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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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glaubst, du wärst London, und dass sie die Akte zu dem Entführungsfall jetzt endlich schließen können.«
    Sie biss die Zähne zusammen. »Ich werde es mir überlegen«, erwiderte sie und legte auf. Natürlich würde sie sich nicht an die Polizei wenden. Noch nicht. Nicht ehe sie sich einen Anwalt genommen hatte und sich über ihre Rechte im Klaren war. In Bozeman hatte sie mit einem Anwalt gesprochen, bevor sie nach Portland fuhr, dann aber entschieden, seine Dienste nicht in Anspruch zu nehmen. Erst wollte sie sehen, was sie hier erwartete.
    Und jetzt wusste sie es.
    Sie kämpfte gegen den gesamten Danvers-Clan. Abweisend, tödlich für jeden, der versuchte, zu ihnen durchzudringen.
    Wer also konnte das Medaillon an sich genommen haben, das sie an ihrem dreizehnten Geburtstag von ihrem Adoptivvater bekommen hatte? Und den Slip … Bei dem Gedanken daran wurde ihr übel und sie bekam eine Gänsehaut. Mit was für einem Spinner hatte sie es hier zu tun?
    Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, wie du annimmst. Vielleicht versucht nur jemand, dir Angst einzujagen, damit du aufgibst.
    Oder aber der Dieb war ernsthaft verrückt, jemand, der nicht recht bei Verstand war.
    Wie auch immer, sie war entschlossen, aus dem Hotel Danvers auszuziehen. Um den neugierigen Blicken zu entkommen, den hochgezogenen Augenbrauen, dem Gefühl, beobachtet zu werden – und nicht zuletzt auch der Angst, derjenige, der in ihr Zimmer eingedrungen war, könne noch einmal wiederkommen.
    Es wäre bestimmt kein Fehler, sich räumlich von der Familie zu distanzieren, sagte sie sich und nahm ein Zimmer im Hotel Orion, nur ein paar Blocks entfernt. Das Orion interessierte sie, denn es war das Hotel, in dem Zachary angeblich in der Nacht von Londons Entführung zusammengeschlagen und halb tot liegen gelassen worden war.
    Das Orion hatte in den letzten Jahren mehrmals den Besitzer gewechselt und war saniert worden. Während das Hotel Danvers restauriert wurde, um einen bezaubernden Hauch des viktorianischen Portland zu vermitteln, war das Orion inzwischen modern, mit hochflorigen beigefarbenen Teppichböden, indirekter Beleuchtung und unaufdringlich goldfarbenen Wänden. Was dem Orion an Charakter fehlte, das machte es durch Serviceleistungen wett: Es gab drei Restaurants, einen Pool, einen Fitnessraum und eine Sauna.
    Bis gegen zwei Uhr morgens brütete Adria über ihren Notizen, bemüht, alle Gedanken an ihr Treffen mit der Familie von sich zu schieben. Zumindest wusste sie jetzt, wo sie stand und dass sie auch mit Zachary nicht rechnen durfte. Er schien es sogar bemerkenswert eilig zu haben, die Stadt zu verlassen, sie, Adria, los zu sein und sich den Sorgen um das Vermögen zu entziehen.
    Während sie in das Doppelbett kroch, dachte sie an ihn. Er hatte sie geküsst, als meinte er es ernst, und dann hatte er sie doch nur auf die Probe gestellt. Beinahe hätte sie sich einlullen lassen und geglaubt, er empfinde etwas für sie, doch diese Vorstellung war idiotisch. Sollte sie London Danvers sein, dann war er ihr Halbbruder, und eine Affäre kam nicht infrage. Falls sie jedoch nicht London war, würde er sie als Schwindlerin entlarven, und damit war ebenfalls an eine Affäre nicht zu denken.
    Nicht dass sie sich eine Affäre wünschte, redete sie sich ein. In dieser Hinsicht hatte sie leidvolle Erfahrungen gemacht und sie beabsichtigte keineswegs, sich in Zachary zu verlieben. Auch nicht, wenn er nicht mit ihr verwandt sein sollte.
    Nein, sie wollte doch nur wissen, wer sie war. Und sie würde mit Zähnen und Klauen darum kämpfen, die Wahrheit ans Licht zu bringen, ganz gleich, wie tief die Danvers'sche Sippschaft sie begraben hatte.

    Als sein Jeep den Santiam Pass erreicht hatte, tastete Zach in seiner Tasche nach einer Zigarette, furchte dann die Stirn und blickte finster vor sich auf die Straße, die im Scheinwerferlicht vorbeiraste. Er hatte das Rauchen vor Jahren aufgegeben, doch seit er Adria zum ersten Mal gesehen hatte, spürte er eine zunehmende Rastlosigkeit – eine Unruhe, die sich auch durch Nikotin nicht würde vertreiben lassen, überhaupt durch nichts, außer Sex mit Adria Nash. Bei der Vorstellung presste er die Lippen zusammen und die Jeans wurde ihm plötzlich eng.
    Sie war eindeutig tabu für ihn.
    Um Himmels willen, womöglich war sie seine Halbschwester!
    Zähneknirschend schaltete er in den vierten Gang.
    Leider war Adria – oder London oder wer zum Teufel sie auch sein mochte – zufällig die attraktivste Frau,

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