Wehe Dem, Der Boeses Tut
hervor.
Zwei Zimmer von ihr entfernt wurde eine weitere Tür geöffnet. Licht fiel auf die kleine Veranda.
»He, Sie! Alles in Ordnung?« Eine fremde Männerstimme. Sie rang unter Schmerzen nach Luft.
Schritte knirschten auf dem Kies, kamen näher. Adria krümmte sich zusammen, erwartete den nächsten Tritt. Ein Mann erschien vor ihr, gleichzeitig ging das Licht in ihrem Zimmer an. Plötzlich musste sie würgen.
»Ach du Scheiße«, sagte der Mann, sah sich in dem kleinen Zimmer um und ließ sich auf ein Knie nieder. »Nicht bewegen, Miss, Sie sind verletzt!«
Sie sah zu ihm auf, konnte sein Gesicht aber nicht erkennen. Er drehte sich zur offenen Tür seines Zimmers um. »Marge!«, brüllte er so laut, dass es in ihrem Kopf dröhnte. »Marge, wach auf! Ruf den Notarzt!«
»Was?«, schrie eine Frauenstimme zurück. Türen öffneten sich quietschend und wurden wieder zugeschlagen, dass die Scheiben schepperten. Der Mann kniete neben ihr. »Bleiben Sie ganz still liegen. Gleich kommt Hilfe.«
Stimmen drangen aus der offenen Tür und stachen in Adrias zerquältes Hirn.
»Was zum Kuckuck geht hier vor?«, fragte eine Frau.
»Hey, Ruhe da! Die Leute wollen schlafen!« Das war eine Männerstimme.
»Meine Güte, was ist denn da in Zimmer dreizehn los?« Ein jüngerer Mann. »Mary, komm her, sieh dir das mal an!«
»Misch dich nicht ein.« Mary war nicht allzu hilfsbereit.
Adria blinzelte und versuchte, bei Bewusstsein zu bleiben. Der Angreifer war ihr irgendwie bekannt vorgekommen, bekannt und grauenhaft und … Etwas nagte an ihrem Bewusstsein. Was war es? Wer war er?
»Hey, Lady, ich weiß ja nicht, was hier passiert ist, aber das sieht nicht gut aus«, sagte der Mann, der sich um sie kümmerte.
Sie hob die Hand an ihren Hinterkopf und fühlte blutverklebtes Haar. Stöhnend richtete sie sich halb auf, kniff im grellen Licht die Augen zusammen. Ihr Herz krampfte sich vor Angst zusammen. Das Zimmer war völlig demoliert. Stühle waren umgekippt, der Fernseher war eingeschlagen, die Laken zerrissen und vom Bett gezerrt, als hätte jemand in blinder Wut alles zerstört, was ihm unter die Hände kam. Auf dem Spiegel über der Kommode hatte der Täter mit dickem schwarzem Marker eine ebenso schlichte wie grausige Botschaft hinterlassen: Tod dem Miststück.
Schlimmer noch, auf der bloßen Matratze lag ein schwarzer Slip – der Slip, der Adria gestohlen worden war. Er war zerfetzt, als hätte jemand ihn immer und immer wieder mit einer Rasierklinge bearbeitet.
»O Gott.« Adria wurde plötzlich wieder übel, das Zimmer schien sich um sie zu drehen. Sie hatte einen widerlichen Geschmack im Mund und wehrte sich gegen das übermächtige Gefühl, dass sich jemand immer noch unter dem Bett oder hinter dem Vorhang versteckt hielt.
»Was geht hier vor?«, fragte der Mann. »Nein – Moment. Bleiben Sie still liegen! Nicht reden! Warten Sie auf den Notarzt!«
Schritte. Rufe. Leute kamen näher, teils neugierig, teils besorgt. Adria war vor Schmerz alles gleichgültig.
»Scheiße, sieh dir das an!«
»Hat jemand den Notarzt gerufen?«
»Ja, verdammt, aber, meine Güte, hier sieht's aus, als hätte ein Bär in dem Zimmer gewütet.«
»Ja, sicher, Bären zerfetzen ja auch mit Vorliebe schwarze Slips.«
»Halten Sie durch, Miss. Marge – der Manager …?«
Scheinwerferlicht drang durch das Fenster, Reifen knirschten auf dem Kies des Parkplatzes.
»Adria!« Sie hörte seine Stimme über die Versammelten hinweg, ein Rettungsring, an dem sie sich anklammern konnte.
Zachary! Tränen traten ihr in die Augen, sie versuchte aufzustehen.
»Ganz ruhig liegen bleiben!«, wurde sie ermahnt.
Zachary drängte sich durch die Menge, die vor der Tür zusammengeströmt war, und nahm sie in die Arme.
»Adria, o Gott, Adria«, sagte er und zog sie an sich, als könne er sie beschützen, als könne die Kraft seines Körpers ihre Schmerzen, ihre Angst vertreiben. Sie klammerte sich an ihn und kämpfte gegen das Schluchzen der Erleichterung in ihrer Kehle. Sie war bei Zachary, in Sicherheit.
»He, Sie, fassen Sie sie lieber nicht an!«, riet ihm ein Mann. »Überlassen Sie das den Sanitätern, die sind schon auf dem Weg. Sie blutet, Mann, wer weiß … He, sind Sie ihr Alter?«
»Was ist hier passiert, verdammt noch mal?« brüllte der Geschäftsführer. Für Adria hatte er nur einen flüchtigen Blick übrig. »Wer hat das angerichtet? Herr im Himmel, was für ein Chaos!«
»Hat jemand die Polizei gerufen?«, fragte
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