Wege des Herzens
wohnt.«
»Jetzt aber Schluss, Mädels!«, sagte Fionas Vater bestimmt. »Es reicht. Die Musik spielt bereits. Wir müssen los.«
Und während die Sonne durch die Fenster der ehemaligen Keksfabrik fiel, hörte Fiona, wie die Musik einsetzte. Obwohl sie sich das Stück selbst ausgesucht hatte, hätte sie nicht zu sagen gewusst, was gespielt wurde. Fiona sah, wie alle Hochzeitsgäste in der Kirche sich erhoben und wie Father Brian leicht nickte.
Sie setzten sich in Bewegung.
Declan, der vorn am Altar stand, drehte sich um. Mit langsamen Schritten kam die schönste Frau der Welt auf ihn zu. Fiona sah atemberaubend aus in ihrem Kleid aus gelbweißer Seide, in den Händen hielt sie ein Bukett aus gelben und weißen Rosen. Das Kleid war schlicht und klassisch geschnitten, so dass der indische Saristoff voll zur Geltung kam. Es sah aus wie ein Designerstück, aber Declan wusste, dass die Robe von Ania und ihrer Mutter entworfen und angefertigt worden war.
Die Bankreihen in der Kirche waren voll besetzt, doch Fiona hatte keinen Blick für ihre Umgebung übrig. Sie hatte nur Augen für Declan, für sein Gesicht mit dem strahlenden Lächeln. In wenigen Momenten würde sie seine Frau sein.
Declan schloss ungläubig für zwei Sekunden die Augen, überwältigt von der Macht des Augenblicks.
Auch Hilary war es egal, wer sie weinen sah; sie machte sich nicht einmal die Mühe, ihr Gesicht mit dem Taschentuch abzutrocknen.
Clara spürte, wie ihr die Tränen in die Augen traten, und zu ihrer Überraschung drückte ihr Frank Ennis ein Papiertaschentuch in die Hand.
Es mochten sich vielleicht noch fünfzig ähnliche Szenen in der Kirche abgespielt haben – aber Declan und Fiona bekamen davon nichts mit.
Sie konnten den Blick nicht voneinander lassen.
Father Flynn hatte nur um einen einzigen Gefallen gebeten – dass die Reden kurz ausfallen sollten. Ein sehr kluger Mensch hatte ihm einmal folgenden Rat gegeben: Eine Rede kann nie zu kurz oder zu schmeichelhaft sein. Diesen Rat gab er an Fionas Vater weiter, der aussah, als würde er zur Weitschweifigkeit neigen. Auch Johnny gegenüber erwähnte er ihn, der sich als Trauzeuge sicher genötigt sah, ein paar riskante Witze zu machen. Doch ein Blick in Father Brians Gesicht genügte, und Johnny hatte seinen anzüglichen Text vergessen.
Mouth Mangan, der Fotograf, war so gut, wie er es versprochen hatte, und tatsächlich so schnell, dass er sich nicht unnötig lange aufhielt. Father Flynn bat ihn um seine Visitenkarte, für den Fall, dass sie seine Dienste wieder einmal benötigen würden.
Der Saal bot einen hinreißenden Anblick. Die langen Tische bogen sich unter den Köstlichkeiten des Büfetts, und ganze Heerscharen von Simons und Mauds Freunden machten ihre ersten Arbeitserfahrungen in der Gastronomie: Sie servierten die Getränke und halfen den Gästen, ihre Teller zu füllen.
Wohin Fionas und Declans Blick auch immer fiel, sie sahen überall nur Freunde und ihnen wohlgesinnte Menschen. Fiona fühlte sich eingehüllt in einen Kokon aus Glück, so dass sie sogar zu Rosemary Walsh nett sein konnte.
»Ich wollte mich noch einmal für diesen wirklich wunderschönen Picknickkorb bedanken«, sagte sie. »Das war ein
sehr
großzügiges Geschenk.«
»Schon gut. Sie haben mir ja bereits einen netten Dankesbrief geschrieben. Man tut, was man kann. Aber das war ein ausgefallener Wunsch, fand ich. Und deshalb haben Bobby und ich gedacht, dass es dann auch etwas wirklich Exklusives sein muss.«
»Und das ist der Korb auch, Mrs.Walsh. Er ist einzigartig. Darf ich Sie mit einigen der Gäste bekannt machen? Mit meiner Mutter? Mit Declans Mutter vielleicht?«
»Nein danke, meine Liebe. Aber wer ist denn die Dame mit dem zerfurchten Gesicht und dem bunten Rock? Sie sieht aus wie eine Zigeunerin.«
»Das ist Vonni. Sie ist extra aus Griechenland gekommen.«
»Und,
ist
sie eine Zigeunerin?«
»Nein, wo denken Sie hin. Ihr gehört eine Andenkenboutique.«
»Und ist sie Griechin?«
»Nein, Irin.«
»Du meine Güte! Sie sieht interessant aus.«
»Wenn Sie möchten, hole ich sie, damit Sie sie kennenlernen können«, bot Fiona an und bahnte sich ihren Weg zu Vonni hinüber.
Sie berührte sie am Arm und flüsterte ihr zu: »Hier im Raum gibt es nur eine wirkliche Giftspritze, und ausgerechnet die würde dich gern kennenlernen. Sie ist diejenige, die sich Ania gegenüber so mies benommen hat. Erinnerst du dich, ich habe dir davon erzählt.«
»Bring mich zu ihr«, sagte Vonni
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