Wege im Sand
Stevie an der Party teilnahm.
Peggys Familie war wunderbar und nahm sie mit offenen Armen auf. Ihre Mutter, Bay, nahm Jack umgehend unter ihre Fittiche, machte ihn mit dem Rest der Meute bekannt. Bay war ungefähr in seinem Alter, rothaarig und sommersprossig wie Peggy. Sie war frisch verheiratet mit Dan Connolly, und beide strahlten vor Glück. Jack lernte Tara O’Toole kennen, Bays beste Freundin, und ihren Verlobten Joe Holmes. Die Kinder – Annie, Eliza und Billy – kamen herbei und sagten Hallo. Jack war Billy bereits begegnet, bei dem Unfall mit der Leiter vor Stevies Haus. Billys Miene war besorgt, aber Jack verriet kein Sterbenswort.
»Schön, dass ich endlich alle kennen lerne«, sagte Jack.
»Wir freuen uns auch. Wir haben Ihre Tochter ins Herz geschlossen«, erklärte Tara.
»Sie ist etwas ganz Besonderes, ohne Frage.«
»Nell sagte, dass Sie in Hubbard’s Point aufgewachsen sind«, sagte Bay.
»Mehr oder weniger. Meine Familie hatte während meiner Teenagerzeit hier im Sommer ein Ferienhaus gemietet. Den Rest des Jahres verbrachten wir in Hartford, und ich hatte schon einen Führerschein. Ich war nicht oft am Strand.«
»Das erklärt, warum wir Sie nicht von früher her kennen«, meinte Tara. »Bay und ich leben hier praktisch schon seit Ewigkeiten.«
»Meine Frau auch. Ich konnte mich schließlich lange genug von Hartford losreißen, um sie in Hubbard’s Point kennen zu lernen, auf der Strandpromenade.«
»Nell hat uns von ihr erzählt. Es tut mir so Leid«, sagte Bay. Die anderen nickten, und Dan erklärte: »Wir wissen, wie schwer das ist.«
»Danke.« Jack blickte zu Nell hinüber, die in eine Unterhaltung mit Peggy vertieft war.
»Was möchten Sie trinken?«, fragte Bay und führte Jack zu einer Bar, die sich unter den Bäumen befand. Er entschied sich für ein Bier, Bay ebenso.
»Danke.« Er sah sich im Garten um, nahm die prachtvollen Rosen und Lilien wahr. »Ein herrliches Anwesen haben Sie.«
»Danke. Es ist ideal, um Kinder großzuziehen. Tara wohnt dort drüben …« Sie zeigte auf ein weißes Haus auf der anderen Seite der Marsch. »Ich wüsste nicht, was ich ohne sie angefangen hätte. Es tut mir wirklich sehr Leid wegen Ihrer Frau … ich weiß, wie Ihnen zumute ist, ich habe vor ein paar Jahren meinen Mann verloren.«
»Das tut mir Leid.«
»Wie kommt Nell zurecht?«
Jack sah zu ihr hinüber. Nell spielte Schubkarre auf der anderen Seite des Gartens, Peggy hielt von hinten ihre Beine hoch. Wie gewohnt war sie in Gesellschaft wie ausgewechselt, ließ keine Spur der Zurückgezogenheit erkennen, die sie zu Hause an den Tag legte.
»Im Moment scheint sie sich prächtig zu amüsieren«, sagte er.
»Versteht sich, unter Menschen …«
»Wenn wir beide zusammen sind, steht das auf einem anderen Blatt. Sie wacht nachts auf – hat Albträume, falls sie überhaupt einschläft. Ich lese ihr vor, rubble ihr den Rücken, aber …«
»Aber Sie können ihr nicht die Mutter zurückbringen, oder ersetzen.«
»Klingt so, als würden Sie das Problem gut kennen.«
Bay nickte. »Als Sean starb, waren alle am Boden zerstört. Manche mehr noch als andere – ich selbst eingeschlossen. Wir standen völlig neben uns.«
»Vor Kummer?«
»Und allem was sonst noch mit dem Verlust eines Menschen einhergeht. Sie kennen wahrscheinlich die fünf Phasen …«
»Ähm, ja.« Jack erinnerte sich an die Trauergruppe, die er auf Anraten seines Chefs probeweise besucht hatte. Dort war er mit Männern und Frauen zusammengetroffen, die verwitwet waren, mit Erwachsenen, deren Eltern unlängst verstorben waren, oder schlimmer noch, mit Eltern, die ein Kind verloren hatten. Die Trauerarbeit umfasste fünf Phasen: Leugnen, Wut, Hadern, Niedergeschlagenheit, Akzeptanz. »Nur zu gut.«
»Ich weiß, es klingt abgedroschen, aber die Zeit heilt alle Wunden.«
»Mein persönliches Motto lautet: ›Auch das geht vorüber.‹«
Bay und er stießen mit ihren Bierflaschen an, lächelten sich zu.
»Dann wissen Sie ja, wie wichtig es ist, Hilfe und Unterstützung zu finden«, sagte sie. Als Jack nicht antwortete, lächelte sie. »Oh, ich vergaß, Sie sind ja ein Mann.«
»Was soll das heißen?«
»Nun, ob in guten oder schlechten Zeiten, Frauen sind darauf programmiert, sich mitzuteilen. Unser Überlebensinstinkt schließt das Wissen ein, dass man zum Telefon greifen und jemanden anrufen kann, wenn man Hilfe braucht. Das habe ich bei Tara gemacht – und nicht zu knapp. Danny, mein zweiter Mann, war
Weitere Kostenlose Bücher