Wege des Herzens
dass meine Schwester mich nicht mag. Das hat
nichts
mit mir zu tun.«
»Wirst du sie besuchen, während du hier bist?«
»Nein. Ich glaube nicht, dass wir einander noch etwas zu sagen haben.«
»Ich könnte morgen mit dir im Zug hinfahren, wenn du möchtest«, bot Fiona ihr an.
»Zwei Tage vor deiner Hochzeit! Du hast doch noch tausend Dinge zu erledigen, Fiona.«
»Zufälligerweise nicht. Wir könnten mit deiner Schwester zu Mittag essen und am Abend wieder hier sein.«
»Nein, Fiona, im Ernst, du wirst doch wohl nicht so weit fahren wollen, nur um zwei alten Weibern dabei zuzusehen, wie sie einander missbilligend beäugen. Nein, das lassen wir lieber. Ich schicke weiterhin zu Weihnachten und an Geburtstagen die üblichen Glückwunschkarten.«
»Und schickt sie dir auch …?«
»Nicht mehr. Früher hat sie mir immer von ihren Reisen Postkarten geschrieben, um damit anzugeben, dass sie in Rom oder New York war. Aber selbst das hat sie mittlerweile eingestellt.«
Vonni klang resigniert, und Fiona wechselte vorsichtshalber das Thema.
»Gut, dann machen wir eben zusammen eine Rundfahrt durch Dublin. Wir könnten den Touristenbus ausprobieren, da kann man einsteigen und aussteigen, wann man will.«
»Korrigiere mich, wenn ich mich irre, Fiona, aber kann man das nicht bei
allen
Bussen? Einsteigen und aussteigen, meine ich?«
»Nein. Das ist ein ganz besonderer Tourenbus. Wenn wir wollen, können wir den ganzen Tag lang damit herumfahren, man kann aber auch zwischendurch aussteigen, sich was anschauen, und an einer anderen Haltestelle wieder zusteigen. Ich werde auch David den Vorschlag machen, und vielleicht können wir zu dritt fahren. Und die Zwillinge könnten auch mitkommen, das heißt, falls sie eine Minute Zeit haben sollten.«
»Fiona, was müssen die Leute hier eigentlich
verdienen
, um sich solche Preise leisten zu können? Schau doch nur, was sie für einen Kaffee verlangen!«
»Was glaubst du eigentlich, warum wir alle, wenn wir völlig gestresst sind, nach Aghia Anna flüchten?«, erwiderte Fiona lachend und tätschelte Vonnis Hand, die auf dem Tisch lag.
Als David am nächsten Tag eintraf, holte Fiona ihn ab und brachte ihn zu seiner Unterkunft in Barbaras Wohnung.
»Das macht ihr doch hoffentlich nichts aus?«
»Nein, das ist mein Zimmer, wenn ich hier übernachte. Seit einigen Wochen pendle ich jetzt aber schon zwischen Declans Haus, dem Haus meiner Eltern und hier hin und her. Barbara wird sich über die Gesellschaft freuen.«
David umarmte Fiona gerührt.
»Ich bin so froh, dass du endlich glücklich bist nach … nach alledem.«
»Und mich freut es, dass es dir gutgeht, David. Ich werde dich aber jetzt gleich auf eine Busrundfahrt durch Dublin entführen. Wir treffen uns mit Vonni an der Haltestelle, an der die Tour losgeht. Und die Zwillinge kommen auch mit. Aber wer die beiden sind, werde ich dir jetzt nicht lange und umständlich erklären – das wirst du schon sehen.«
»Ich komme mir vor wie in einem Traum, Fiona. Sogar die Sonne scheint so wie damals in Aghia Anna, als wir uns im Mesanihta-Café von den anderen verabschiedet haben«, sagte er und holte Notizblock und Bleistift für die Rundfahrt heraus.
Fiona hatte ganz vergessen, wie sehr sie David mochte. Es war wirklich großartig von ihm, dass er zu ihrer Hochzeit gekommen war.
An den letzten beiden Tagen vor der Hochzeit überschlugen sich die Ereignisse.
So hatten Paddy Carroll, Muttie Scarlet und ihre Kumpels Vonni auf einen Drink ins Pub eingeladen. Sie gestand ihnen, dass sie keinen Tropfen Alkohol mehr anrühre, weil sie früher zu viel getrunken habe, und alle nickten ernsthaft, als ob auch sie dieses Problem bekommen könnten.
Barbara hatte David zu einer Keramikausstellung mitgenommen, wo er viele Töpfer kennenlernte, die ihn in die verschiedensten Landstriche von Irland einluden.
Claras Tochter Adi war mit Gerry nach Südamerika geflogen, um dort den Regenwald zu retten. Linda hingegen war im Fernsehen im Kulturprogramm aufgetreten, wo sie über einen Jazzabend in ihrem Plattenladen berichtete: Nick Hickey und sein Altsaxophon. Clara und Hilary hatten im Publikum gesessen und waren vor Stolz über die beiden fast geplatzt.
Peter Barry und seine neue Freundin Claire Cotter, die ein halbes Dutzend Leinenservietten als Hochzeitsgeschenk geschickt hatten, hatten bereits zwei Tanzstunden hinter sich, damit sie sich auf dem Parkett nicht völlig blamierten.
Father Brian Flynn hatte seinen polnischen
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