Wege des Herzens
wünschen, sagte Fiona, den sie hinaus zum Head of Howth oder zum Strand von Killiney mitnehmen konnten. Rosemary rief daraufhin sofort in allen exklusiven Geschäften an und bestellte den letzten Schrei an Picknickkorb.
Fiona und Declan hatten den Korb mit offenem Mund bestaunt, als er schließlich bei ihnen eintraf. Eigentlich hatten sie nur eine Kühltasche haben wollen, um das Bier kaltzustellen, und stattdessen hatten sie einen riesigen Korb mit Lederriemen und Messingschnallen bekommen, ausgestattet mit richtigem Besteck, Gläsern und Geschirr; sogar Stoffservietten waren dabei. Die beiden konnten es kaum erwarten, den Korb zu ihrem ersten Ausflug mitzunehmen.
In den drei Tagen vor der Hochzeit waren Barbara und David die besten Freunde geworden. Sie waren zusammen im Theater gewesen, waren an der Liffey entlangspaziert und mit dem DART ans Meer gefahren, wo Barbara ihm die Villen von Popstars und Schauspielern zeigte.
David interessiert sich für alles – einschließlich Barbara, die ihm von ihrem Problem mit dem Kleid und ihrer Angst, der Reißverschluss könnte platzen, erzählte.
»Ich könnte dich doch in dein Kleid nähen«, schlug David vor.
»Meinst du das im Ernst?«
»Voll und ganz. Ich kann ja ganz große Stiche machen, damit du noch Luft bekommst und sogar tanzen kannst.«
»
Tanzen?
David, wenn ich es bis vor den Altar schaffe, bewege ich mich den ganzen Tag nicht mehr.«
»Warte, bis ich dich eingenäht habe«, versprach David. »Du wirst das Tanzbein schwingen, bis der Morgen graut.«
Die beiden Mütter gratulierten sich dazu, ihre Kinder unter die Haube gebracht zu haben.
»Ich glaube, ausschlaggebend war dein Gespräch mit Declan«, sagte Maureen.
»Nein, du hast Fiona erfolgreich ins Gewissen geredet.« Molly wollte mit ihrem Lob nicht zurückstehen.
»Ich glaube, so viel habe ich dazu nicht beigetragen, Molly. Fiona hat uns eigentlich immer ein bisschen eingeschüchtert.«
»Wieso denn das? Sie ist das netteste und sanftmütigste Mädchen, das ich kenne«, antwortete Molly Carroll. Nicht zum ersten Mal wunderte sich Fionas Mutter über die vielen verschiedenen Gesichter, mit denen der Mensch sich anderen gegenüber präsentiert.
Als Fiona am Tag ihrer Hochzeit erwachte, standen ihre Schwestern neben ihrem Bett.
»Wir haben dir Rührei und Toast gebracht«, sagte Ciara.
»Und frischen Orangensaft«, fügte Sinead hinzu.
»Vielen Dank, ihr werdet mir fehlen«, sagte Fiona.
»Wir haben das übrigens noch nie gemacht«, meinte Ciara besorgt.
»Das stimmt nicht, aber es ist trotzdem sehr nett. Um wie viel Uhr wollte Barbara kommen?«
»Sie sitzt bereits unten und trinkt Kaffee mit Mam. Sie sieht großartig aus.«
»Ist sie schon richtig angezogen?«
»Ja, sie ist total aufgedonnert. Du sollst dir ruhig Zeit lassen, hat sie gesagt. Du sollst erst mal duschen, und dann kommt sie hoch und hilft dir.«
»Wenn ich noch mehr von dem hier esse, werdet ihr mich in mein Kleid einnähen müssen.«
»Genau das hat dein Freund David offenbar mit Barbara gemacht. Er hat sie in ihr Kleid genäht. Sie hat es Mam erzählt.«
Fiona schüttelte den Kopf. Ihre beiden Schwestern hatten manchmal eine blühende Fantasie. Das hatten sie sicher missverstanden.
Als Fiona und ihr Vater eintrafen, hatte sich bereits eine Menschenmenge vor der Kirche versammelt. Father Flynn hatte alle aus dem Gemeindezentrum mobilisiert, damit sie dem Brautpaar zujubelten.
Sogar einige Fotografen und Journalisten hatten sich hierher verlaufen. Sie wollten wissen, woher die Braut und der Bräutigam stammten, und waren enttäuscht, als sie erfuhren, dass die beiden waschechte Dubliner waren. Sie hatten sich eine exotischere Herkunft erhofft, womöglich sogar eine Prominentenhochzeit.
»Danke, Dad, für alles«, sagte Fiona an der Kirchentür zu ihrem Vater.
»Ich kann dir gar nicht sagen, wie glücklich deine Mutter und ich heute sind. Wenn ich überlege …« Er unterbrach sich gerade noch in letzter Sekunde.
»Lass uns nicht an solche Dinge denken, Dad. Nicht heute«, bat Fiona.
»Wieso bist du plötzlich wieder die Zuversicht in Person?«, flüsterte Barbara ihr zu.
»Wie bist du in dein Kleid gekommen?«, erwiderte Fiona ebenso flüsternd ihre Frage.
»David hat mich heute Morgen in mein Kleid genäht. Er ist ein wahrer Schatz, dieser David. Wieso hast du mir das nicht vorher gesagt?«
»Habe ich doch.« Fiona war beleidigt. »Deswegen wollte ich ja, dass er bei dir
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