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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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wohl der Wahrheit? Wie viel war erfunden? Wie viel war reine Übertreibung des alten Mannes im Foyer?
    Zach hielt offenbar den Schlüssel zu den Geschehnissen jener Nacht in der Hand, doch er wich ihr aus, weil ihre Motive ihm nicht geheuer waren. Irgendwie musste sie sein Vertrauen gewinnen. Keine leichte Aufgabe, dachte sie sich, als sie in die verspiegelte Liftkabine des Hotels Orion trat.

    Wie vereinbart saß Jack Logan in der dunklen Nische des Red Eye Café, einer kleinen Kaschemme in Flughafennähe. Es war ein verräuchertes Lokal, dessen er sich schon öfter bedient hatte, wenn er nicht erkannt werden wollte. Als er Jason Danvers erblickte, fluchte er leise. Der Mann trug einen Zweireiher, um Himmels willen, und war in seinem Jaguar vorgefahren.
    »Warum hast du dir nicht gleich ein Neonschild um den Hals gehängt?«, knurrte Logan, sein Glas McNaughton's in der Hand.
    »Was?«
    »Du bist so unauffällig wie ein weißer Elefant.«
    Danvers furchte die Stirn. »Ich beabsichtige nicht sehr lange zu bleiben.«
    »Ich auch nicht.«
    Jason bestellte einen Whiskey on the Rocks und wartete, bis die Kellnerin den Drink gebracht und die Rechnung abgelegt hatte. Dann nahm er, ohne sein Glas anzurühren, die Videokassette aus der Tasche und schob sie Logan über den Tisch hinweg zu.
    »Was ist das?«
    »Hoffentlich nichts.« Jason klärte Logan auf.
    »Wie viele Exemplare sind im Umlauf?«
    »Weiß der Teufel. Sie hat mir eines ausgehändigt und ich habe Sweeny eine Kopie gegeben.«
    »Nicht der Polizei?«
    »Noch nicht. Ich dachte, du könntest das Ding mal prüfen.«
    »Man sollte es der Polizei geben.«
    »Zu viele undichte Stellen. Wenn ich es denen vorlege, wird garantiert schon in den Sechs-Uhr-Nachrichten darüber berichtet.«
    Logan knurrte eine Zustimmung. Dieser Logik konnte er nicht widersprechen. »Mal sehen, was ich tun kann. Sie spioniert übrigens herum.«
    Jason erstarrte. »Wie meinst du das?«
    »Sie hat mich schon bestimmt ein Dutzend Mal zu Hause angerufen und ist sogar bis ans Gartentor gekommen.«
    »Du hast mit ihr gesprochen?«
    »Noch nicht.«
    »Scheiße!« Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Das ist ja schlimmer, als ich dachte.«
    »Du machst dir also ihretwegen Sorgen?«
    Jason sah sich unruhig um. »Ja, verdammt, ich mache mir Sorgen.«
    »Glaubst du, dass sie London ist?«
    »Nein!«
    »Aber du bist nicht sicher.«
    »Sicher ist gar nichts, Logan.«
    »Sie sieht jedenfalls aus wie deine Stiefmutter.« Die beiden Männer funkelten einander flüchtig an. Sie teilten ein Geheimnis, das keiner von ihnen gelüftet sehen wollte. Jason leerte sein Glas.
    »Sprich nicht mit ihr und sieh zu, dass du möglichst viel in Erfahrung bringst. Wenn sie an die Öffentlichkeit geht, lege ich die Videokassette der Polizei vor.«
    »Vorher aber nicht.«
    »Nein.«
    »Du sagst, du hast Sweeny eingeschaltet?«
    »Er ist zur Zeit in Montana, um ihre Lebensgeschichte zu überprüfen. Gestern hat er mich angerufen.«
    »Er ist ein Arschloch.«
    »Arbeite in dieser Sache mit ihm zusammen, ja? Halt die Ohren offen und den Mund geschlossen. Und lass mich wissen, wenn die Polizei Wind von der Geschichte bekommt.« Jason warf einen Zwanziger auf den Tisch und stapfte nach draußen.
    »Scheißkerl«, brummte Logan und tauschte flink den Zwanziger gegen einen Fünfer aus.

    Manny hatte recht: Der Ranchbetrieb lief wie von selbst. Zachs Anwesenheit war nicht erforderlich. Wieder einmal wurde er also nicht gebraucht. Wie immer in seinem Leben. Er lächelte grimmig vor sich hin, während er durch den frisch gefallenen Pulverschnee zur Scheune hinüberstapfte, in der Manny gerade einen Traktor reparierte. An den Wänden hingen Werkzeuge aufgereiht, an der Schmalseite erstreckte sich eine fleckige Werkbank, der Geruch von Öl und Staub hing in der Luft.
    Im flackernden Neonlicht lag Manny leise fluchend halb unter dem Motor des Traktors. »Scheißding«, knurrte er und machte sich an der Benzinleitung zu schaffen.
    »Wie geht's voran?«, fragte Zach.
    »Schlecht.« Er drehte noch einmal am Schraubenschlüssel und grunzte, dann schien er zufrieden mit seiner Arbeit und kroch unter dem Traktor hervor.
    Manny, ein reinblütiger Paiute, war ein großer Mann mit glatter, rostbrauner Haut. Seine langen Zöpfe wurden bereits grau, sein Gesicht war meist ausdruckslos. Er nahm seinen schwarzen Cowboyhut vom Traktorsitz und setzte ihn auf. »Ich dachte, ich hätte dir geraten, in der Stadt zu bleiben, wo du hingehörst.« Manny

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