Wege des Herzens
zu entlocken, dass sie, falls es
theoretisch
eine Hochzeit gäbe und sie
theoretisch
die Braut wäre, sich schwere Trinkgläser aus Kristall oder eine Kristallschüssel wünschen würde, woraufhin Ania sofort loslief und beides kaufte, da sie genügend Geld in der Kasse hatte.
Declan machte Fiona den Vorschlag, sich zu erkundigen, wo Shane begraben war.
»Das finde ich etwas übertrieben«, sagte sie.
»Du hast diesen Mann einmal geliebt. Er hat einen Abschied verdient«, erwiderte Declan.
Shanes Mutter hatte keine Ahnung, wer Fiona war.
»Es gab so viele Mädchen«, meinte sie am Telefon. »Und was hat es ihm genützt?« Aber sie sagte ihr, wo ihr Sohn begraben war, und Fiona fuhr mit Declan dorthin. Es gab noch keinen Grabstein, nur ein schlichtes Kreuz und die Nummer der Grabstätte. Fiona legte Blumen vor das Kreuz.
»Es tut mir leid, dass du kein besseres Leben hattest«, sagte sie.
»Mögest du in Frieden ruhen«, fügte Declan hinzu.
Und merkwürdigerweise fühlte Fiona sich besser, als sie den großen Friedhof, der mitten in der Stadt lag, verließ. Auch sie hatte ihren Frieden gefunden.
Rosemary Walsh war noch immer voller Schrammen und blauer Flecke, aber auf dem Weg der Besserung.
Bobby war täglich bei ihr im Krankenhaus. Ania hatte angeboten, ihr die Nachthemden zu waschen, aber Carl wollte nichts davon hören.
»Du wirst ihre Schwiegertochter sein, nicht ihre Pflegerin«, sagte er.
»Aber eine gute Schwiegertochter kümmert sich doch gern um eine kranke Frau.«
»Dad kann die Nachthemden mit nach Hause nehmen, damit Emilia sie wäscht und bügelt, oder man kann sie in die Wäscherei geben.«
»Das wäre doch keine große Sache«, meinte Ania.
»Für mich schon«, erwiderte Carl.
Er selbst besuchte seine Mutter ein Mal in der Woche und half seinem Vater, den Umzug zu organisieren.
Bei einem seiner Besuche im Krankenhaus brachte er eine Liste aller Gegenstände mit, die sich in der großen Villa am Meer befanden: Möbel, Gemälde, Gläser und anderer Zierrat.
»Ungefähr ein Fünftel davon kannst du mitnehmen, Mutter«, erklärte er.
Sofort fing sie zu jammern an.
»Dad sagt, dass es ihm egal ist, was
er
mitnimmt, dass du aber sehr an dem Besitz hängst. Du hast das alles schließlich im Lauf der Jahre gesammelt. Also gib mir Bescheid, damit ich den Transport in die Wege leiten kann.«
»Aber so sicher ist es doch noch gar nicht, dass wir umziehen. Vielleicht mieten wir einfach noch eine Wohnung dazu.«
»Dad hat die neue Wohnung bereits gekauft, Mutter. Und in das alte Haus kannst du nicht zurück. Du kannst nämlich so schnell auch keine Treppen mehr steigen.« Dabei klang er, als interessierten ihn ihre Verletzungen nicht im Mindesten.
»Wirst du mich denn immer hassen, Carl?«, fragte Rosemary.
»Nein, Mutter, ich hasse dich nicht«, erwiderte er mit tonloser Stimme, in der nicht der geringste Trost lag.
Frank Ennis war gekommen, um den Unfall mit Clara zu besprechen.
»Werden wir Mrs.Walsh verklagen?«, fragte er.
»Ich denke nicht, Frank. Die Frau hätte sich jeden Knochen im Leib brechen können. Ihr Mann leidet unter einer schweren Herzinsuffizienz, und eine Klage wäre wohl kaum hilfreich für ihn.«
»Aber
sie
hat die Leiter umgeworfen.«
»Oh, ich weiß, dass sie es getan hat, aber nicht mit Absicht.«
»Darum geht es nicht. Die Walshs sind bestimmt bestens versichert.«
»Wir auch.«
»Aber uns kann man keinen Vorwurf machen. Es war ein Warnhinweis aufgestellt. Das habe ich überprüft.«
»Lassen Sie es gut sein, Frank. Wir sind wirklich gut versichert. Das habe ich ebenfalls überprüft.«
»Sie haben nicht die geringste Ahnung, wie man sich einen sogenannten Schadensfreiheitsrabatt sichert«, sagte Frank kopfschüttelnd.
»Nein, bisher war ich noch nicht in der Verlegenheit, muss ich gestehen«, gab Clara ihm recht.
»Was ziehen Sie eigentlich zu der Hochzeit an?«, fragte er plötzlich.
»Ein moosgrünes Kleid und einen schwarzen Hut mit moosgrünen Bändern.«
»Klingt sehr hübsch«, erwiderte er.
»Ja, es sieht nicht schlecht aus. Und Sie, Frank, was werden
Sie
tragen?«
»Tja, auf der Einladung steht ›elegante Freizeitkleidung‹. Wenn ich nur wüsste, was das genau heißt.«
»Auf jeden Fall keine Jeans, denke ich«, sagte Clara.
»Das käme auch nicht in Frage«, erklärte Frank ernsthaft. »Aber ich habe mir überlegt, einen Blazer anzuziehen.«
»Einen dunkelblauen Blazer mit Messingknöpfen?«
»Nein, meiner hat nur normale,
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