Wege des Herzens
Flurtür. Wir können uns doch zusammen etwas suchen, das auch
dir
gefällt, Rosemary.«
Sie erwiderte nichts, sondern stand da wie ein bockiges Kind.
»Dann werde
ich
eben für dich mit entscheiden müssen. Man hat mir da von einem neuen Bauvorhaben erzählt. Es muss recht ansprechend sein, sogar ein kleiner Garten ist dabei. Die ersten dreißig Wohnungen kommen gerade auf den Markt. Wenn wir den Immobilienmaklern anbieten, unsere Villa hier zu verkaufen, können wir uns sicher bevorzugt ein Apartment aussuchen. Die Eckwohnung im Erdgeschoss erscheint mir am schönsten. Vom Fenster aus sieht man das Meer, und es gibt sogar einen Swimmingpool in der Anlage.«
»Wo ist denn diese Wohnung, in die du anscheinend ganz vernarrt bist?«
Als er ihr den Namen des vornehmen Viertels nannte, sah Bobby, wie Rosemarys Augen sich vor Überraschung weiteten. Jetzt würde sie sicher kein Problem mehr damit haben, ihren versnobten Freunden den Umzug schmackhaft zu machen. Wenn er seine Karten überlegt ausspielte, würde von nun an alles Weitere ohne Probleme laufen.
»Es kann ja nicht schaden, sich die Wohnung mal anzusehen«, sagte sie schließlich.
Hilary Hickey versuchte gerade, sich zwei Malern verständlich zu machen, die gekommen waren, um einige Wände in der Klinik nachzubessern – und zwar auf Veranlassung von Frank Ennis hin. Das allein war schon Überraschung genug. Noch merkwürdiger war es, Rosemary Walsh allein in der Herzklinik auftauchen zu sehen. Bobby hatte an diesem Tag keinen Termin. Hilary hoffte, dass Mrs.Walsh nicht gekommen war, um wieder einmal Ärger zu machen. Zum Glück war Ania bereits in der Mittagspause, so dass von dieser Seite keine Konfrontation zu erwarten war.
»Ist vielleicht jemand im Haus, der mir über Bobbys Gesundheitszustand Auskunft geben könnte?«, begann Rosemary Walsh.
»Tja, Clara ist im Moment drüben im Krankenhaus.«
»Nicht Clara«, wehrte Mrs.Walsh sofort ab.
»Declan ist hier.«
»Ja, dann eben Declan.«
Ihr Auftreten war noch immer herrisch, doch ihre Gesichtszüge schien sie immerhin so weit unter Kontrolle zu haben, dass sie ein charmantes Lächeln zustande brachte.
»Ah, Dr.Declan, der große Tag rückt allmählich immer näher.«
»In der Tat, Mrs.Walsh. Wir freuen uns schon darauf, Sie und Bobby als unsere Gäste begrüßen zu dürfen.«
»Und was wünschen Sie sich als
Geschenk?
« Rosemary brachte es fertig, das Wort »Geschenk« so auszusprechen, als sei etwas Derartiges eigentlich unter ihrer Würde.
Declan lächelte matt. »Bringen Sie einfach gute Laune mit, aber wenn Sie darauf bestehen, dann würden wir uns über eine CD freuen, vielleicht mit Musik, die für Sie und Bobby eine besondere Bedeutung hat?«
Rosemary warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Eigentlich bin ich ja gekommen, um mich über Bobbys Herz zu erkundigen. Würde es seine Lebenserwartung tatsächlich erhöhen, wenn wir in einer ebenerdigen Wohnung wohnten?«
»Sie wissen genau, dass es so ist, Mrs.Walsh, das haben wir doch schon etliche Male besprochen. Sowohl Clara als auch ich haben Ihnen die Resultate seines Belastungs- EKG s gezeigt. Leichte Gymnastik und hin und wieder ein paar Bahnen schwimmen, aber auf keinen Fall Treppen steigen.«
»Dann bleibt mir vermutlich nichts anderes übrig«, sagte sie seufzend.
»Als was?«
»Als meine schöne Villa am Meer aufzugeben und in eine bescheidene Wohnung zu ziehen. Bobby hat sich da bereits was in den Kopf gesetzt«, erklärte sie und nannte den Namen des exklusiven Projekts.
»Die wenigsten Menschen würden das wohl als bescheidene Unterkunft bezeichnen«, erwiderte Declan. »Die meisten Iren wären froh, sich in der Anlage eine Wohnung leisten zu können.«
»Natürlich immer verglichen mit dem, was ich gewohnt bin«, erklärte Rosemary kühl. Abrupt das Thema wechselnd, fügte sie hinzu: »Könnte Johnny nicht dort vorbeikommen und mit Bobby die Übungen machen? Ihn ein bisschen aufbauen und so?«
»Nein, Johnny arbeitet nur hier und drüben im Krankenhaus. Aber er könnte Ihnen eine Liste mit den Übungen geben oder Ihnen einen anderen Physiotherapeuten empfehlen, den Sie dann ins Haus bestellen könnten.«
»Sie meinen, Johnny macht keine Hausbesuche?«
»Johnny arbeitet hier mit Kassenpatienten. Sie und Mr.Walsh haben das Glück, sich einen privaten Physiotherapeuten leisten zu können. Außerdem könnte Johnny Ihnen die Übungen zeigen, und Sie machen sie dann mit Bobby.«
»Sie verlangen von
mir
, dass ich
Weitere Kostenlose Bücher