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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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die er seit langer, langer Zeit gesehen hatte. Schön, verteufelt sexy, mit einem ruhigen Selbstbewusstsein und einer spitzen Zunge, die ihn eigentlich hätte abstoßen müssen. Doch er fand sie faszinierender als jede andere Frau, die ihm je begegnet war. Kat eingeschlossen. Seine Stiefmutter hatte etwas raubtierhaftes an sich gehabt, das er nicht mochte, und während der Zeit, als sie es darauf angelegt hatte, ihn zu verführen, hatte Zach sich manipuliert gefühlt. Mit Kat im Bett hatte er alle Skrupel abgelegt und sich in ihrer schieren Erotik verloren, doch nach dem heißen Sex fühlte er sich leer, emotional ausgehöhlt, und es blieb der schale Nachgeschmack, benutzt worden zu sein.
    Nach Kat war er den Frauen aus dem Weg gegangen, doch das war nicht leicht gewesen, denn je distanzierter er sich gab, desto stärker zog er weibliche Aufmerksamkeit auf sich. Das Schlimmste war: Er liebte ganz einfach den Sex. Was er nicht brauchte, war die gefühlsmäßige Beteiligung, die eine Nacht im Bett einer Frau nach sich zog, und deshalb hatte er es mit einem zölibatären Leben versucht. Das funktionierte nicht und irgendwann hatte er geheiratet.
    Joanna Whitby hatte er kurz nach Kats Sprung in den Tod kennengelernt. Rückblickend war die Beziehung von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen. Zach, der eine Zentnerlast an Schuldgefühlen mit sich herumtrug, war am Boden zerstört, als Kat Selbstmord beging, und da war Joanna zur Stelle. Mit ihren magischen Händen, tröstenden Worten, mit ihrem geschmeidigen Körper hatte sie ihm geholfen zu vergessen. Er hatte sie geheiratet. Er hatte nicht den geringsten Verdacht gehegt, dass sie es auf einen Anteil am Danversschen Vermögen abgesehen haben könnte, aber natürlich war genau das ihr Motiv gewesen. Als er ihr erklärte, er habe kein Interesse an dem Vermögen, glaubte sie ihm nicht. »Das kann doch nicht dein Ernst sein«, sagte sie mit ihrem wunderschönen Lächeln. »Zach, dass ist doch verrückt!«
    »Nicht verrückter, als sich zum Narren zu machen und dem Alten in den Arsch zu kriechen in der Hoffnung, dass er mich in seinem Testament bedenkt.«
    Als ihr schließlich klar wurde, dass Zach nicht bereit war, bei Witt auch nur um einen Dime zu betteln, fand sie einen Scheidungsgrund und ging ihrer Wege. Gerüchten zufolge hatte sie später einen älteren Mann in Seattle geheiratet, einen kinderlosen Witwer, und damit hatte sie fürs Leben ausgesorgt.
    Umso besser, dachte Zach. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, was Frauen wirklich vom Leben verlangten: Alles schien sich lediglich um Dollarzeichen zu drehen. Und Adria war auch nicht anders, entschied er im Stillen.

    Jack Logan würdigte Adria nicht einmal eines Grußes. Der pensionierte Polizist lebte in Sellwood, einer kleinen Gemeinde zwischen Südost-Portland und Milwaukie. Sein Häuschen lag einen Block von der 13th Street entfernt, hinter einer Lagerhalle, die zu einem der für Sellwood typischen Antiquitätenläden umgebaut worden war.
    Adria hatte angerufen und eine Nachricht auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen, und als er sich daraufhin nicht bei ihr meldete, beschloss sie, ihn aufzusuchen. Doch am Törchen vor dem Zugang zur Haustür wurde sie von einem knurrenden Deutschen Schäferhund aufgehalten.
    Offensichtlich legte der ehemalige Detektiv Wert auf seine Privatsphäre.
    Mit Roger Phelps, einem Privatdetektiv, den Witt vor zwanzig Jahren für die Suche nach seiner Tochter angeheuert hatte, war ihr auch nicht mehr Glück beschieden. Phelps lebte als Pensionär in Tacoma, und als Adria ihn telefonisch erreichte, erklärte er, es sei gegen seine Prinzipien, mit Außenstehenden über die Fälle seiner Klienten zu sprechen. Sie teilte ihm mit, wer sie sei, woraufhin er lachte und sie ›willkommen im Club‹ hieß. Augenscheinlich hatte er es mit reichlich Möchtegern-London-Danvers' zu tun gehabt, nachdem Witt die Belohnung über eine Million Dollar ausgesetzt hatte.
    »Dieses war der zweite Streich«, sagte Adria in ihrem Hotelzimmer zu sich selbst und legte den Hörer auf. Doch es gab noch einen weiteren Grund dafür, dass sie sich im Orion eingemietet hatte: Sie hoffte, in dem alten Hotel auf jemanden zu treffen, der sich an die Nacht von London Danvers' Entführung und an den Überfall auf Zachary erinnerte, bei dem er fast ums Leben gekommen wäre.
    Die meisten, die damals im Hotel gearbeitet hatten, waren schon lange nicht mehr dort beschäftigt. Nur eine Thailänderin mittleren Alters und ein

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