Wehe Dem, Der Boeses Tut
hatte sie gerechnet, aber die Summe verblüffte sie. »Ich – nein, danke.«
Jasons Lächeln wurde verkrampft. »Wir wären bereit, auf fünfzigtausend zu erhören.«
Nelson wurde sichtlich bleich, und als Adria einen Blick zu Zach warf, erwiderte er ihn ungerührt. Er steckte mit ihnen unter einer Decke! Auch er wollte sie abfinden. Augenscheinlich hatte sie sich in ihm getäuscht.
»Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen«, sagte sie und stellte mit zitternden Fingern ihr Glas auf den Tisch. »Ich gehe packen.«
Jason sprang auf. »Sie müssen nicht aus dem Hotel ausziehen …«
»Doch, natürlich. Es war ein Fehler, Ihre Einladung überhaupt anzunehmen.« Ihr Blick begegnete noch einmal Zacharys und diesmal entdeckte sie ein lebhaftes Funkeln in seinen grauen Augen. Sie dachte an die Küsse in seinem Jeep, an die Wut und die Leidenschaft, die er ausgestrahlt hatte. War das alles geplant gewesen, um ihre Verteidigungslinien zu durchbrechen? Würde er tatsächlich so tief sinken, sie verführen zu wollen, um sie zu vertreiben? Bei dem Gedanken wurde ihr übel. Sie straffte die Schultern, drehte sich auf dem Absatz um und stapfte die Treppe hinauf. Der Kampf war eröffnet. Und wenn es nach ihr ging, konnte die Familie Danvers in der Hölle schmoren.
Das Medaillon glitzerte, an einer abgenutzten Goldkette baumelnd. Billig. Unecht. Wie die Frau, der es gehörte.
Es war höchst riskant gewesen, in Adrias Hotelzimmer einzudringen, doch manchmal war ein Risiko eben unumgänglich. Und was war die Ausbeute? Ein billiges Schmuckstück und ein noch billigerer Damenslip. Oh, sexy war er durchaus. Schwarze Spitze, und zwar nicht sehr viel.
Adria Nash frönte offenbar der Fleischeslust. Vielleicht war sie auch ein Flittchen.
Ganz so wie Kat.
Allein in einer Penthouse-Suite in einem Hotel in Portland krampfte Katherines Mörder wütend die Fäuste um Adrias persönliche Sachen und versuchte, wieder zur Ruhe zu kommen. Es war unmöglich. Immer wieder überfielen ihn Erinnerungen an Kat und quälten ihn, der sich mehr als jeder andere wünschte, Katherine LaRouche Danvers endlich für immer begraben zu können. Visionen von langem schwarzem Haar, das blau schimmernd über einen makellosen Rücken fiel, hoch angesetzten vollen Brüsten und langen Beinen, die einem Mann gefährliche Freuden versprachen.
Kat.
Würde sie denn niemals sterben?
Würde ihr Bild nie verblassen?
Herrgott, wie lange sollte diese Qual noch andauern?
So lange, wie die Familie bedroht ist. So lange, wie die Gefahr besteht, dass Kats Kind noch lebt, so lange, wie London noch auf dieser Welt ist.
Wütend umklammerte Katherines Mörder das Medaillon, es schnitt ihm in die Handfläche, dass sie blutete. Er wischte sie mit dem Fetzen Spitze, Adria Nashs Unterwäsche, ab.
Nein, seine Arbeit war noch lange nicht getan. Die Bedrohung existierte nach wie vor.
Wegen Adria Nash.
Wegen London.
Doch das würde sich ändern.
Bald.
Sehr, sehr bald.
14. Kapitel
N iemand glaubte ihr. Sie hatte dem Chefportier, dem Leiter des Sicherdienstes und sogar Zachary Danvers persönlich mitgeteilt, jemand müsse in ihrem Zimmer gewesen sein, ihr Medaillon und wahrscheinlich auch noch ein paar andere Dinge gestohlen haben.
»Du glaubst, ich hätte dich in die Falle gelockt, damit man dich bestehlen kann?«, hatte Zach gefragt, als sie ihn anrief.
»Ich sage nur, was passiert ist.«
»Während du im Whirlpool gedöst hast«, betonte er mit hörbarer Skepsis.
»Ja.«
»Und du glaubst, dass jemand – nein, sagen wir lieber: die Familie Danvers – dich ausspioniert, ja? Dass wir dich in einem Zimmer untergebracht haben, das mit allen möglichen elektronischen Überwachungsgeräten präpariert ist, und dann einen Einbrecher raufgeschickt haben, als wir dich schlafend in der Wanne wussten?«
»Ich weiß, es klingt verrückt, aber –«
»Nichts aber. Es ist verrückt, Adria.«
»Es war aber so, Zach.«
»Also schön, ich rede mit dem Sicherheitsdienst.« Er klang immer noch ungläubig. Sicher wollte er sie nur beschwichtigen.
»Ich sollte mich an die Polizei wenden.«
»Bitte. Tu das. Erzähl denen, was du mir gerade erzählt hast. Lass sie das Zimmer durchsuchen und Fingerabdrücke nehmen, wenn sie sonst nichts zu tun haben. Sag ihnen, dass weder deine Kreditkarten noch dein Geld gestohlen wurden, dass außer ein paar persönlichen Gegenständen nichts fehlt – und wenn du schon mal am Zuge bist, kannst du sie auch gleich wissen lassen, dass du
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