Wehe Dem, Der Boeses Tut
jemand unbemerkt hereinschlüpfen konnte.
Adria fühlte sich verletzlich wie noch nie im Leben. Und trotzdem war Zachs Nähe, so albern es auch sein mochte, irgendwie tröstlich. Wenn sie ihm doch nur vertrauen könnte.
Du darfst niemandem trauen, Adria. Vergiss das nicht. Denk an die Botschaften. Denk an das Päckchen, das jetzt in Zachs Tasche steckt. Vergiss nicht eine Sekunde lang, dass du auf der Hut sein musst.
Ein Kellner brachte ihre Getränke, und Adria nahm ein paar Schlucke von ihrem Wein, konnte ihn jedoch nicht genießen. Nicht, solange Zach ihr so nahe war, die Tür scharf im Auge. Nicht nach allem, was in den vergangenen vierundzwanzig Stunden vorgefallen war.
Zach sah sich in dem kleinen Lokal um und musterte die Gäste, die in dunklen, holzvertäfelten Nischen oder auf hohen Hockern am blitzenden Tresen saßen. »Das alles gefällt mir nicht.« Er rührte sein Bier nicht an. Von einem Tisch in der Ecke erscholl lautes Gelächter.
»Mir auch nicht.« Adria war nicht nur überreizt, sondern auch wütend. Kein Mensch hatte das Recht, sie zu terrorisieren. »Hör zu, ich lasse mich von diesem Mistkerl, wer immer er sein mag, nicht einschüchtern. Das ist nämlich sein Plan, verstehst du? Wahrscheinlich glaubt er, ich zittere jetzt vor Angst und fahre Hals über Kopf zurück nach Montana.« Zachs Lippen zuckten.
»Nun, da hat er sich verrechnet. Er hat mich zu sehr in Wut gebracht. Statt mir Angst einjagen zu lassen, habe ich beschlossen, die Daumenschrauben ein wenig anzuziehen. Die Sache voranzutreiben.«
Er musterte sie über den Rand seines Glases hinweg.
»Ich werde mich jetzt an die Medien wenden. Mit den Zeitungen fange ich an.«
»Schön.« In seinen Augenwinkeln zeigten sich feine Fältchen.
»Es stört dich nicht?«
»Was? Negative Presse? Nein, zum Teufel. Mir geht es darum, dass dir nichts zustößt.« Sein Blick bohrte sich in ihren, bis sie nicht mehr anders konnte, als die Augen niederzuschlagen. »Von mir aus kannst du gleich eine Pressekonferenz einberufen, aber pass auf dich auf. Besser noch, lass jemanden auf dich aufpassen.« Er trank einen großen Schluck Bier und sah sie auf eine Art und Weise an, dass ihr dummes Herz einen Schlag aussetzte. »Weißt du, was du brauchst?«
Sie hätte um ein Haar aufgestöhnt. »Nein, aber ich nehme an, du wirst es mir sagen.«
»Einen Bodyguard.«
»Wie bitte? Das soll ein Witz sein, oder?«
»Ganz und gar nicht.«
Plötzlich war er so ernst, dass Adria beinahe gelacht hätte. »Ach, hör doch auf. Ich kann ganz gut selbst auf mich achtgeben. Vergiss nicht, ich bin auf einer Ranch in Montana aufgewachsen und –«
»Und du erhältst Drohbriefe.«
»Von einem Feigling.«
»Der mit toten Tieren herumspielt. Mach die Augen auf, Adria. Die Sache ist ernst.«
Ein eiskalter Schauer lief ihr über den Rücken. Sie schluckte krampfhaft. »Also, Danvers, worauf willst du hinaus … Willst du etwa mein Bodyguard sein?«
Er antwortete nicht, sondern sah sie nur so eindringlich an, dass es ihr den Atem verschlug.
»Findest du nicht, dass es eine Dummheit wäre, eine große Dummheit, wenn ich mich von einem Danvers beschützen ließe?«
»Du kannst nicht allein gegen die ganze Welt kämpfen.«
»Nicht gegen die ganze Welt, Zach. Nur gegen die Familie Danvers.«
»Die ist mächtig.«
»Du willst sagen, ihr seid mächtig, nicht wahr? Du gehörst zur Familie, ob es dir passt oder nicht.«
Er beugte sich über sein Bier. »Nur damit du es weißt: Es passt mir nicht.«
»Aber du bist an sie gebunden, nicht wahr?«, fragte sie. »Durch Daddys Geld.«
Blitzschnell packte er über den Tisch hinweg mit schwieligen Fingern ihr Handgelenk. Seine Antwort war ein leises, drohendes Knurren. »Hör mir gut zu, Lady. Ich will dir hier einen Gefallen tun, und wenn du dich dagegen wehrst, dann pinkelst du gegen den Wind.«
»Ich will keinen Gefallen.« Sie hob das Kinn, war sich aber der warmen Berührung seiner Fingerspitzen an der empfindlichen Innenseite ihres Handgelenks überdeutlich bewusst. Ihre Kehle wurde staubtrocken. Für scheinbar endlose Sekunden senkte er den Blick auf die pulsierende Ader über ihrem Schlüsselbein.
»Ich will dir helfen. Nach den Drohungen, die du erhalten hast, hätte ich geglaubt, dass du die Hand ergreifst, die man dir reicht.«
Sie wollte ihm gern glauben, aber sicher war er doch nur von der Familie geschickt worden, ob er es nun eingestand oder nicht. Und die Vorstellung, dass die Danverssche Sippschaft sich
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