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Wege des Herzens

Wege des Herzens

Titel: Wege des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maeve Binchy
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Touristen, die hierhergekommen waren, um das
Book of Kells
zu sehen. Fast siebenhundert Seiten hatten die Mönche beschrieben und mit Miniaturen ausgeschmückt, statt ihre Zeit sinnvolleren Dingen zu widmen. Aber sie hatten schließlich niemandem damit geschadet, im Gegenteil.
    Erschrocken fragte Fiona sich, ob sie wohl Gefahr lief, borniert und langweilig zu werden?
    Danach spazierten sie um den Merrion Square herum. Fiona zeigte dem Hund die verschiedenen Sehenswürdigkeiten – hier hatte Oscar Wilde gewohnt, dort drüben befand sich seine originelle Statue – und machte Dimples auf die Fächerfenster über den bunten georgianischen Türen, die Fußabtreter und die unterschiedlichen Türklopfer aufmerksam. Fiona hatte das alles oft genug gesehen, aber irgendwie war heute alles anders. Sie stellte nämlich fest, dass sie krampfhaft versuchte, sich jedes Detail genau einzuprägen.
    Nächste Woche, wenn sie und Declan allen erzählt hatten, dass die Hochzeit ausfiel, würde sie ihr Kündigungsschreiben aufsetzen und so viele gebrochene Herzen und zerplatzte Träume wie möglich reparieren, ehe sie aus Dublin wegging. Weit weg.
    Und heute Abend verabschiedete sie sich von Dublin.
    Ein älteres Ehepaar aus den Vereinigten Staaten blieb stehen, um den Hund zu bewundern.
    »Das ist Dimples«, sagte Fiona traurig.
    »Haben Sie ihn denn schon lange?«, fragten die beiden und spielten mit Dimples’ Ohren.
    »Er gehört nicht mir, sondern meinem Verlobten.« Fiona schaute auf ihren Opalring und biss sich auf die Lippen.
    »Ach, das kommt doch auf dasselbe raus.« Die Dame kramte ein Stück Schokolade aus ihrer Tasche und gab es Dimples, der es gierig verschlang und der Frau zum Dank seine dicke Pfote hinhielt.
    »Nicht ganz«, hörte Fiona sich sagen.
    »Ja, werden Sie denn irgendwohin ziehen, wo Hunde nicht erlaubt sind?«
    »Nein, aber ich habe die Verlobung gelöst«, erwiderte Fiona, und auf einmal platzte das ganze Elend aus ihr heraus: dass sie ein Mensch ohne Urteilsvermögen sei, klagte sie, dass eine Hochzeit nicht fair wäre, dass sie ganz weit weggehen müsse.
    Verdutzt schaute das Paar einander an. »Und was sagen die anderen dazu?«, fragte der Mann schließlich.
    »Es weiß doch keiner was davon«, erklärte Fiona schluchzend, »niemand außer uns weiß davon. Declan hat mir das lächerliche Versprechen abgenommen, es eine Woche lang für mich zu behalten.«
    »Wie viel von der Woche ist denn noch übrig?« Die Amerikanerin schien sehr interessiert.
    »Viereinhalb Tage noch, aber von meiner Seite hat sich nichts geändert.«
    »Aha, ich verstehe. Aber wissen Sie, die Sache ist doch ziemlich einfach. Glauben Sie denn, dass er Sie liebt?«
    »Ja, das tut er«, sagte Fiona unter Tränen.
    »Und lieben Sie ihn auch? Wenn nicht, dürfen Sie ihn auf keinen Fall heiraten, aber wenn doch …«
     
    Brian Flynn konnte es nicht fassen, dass sie noch zwei Runden drehen wollten, ehe sie endlich zu ihrem Bier kämen. Er glaubte, auf der Stelle tot umzufallen.
    »Wir werden sofortige Wiederbelebungsmaßnahmen einleiten«, versprach Johnny boshaft.
    »Das tut dir
gut
, Brian«, sagte Declan, der sich als veritabler Judas entpuppt hatte, dem es ebenfalls Spaß zu machen schien, sich körperlich zu quälen.
    Zu guter Letzt kamen sie dann doch noch zu ihrem Bier.
    »Für einen Verurteilten bist du merkwürdig gelassen«, sagte Johnny zu Declan, nachdem er den ersten Schluck getrunken hatte.
    »Ich tue nur so«, erwiderte Declan wahrheitsgemäß.
    »Und wie geht es Fiona?«, fragte Brian.
    »Oh, was würde ich darum geben, zu verstehen, was im Kopf einer Frau vor sich geht?«
    »Normalerweise sind sie wesentlich pragmatischer als wir. Vor allem, wenn es um Hochzeiten geht.«
     
    »Es wäre wirklich besser, wenn du mitkommen und dir diese Wohnungen selbst anschauen würdest, Rosemary«, sagte Bobby.
    »Wozu? Du hast doch gesagt, dass du auf jeden Fall was kaufen wirst, oder? Also, was macht es für einen Unterschied, ob ich damit einverstanden bin oder nicht?«
    »Ich will nun mal lieber im Parterre wohnen. Ich schaffe diese Treppen nicht mehr. Und wir haben noch viele gute Jahre vor uns.«
    »Die wir dann in einer engen, muffigen Wohnung verbringen? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.«
    »Ist es nicht wichtiger, dass wir zusammen sind?«
    »Aber hier sind wir doch zusammen«, meinte Rosemary.
    »Hier wohne ich praktisch in einer Einzimmerwohnung. Ich schaffe nicht einmal mehr die paar Stufen bis zur

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