Wege des Herzens
erzählen will. Ich glaube, ich bin einfach durchgedreht, als ich das Wort ›Herzinfarkt‹ gehört habe.«
»Ein Herzinfarkt ist heutzutage kein Todesurteil mehr. Wir behaupten zwar nicht, dass so etwas keine Spuren hinterlässt, aber wenn Ihr Mann regelmäßig zu den Kontrolluntersuchungen hierherkommt und auf sich achtet, kann man viel erreichen.«
»Jetzt weiß ich das, Dr.Casey, aber die Aussicht, eventuell ohne Aidan weiterleben zu müssen, hat mich in dem Moment fast um den Verstand gebracht. Wissen Sie, ich habe ihn erst so spät im Leben kennengelernt, dass ich ihn jetzt unbedingt noch viele Jahre lang bei mir haben will. Sonst wäre doch alles sinnlos.«
»Ich verstehe.«
»Ich glaube, Sie verstehen tatsächlich, wovon ich rede. Ihre Mitarbeiter in der Klinik haben mir erzählt, dass auch Sie erst vor kurzem eine neue Liebe gefunden haben und mit diesem Mann in Italien waren. Nehmen Sie mir meine Neugier nicht übel, aber ich wollte mich unbedingt persönlich bei Ihnen entschuldigen und habe deshalb Ihre Leute schrecklich genervt, bis sie mir erzählt haben, dass Sie in Urlaub sind …«
»Sie müssen sich nicht entschuldigen, Mrs.Dunne. Trotzdem überrascht es mich, dass man Ihnen gesagt hat, ich sei mit einem Freund in Urlaub gefahren. Zufälligerweise stimmt das, aber normalerweise sind meine Mitarbeiter diskreter, was mein Privatleben angeht.«
»Oh, das ist ganz allein meine Schuld, bitte, machen Sie ihnen keinen Vorwurf. Ich habe sie so lange gelöchert, bis sie sich nicht mehr anders zu helfen wussten.«
Clara betrachtete die Frau nachdenklich. Nora Dunne strahlte eine große Leidenschaft aus. Schließlich fuhr Nora fort: »Ich war so froh, als ich erfuhr, dass auch Sie eine große Liebe im Leben haben. Also würden Sie wissen, was es heißt, Angst zu haben, diesen Mann zu verlieren. Und Sie würden das beinahe schon krankhafte Bedürfnis kennen, ständig mit diesem Menschen zusammen sein zu wollen. Sollte Aidan etwas zustoßen, würde ich nicht mehr weiterleben wollen. Ich glaube, mein Herz würde aus Solidarität ebenfalls zu schlagen aufhören. Ich könnte es inzwischen nicht mehr ertragen, einen Tag oder eine Nacht ohne ihn zu sein, ohne sein liebes Gesicht. Und nachdem Sie mit einem Mann, den Sie lieben, in Bella Italia waren, wird es Ihnen nicht schwerfallen, mir zu verzeihen.«
Clara hob erneut den Blick, aber sie sah die Frau nicht, die vor ihr saß. Stattdessen blickte sie auf ein Leben, in dem sie sich mit Peter
arrangiert
hätte – ein Leben, das aus Sonderangeboten, Schnäppchen und reduzierten Preisen bestand, ein Leben voller Kameradschaft, in dem sie nie einsam war, in dem es aber auch kein Risiko, keine Freiheit und keine Individualität mehr gab.
»Mrs.Dunne, Sie haben mir einen großen Gefallen damit getan, dass Sie heute zu mir gekommen sind. Ich schiebe schon seit Tagen eine Entscheidung vor mir her, aber jetzt ist mir alles klargeworden, und ich werde die Sache noch heute Abend erledigen«, sagte sie.
Verwirrt schaute Nora Dunne ihr nach, als Clara das Haus verließ und zu ihrem Wagen ging.
Peter drückte auf den Türöffner, als sie an seiner Wohnung klingelte.
Mit schwerem Herzen stieg Clara die Treppe hinauf.
»Soll ich eine Flasche Wein aufmachen? Haben wir was zu feiern?«
»Nein – es sei denn, du willst darauf anstoßen, dass du ein freier Mann bist«, erwiderte sie leise.
Einen Augenblick lang war Peter zu schockiert, um ihr eine Antwort geben zu können. Dann kam er auf sie zu. »Aber
warum
, Clara,
warum?
Wir kommen doch so gut miteinander aus – Amy liebt dich, ich mag deine Mädchen.«
»Peter – weißt du, was ich mit dem
gewissen Etwas
meine?«, fragte sie.
»Nein. Nein, ich weiß es nicht, was meinst du damit?«
»Ist schon gut.«
»Ich könnte es lernen«, sagte er hoffnungsvoll. Er war so nett. Sie war vollkommen verrückt. So wie damals, als sie Alan geheiratet hatte.
Aber es
gab
sie – leidenschaftliche Liebe, die einen um den Verstand brachte. Es war noch keine Stunde her, dass sie ihr in Gestalt dieser Frau in der Klinik gegenübergesessen hatte. Sie war irgendwo da draußen. Clara würde keinen Kompromiss eingehen und sich mit nichts arrangieren. Peter bat sie zwar, dass sie noch ein wenig warten sollten, bevor sie eine Entscheidung trafen, aber Claras Entschluss stand fest.
»Können wir wenigstens Freunde bleiben und ab und zu eine Nacht miteinander verbringen?«, fragte er.
»Nein, das würde nicht funktionieren«,
Weitere Kostenlose Bücher