Weg in die Verdamnis
getroffen. Dieser Mann ist kein Gegner mehr für mich.«
Ignatius wollte Santerre so lange wie möglich hinhalten. Irgendwann mußte Suko ja zurückkehren, aber der Satansdiener dachte anders darüber, wie er sehr bald erklärte.
»Ich werde dich nicht am Leben lassen. Ich werde dich hier und auf der Stelle vernichten, denn ich hasse Pfaffen!«
Das glaubte ihm Ignatius aufs Wort. Das Böse haßte das Gute.
Ignatius war auch klar, daß sein Feind keine Zeit verlieren durfte. Für ihn kam es darauf an, das unsichtbare Tor zum Weg in die Verdammnis zu öffnen. Er konnte sich kein langes Warten mehr leisten, er mußte einfach den entscheidenden Schritt nach vorn gehen.
Dazu durfte es Ignatius nicht kommen lassen. Er stand allein, und vor ihm hielt sich ein übermächtiger Feind auf. Die rechte Hand hielt Ignatius noch immer in der Manteltasche vergraben, und die Finger umklammerten den Rosenkranz. Er spürte sehr deutlich die Perlen, wie sie so glatt an seiner Haut entlangglitten.
Er sah auch das Gesicht vor sich.
Der andere war größer als Ignatius. Er hielt den Kopf etwas gesenkt. In den Furchen und Falten schimmerte es grau, grünlich und auch etwas gelb. Und die Augen sahen aus wie böse Laternen, die ihre Kraft aus dem Innern holten.
Kraft für den Tod!
»Nein!« flüsterte Ignatius, und dasselbe Wort schrie er noch einmal.
Dabei aber zerrte er seine rechte Hand aus der Tasche und mit ihr den Rosenkranz.
Es war die Chance, auf die er baute. Im Bogen schleuderte er den Rosenkranz in die Höhe und zielte damit auf das Gesicht unter der Kapuze. Die Haut, die ihn mehr an seine Ruine erinnerte, wurde von den Perlen des Rosenkranzes voll erwischt. Ignatius hörte das Klatschen, als die Perlen aufprallten. Er sah, wie Santerre seine Hände in die Höhe riß, die Bewegung aber zu spät kam.
Da hatte der Rosenkranz bereits getroffen. Aus dem offenen Mund der Gestalt löste sich ein makaber klingender Schrei. Santerre taumelte zurück, und Ignatius hatte dabei den Eindruck, als würden die Perlen für einen Moment an der Haut festkleben. Er riß sie aber wieder ab, wollte erneut ausholen, als ihm etwas entgegenflog.
Diesmal reagierte er nicht rechtzeitig genug. Die Faust erwischte ihn zum Glück nicht im Gesicht, sonst hätte sie ihm die Nase zertrümmert. Ein Schlag wie mit dem Hammer traf ihn an der Stirn, und es war ein Volltreffer.
Santerre brauchte nicht noch einmal zuzuschlagen. Dieser Treffer holte Ignatius von den Beinen, er hätte auch einen weitaus härteren Mann gefällt. Der Father wand sich auf dem Boden, dabei hatte er noch Glück gehabt. Seine Schulter hatte den Aufprall etwas abgemildert.
Dann blieb er liegen. Santerre ging auf ihn zu.
Er stöhnte leise und hob gleichzeitig den rechten Arm an. Mit der Hand tastete er dorthin, wo ihn der Rosenkranz getroffen hatte. Die geweihten Perlen hatten bei ihm im Gesicht ihre Spuren hinterlassen. Die Haut war an einer gewissen Stelle aufgeplatzt und weich geworden. Sie sah aus wie alter Pudding, und das feuchte Weiß eines Knochen schimmerte durch. Zudem drehten sich leichte Rauchschwaden nahe der Wunde.
Es war zu sehen, wie und was diese Gestalt fühlte. Der Haß auf den vor ihm liegenden Mann war übergroß geworden, er endete in der Vernichtung. Der Pfaffe mußte einfach getötet werden.
Plötzlich änderte sich alles. Santerre schaute in die Höhe und über den Liegenden hinweg. Er hatte die Stimmen gehört, er sah seine Diener kommen, und plötzlich war Ignatius nicht mehr wichtig.
Die Augen des Unheimlichen strahlten. Eine gewisse Gier hatte dort ihren Platz gefunden. In ihm brannte es heiß wie das Feuer der Hölle.
Der Weg in die Verdammnis lag dicht vor ihm. Der Satan würde sich freuen, wenn sie aus der Gondel in die Tiefe sprangen.
Plötzlich hatte er es eilig und hetzte mit langen Schritten auf das Kassenhaus zu.
Father Ignatius aber blieb wie tot auf dem Boden zurück.
***
Suko wußte nicht, ob er richtig gehandelt hatte, indem er Ignatius allein zurückließ, aber wer konnte schon sagen, was in einer derartigen Lage richtig oder falsch war? Hier konnte alles Mögliche passieren. Konnte, und daran richtete sich Suko auf, denn bisher war noch nichts passiert.
Er lief in einem weiten Bogen um das Riesenrad herum, denn Suko wollte auch die Umgebung im Auge behalten. Schließlich wußte er nicht, woher die Gefahr kam.
Daß sie vorhanden war, daran glaubte er fest. Santerre und seine Helfer würden die Sache durchziehen, an deren Ende
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