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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Mann, der den Zeitschriftenladen im Foyer betrieb, waren übrig geblieben. Das Zimmermädchen weigerte sich, mit Adria zu reden, und erklärte in holprigem Englisch, dass sie nicht verstehe. Der Mann vom Kiosk hingegen genoss es, sie an seinen Erinnerungen teilhaben zu lassen.
    »Klar weiß ich das noch«, versicherte er, als Adria ihn auf den Vorfall ansprach. »Teufel auch, ich war ja hier in meiner Bude, als ich Witts Jungen aus dem Lift wanken sah. Da war mir sofort klar, dass etwas nicht stimmte. Ich meine, zuerst wusste ich natürlich gar nicht, wer er war – das habe ich erst am nächsten Tag erfahren, als es sich herumsprach.« Er schlug mit seiner knorrigen Hand auf einen Zeitschriftenstapel unter dem Verkaufstresen. »Die Gerüchteküche brodelte; es ging um eine Entführung oder einen Mord, auf jeden Fall eine große Sache, aber keiner wusste, was wirklich passiert war.
    Es wurde gemunkelt, dass der junge Danvers bei einem Callgirl war. Zimmer 317 – nein, stimmt gar nicht. 307. Genau, 307 war's. Der Geschäftsführer hat die Polizei hinaufgeführt, und sie haben wohl Alkohol und Drogen gefunden und eine Blutlache auf dem Teppich, aber keine Nutte und keine Spur von den beiden Typen, die angeblich den Danvers-Jungen zusammengeschlagen hatten.«
    »Wer hatte das Zimmer gebucht?«, fragte sie und beugte sich über den Tresen.
    »Das war's ja gerade, stellen Sie sich das Mal vor: Im Gästebuch war der Name Danvers eingetragen. Witt Danvers.«
    »Witt?«, vergewisserte sich Adria verblüfft. »Aber …«
    »Ist das nicht zum Schreien?« Er lachte meckernd. »Während Witt in seinem eigenen Hotel die tollste Party seines Lebens feiert, missbraucht jemand seinen Namen und macht aus diesem Zimmer einen verdammten Puff.« Er kratzte sich über dem Ohr und wandte sich kurz einem Mann im dunklen Anzug zu, der das Wall Street Journal verlangte. Nachdem er dem Kunden das Wechselgeld ausgehändigt hatte, richtete er das Wort wieder an Adria. »Wenn Sie mich fragen: Hinter der ganzen Sache steckte Anthony Polidori. Zwischen den Polidoris und den Danvers' gab es schon immer böses Blut. Seit Generationen. Aber gerade zu der Zeit, als Witt seine Kleine verlor, schien es richtig hochzukochen. Zach Danvers – was immer man nun von seiner Aussage halten soll – behauptete, die Typen, die ihn zusammengeschlagen haben, hätten für Polidori gearbeitet.«
    Die silbrigen Brauen des Mannes wanderten bis über den Rand seiner Brille hoch. »Das alles kann doch kein Zufall gewesen sein.«
    Adria wusste von der Fehde zwischen der wohlhabenden italienischen Familie und dem Danvers-Clan, doch sie begriff nicht, was die Entführung damit zu tun haben sollte. Nach mehreren weiteren Fragen, die zu nichts führten, kaufte sie ein paar Schokoriegel und zwei Zeitschriften über Portland, fragte am Empfang, ob jemand eine Nachricht für sie hinterlassen habe, und suchte dann ihr Zimmer auf.
    Einem Impuls folgend stieg sie auf der dritten Etage aus dem Lift, schritt den Flur entlang und blieb vor Zimmer 307 stehen. Das also war Zachs Alibi. Ein heimliches Stelldichein mit einer Prostituierten. Adria lächelte. Er war damals fast noch ein Junge gewesen, erst siebzehn Jahre alt. Was wollte er von einer Nutte?
    So albern es sein mochte, sie empfand so etwas wie Eifersucht auf die Frau, mit der er sich hatte treffen wollen. Was konnte es ihr schon bedeuten – damals war sie selbst erst fünf Jahre alt! Und seine Halbschwester! Verdammt noch mal, das alles war viel komplizierter, als sie gedacht hatte. Sie hatte nicht geplant, sich zu Zach hingezogen zu fühlen. Sie hatte gehofft, er würde ihr Freund werden, vielleicht sogar ihr Verbündeter … aber nichts Romantisches, nichts Gefährliches, nichts derart Sündiges. Einen Augenblick lang dachte sie an ihre Mutter und daran, was sie gesagt hätte, wenn sie gewusst hätte, welchen Weg Adria einschlug. Der Lohn der Sünde ist … »Schluss damit!«, ermahnte sie sich selbst. Sie musste Zachary vergessen. Er war nun einmal ein Mann, dem man tunlichst aus dem Weg ging.
    Doch wenn sie jemals die Wahrheit herausfinden wollte, brauchte sie trotz allem seine Hilfe.
    Entschlossen, nicht länger über Zachary nachzugrübeln, drehte sie den Türknauf, aber die Tür war abgeschlossen. Nun, was hätte es ihr genutzt, einen Blick in das Zimmer werfen zu können? Es war seit der Nacht, als Zach zusammengeschlagen wurde, sicher schon dreimal renoviert worden. Wie viel von dieser Geschichte entsprach

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