Wege des Herzens
beiden stöhnenden jungen Polen begann Dr.Declan Carroll seine Mund-zu-Mund-Beatmung von Rosemary Walsh, zweifellos die unsympathischste Person, die je einem von ihnen untergekommen war.
Die Rettungssanitäter waren voll des Lobes. Wäre der junge Arzt nicht gewesen, sagten sie … und schüttelten den Kopf. Minuten später hatten sie Rosemary ins Krankenhaus gebracht. Sie war zwar schwer verletzt, aber außer Lebensgefahr. Irgendjemand würde es ihrer Familie mitteilen müssen.
»Ich sage es Carl«, meinte Ania.
»Und ich werde Bobby verständigen«, versprach Declan.
Bis Clara in die Klinik zurückkam, hatte Hilary bereits mit der Polizei gesprochen, die man verständigt hatte, um den Unfall zu untersuchen. Mit klarer Stimme hatte sie den Beamten erklärt, dass Rosemary Walsh geradewegs auf die Leiter zugelaufen sei und so den Unfall verursacht habe.
»Und warum hat sie die Leiter nicht gesehen?«, fragte der junge Polizist.
»Weil sie sehr aufgeregt war«, erwiderte Hilary diplomatisch.
»Wo ist Declan jetzt?«, wollte Clara wissen.
»Unterwegs ins Grüne, um Bobby schonend die Nachricht beizubringen.«
»Und wieso ist Fiona nicht mit ihm gefahren? Ich habe sie gesehen, als ich gerade gekommen bin.«
»Frag mich was Leichteres, Clara. Ich glaube, da stimmt irgendetwas nicht bei den beiden. Ich habe so ein Gefühl, als würden wir unsere neue Garderobe eher zur Hochzeit unserer eigenen Kinder tragen, statt sie an Declans und Fionas großen Tag auszuführen.«
»Tja, ich denke, du könntest recht haben. Schade. Sie passen so gut zusammen. Und das heißt, dass wir auch Fiona verlieren werden, befürchte ich.«
»Aber warum?«, fragte Hilary. »Declan wird so oder so weggehen. Sein Jahr ist fast um.«
»Fiona wird dann bestimmt auch nicht mehr bleiben wollen. Nicht, wenn alles aus ist. Sie wird sich etwas anderes suchen.«
»Ich wüsste gern, was da los ist«, sagte Hilary.
»Wahrscheinlich ist es völlig unwichtig. Das ist doch meistens so. Aber wir werden es wohl nie erfahren«, erwiderte Clara seufzend.
»Bobby, ich bin’s, Declan Carroll.«
»Declan, wie nett, Sie zu sehen. Wie sind Sie denn hereingekommen?« Bobby war in seinem kleinen Apartment im Erdgeschoss.
»Ich bin einfach ins Haus gegangen. Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
Declan hatte Rosemarys Hausschlüssel aus ihrer Tasche genommen.
»Rosemary hat die Tür offen lassen? Das sieht ihr gar nicht ähnlich«, meinte Bobby verwirrt.
»Nein, nein«, beruhigte Declan ihn.
»Ich mache Ihnen eine Tasse Tee.« Bobby war wie immer der liebenswürdige Gastgeber.
»Lassen Sie mich den Tee machen. Ich kann das richtig gut.« Declan brühte für sie beide je einen Becher mit viel Zucker auf.
»Ich nehme sonst nie Zucker«, wehrte Bobby ab.
»Heute ausnahmsweise, Bobby. Rosemary hatte nämlich einen kleinen Unfall. Sie ist so weit in Ordnung, wird aber eine Weile im Krankenhaus bleiben müssen. Deshalb hätten Ania und Carl es gern, wenn Sie in ihre Wohnung kämen. Ich bin hier, um Sie zu ihnen zu bringen.«
Alle Farbe wich aus Bobbys Gesicht.
»Glauben Sie mir, Bobby, Ihre Frau wird wieder ganz gesund. Ich bringe Sie zu ihr. Bitte, Bobby, trinken Sie Ihren Tee.«
»Oh, die arme Rosemary. Wo ist es denn passiert? War sie im Wagen unterwegs?«
»Nein, es war kein Autounfall. Sie ist einen Korridor entlanggegangen und dabei gegen eine Leiter geprallt. Ein schweres Brett, Farbeimer und die beiden Maler, die dort oben auf dem Brett standen und gearbeitet haben, sind auf sie heruntergefallen.«
»Und ist sie schwer verletzt?«
»Sie hat ziemlich viele Schnittwunden und Abschürfungen abbekommen. Und ein Arm und ein Bein sind gebrochen.«
»Nein!«
»Aber es ist alles unter Kontrolle. Sie wird gleich morgen von einem sehr guten jungen Chirurgen operiert.«
»Rosemary in einem Operationssaal – sie muss ja fürchterliche Angst haben.«
»Man hat ihr ein Beruhigungsmittel gegeben, und jetzt ist sie ganz entspannt.«
»Und weiß Sie, dass Sie mich holen?«
»Ich habe es ihr zwar gesagt, aber möglicherweise hat sie es nicht ganz mitbekommen«, erwiderte Declan. »Bobby, wenn Sie mir jetzt sagen, was Sie alles brauchen, dann packe ich eine Reisetasche für Sie und bringe Sie zu Carl und Ania ins Krankenhaus.«
»Carl kommt ins Krankenhaus? Um seine Mutter zu besuchen?«
»Ja, sicher.«
»Oh, da wird sie sich aber freuen. Da gab es doch dieses dumme Missverständnis zwischen den beiden.«
»Das ist längst vergessen«,
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