

Titel: Weg des Zorns 02 - Der Zorn der Gerechten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Tief atmete sie durch, dann richtete sie sich in ihrem Sessel auf und legte mit ruhigen Bewegungen ihr Headset ab. Wie eine Schlange, jederzeit bereit zum Angriff, krampfte sich die Furcht in ihrer Magengrube zusammen, doch Alicia erhob sich aus dem Sessel und ging auf die Luke zu ... ihrem Schicksal entgegen.
    Auf der Innenseite der Außenluke, die zur AlphaSyntho führte, befand sich ein Tastfeld. Alicia hatte keine Ahnung, mit was für einem Abwehrsystem es verbunden war - nur dass es gewiss ausreichen würde, um jeglichen unbefugten Eindringling zu eliminieren.
    »Gib mir deine Hand«, wies Tisiphone sie an, und Alicia biss sich auf die Lippen, als ihr Arm, gesteuert von einem fremden Wesen, sich zielstrebig hob. Ihr Zeigefinger gab auf dem Tastfeld eine Ziffernsequenz ein, die so lang und kompliziert war, dass es Alicia schien, als dauere die Eingabe ewig, doch schließlich schloss sich die Außenluke, und die Innenluke glitt zur Seite.
    Sofort hatte Alicia ihren rechten Arm wieder in ihrer Gewalt, und sie betrat das Schiff. Unwillkürlich blickte sie sich neugierig um, denn die Gerüchte über die Einrichtung dieser Schiffe reichten vom schlichtweg Bizarren bis zum Makaberen.
    Was sie hier vorfand, sah fast schon enttäuschend normal aus; es gab hier weder Behälter mit Nährlösungen für die biologische Steuereinheit, noch den opulenten Luxus, der selbst einen Sybariten zufriedengestellt hätte. Der charakteristische Geruch eines neuen Raumschiffes stach ihr in die Nase; auch eine Spur von Ozon nahm Alicia wahr. Doch es war nichts von den behaglichen Düften zu finden, die erkennen ließen, dass hier tatsächlich jemand lebte. Nirgends gab es Staub. Jede Oberfläche glitzerte, sie alle waren unverkennbar neu, ohne Schrammen und Gebrauchsspuren, so unpersönlich wie ein Neugeborenes, doch unbewusst atmete Alicia erleichtert aus, denn das ruhige Summen der Systeme, die sich derzeit im Standby-Modus befanden, verriet keinerlei Aggressivität. Die einzige Bedrohung ging hier von ihrem Inneren aus. Sie war verborgen, stürzte sich nicht mit gefletschten Zähnen auf sie.
    Alicia folgte Tisiphones lautlosem Hinweis, durchquerte das Schiff und fand überraschend geräumige Kabinen vor. Nichts davon hatte irgendetwas Persönliches, doch das bislang unverkennbar ungenutzte Mobiliar war nicht gerade spartanisch. Tatsächlich waren diese Unterkünfte so bequem und so gut ausgestattet wie die meisten Kabinen erster Klasse an Bord von Passagierschiffen - und das, so vermutete Alicia nach kurzem Nachdenken, ergibt ja auch durchaus Sinn. Es gab nur einen einzigen Menschen, den es hier zu versorgen galt. Selbst in einem Schiff, das so mit Systemen und Waffen vollgestopft war wie dieses hier, blieb damit den Konstrukteuren genug Platz, um es besagtem Menschen so behaglich wie nur möglich zu machen. Und wenn man den Rest seines Lebens auf diesem Schiff verbringen muss, setzte eine eisige Stimme hinzu, dann ist das auch wirklich dringend notwendig.
    Ihre Hand zuckte, als Alicia vor die Luke trat, die auf die Brücke führte, und sie gestattete Tisiphone, sie anzuheben und an ein weiteres Tastfeld zu legen.
    »Wie hast du das alles nur vorbereitet?«, fragte sie und beobachtete ihre Finger dabei, erneut zahlreiche Ziffern einzugeben.
    »Deine Leute machen sich stets Sorgen, irgendjemand könne von außen auf ihre Computer zugreifen. Das habe ich nicht getan; ich habe diese Computer zu einem Teil meiner selbst gemacht, und nachdem ich erst einmal in Erfahrung gebracht hatte, wo die benötigten Daten zu finden waren, war es relativ unkompliziert, wenngleich zeitaufwändig und gelegentlich ein wenig knifflig, sie auch abzurufen. Ah!«
    Ein grünes Licht blinkte auf, die Luke glitt zur Seite, und Alicia stand auf der Schwelle und spähte in den Raum hinein. Sie musste all ihren Mut zusammennehmen, diese Schwelle auch zu überschreiten.
    Die Brücke war ebenso neu und unberührt wie der Rest des Schiffes. Die Schotts waren in einem neutralen Grau gehalten, von dem das Auge nicht überanstrengt wurde; nirgends gab es Displays und Anzeigen, wie Alicia es gewohnt war, und vor dem augenscheinlich recht bequemen Kommandosessel befanden sich keine von Hand bedienbaren Instrumente. Natürlich nicht, dachte Alicia und betrachtete das Link-Headset, das daran hing, mit morbider Faszination. Ein Pilot steuert ein AlphaSyntho-Schiff ja nicht, er ist ein Teil dieses Schiffes, und im Gegensatz zu den CyberSyntho-Schiffen, bei denen immer noch

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