Wehe Dem, Der Boeses Tut
Außergewöhnliches. Sie erkannte den zerbeulten Chevy Suburban des Motelbesitzers und sah den bläulichen Schimmer eines laufenden Fernsehers im Fenster eines Büros. Die übrigen geparkten Fahrzeuge wirkten verlassen.
Auch als sie einen Schritt auf ihre Zimmertür zuging, hörte sie kein schweres Atmen, keine Schritte hinter sich. Sie war allein. Nervös, aber allein.
Sie dachte an das Päckchen, das man ihr zugespielt hatte. An die tote Ratte, der man die Kette mit ihrem Amulett um den Hals gewickelt hatte.
Sie dachte an das Hotelzimmer im Orion mit dem verstümmelten Bild von ihr und dem verschmierten Blut.
Sie dachte daran, dass die Polidoris, Zach und die Polizei wussten, wo sie untergekommen war.
Langsam, die Nerven bis zum Zerreißen gespannt, steckte sie den Schlüssel ins Schloss und stieß die Tür auf. Ächzend schlug die Tür gegen die Wand.
Adria trat ein und tastete nach dem Lichtschalter.
Klick.
Nichts geschah.
Im Zimmer blieb es stockdunkel.
Die Härchen auf ihren Unterarmen richteten sich auf. »Was zum …?«
Da hörte sie es, schweres Atmen, angestrengtes Atmen. Sie fuhr herum, doch es war zu spät. Sie sah einen Schatten, eine dunkle Gestalt, die die Hand hob. Sie wich nach rechts aus, und im selben Moment traf etwas sie mit Wucht am Kopf.
Krach!
Für eine Sekunde wurde ihr schwarz vor Augen. Schmerz tobte durch ihren Schädel. Ihre Knie gaben nach und sie taumelte gegen den Türrahmen. Sie wollte schreien, doch eine Hand packte sie an der Kehle, drückte sie an der Wand hinab zu Boden. Adria trat und schlug um sich, keuchte, versuchte zu schreien, sich zu wehren.
»Du wirst wohl nie klug, wie, du Miststück?«, zischte ihr Angreifer. Adria schlug in die Richtung, aus der die Stimme kam, und rang immer heftiger nach Luft. Sie erhaschte nur einen flüchtigen Blick auf ein Gesicht, das hinter einer Maske verborgen war, als der Angreifer schon wieder zuschlug und sie an der Schläfe traf. »Hau ab, bevor es zu spät ist«, warnte die Stimme – eine Stimme, die sie schon einmal gehört hatte, dachte sie matt –, bevor der Fremde erneut mit dem schweren Gegenstand ausholte.
Adria sah den Schlag kommen, hob einen Arm, und als der Angreifer zuschlug, lockerte er seinen Griff an ihrer Kehle. Adria schrie und warf sich zur Seite. Der Gegenstand krachte gegen die Wand, brach durch den Verputz und streifte dann seitlich ihren Kopf. Das Zimmer drehte sich um sie und sie wäre beinahe bewusstlos geworden, stieß aber noch einen heiseren, schmerzerfüllten Schrei aus. Gleich darauf legte sich eine behandschuhte Hand auf ihren Mund und ein erstickend süßer Geruch drang ihr in die Nase. Adria biss zu.
Der Angreifer sog vor Schmerz zischend die Luft ein und ließ los. Adria schrie panisch um Hilfe. Sie war beinahe frei! Wild um sich tretend und schreiend kroch sie zur Tür, doch dann sah sie es aus den Augenwinkeln kommen: Wieder dieser dunkle Gegenstand und er zielte auf ihr Gesicht. Sie wich zurück, hob schützend einen Arm.
Krach!
Ihr Schädel schien vor Schmerz zu explodieren, und sie fürchtete schon, jetzt endgültig bewusstlos zu werden. Doch dann hörte sie von fern das Heulen einer Sirene.
Ebenfalls wie von fern vernahm sie, wie eine Tür geöffnet wurde und ein Mann brüllte: »He, was geht hier vor?«
Der Angreifer erstarrte. Adria richtete sich mühsam ein wenig auf. »Hilfe!«
Ein Tritt traf ihre Brust, hart und schmerzhaft, sodass sie würgen musste und sich schutzsuchend zusammenrollte.
»Gottverdammtes Weibsstück!« Schwer atmend und hinkend ließ der Fremde von ihr ab und verschwand taumelnd zur Tür hinaus. Keuchend, den metallischen Geschmack von Blut im Mund, kämpfte Adria sich hoch und tastete sich zur Türschwelle. Nur ein Blick, mehr brauchte sie nicht, um den Eindringling identifizieren zu können. Es war jemand, den sie kannte, dessen war sie sicher, doch der Schmerz machte sie benommen, und ihr Blick trübte sich, als stünde sie kurz vor der Ohnmacht. Sie bemühte sich um Konzentration, kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben, während der Angreifer in die Schatten der hohen Bäume rings um das Motel flüchtete.
Adria atmete tief durch, hielt sich verzweifelt am Türrahmen fest und spähte in die Nacht hinaus. Sie sah die Sterne, sah, wie in den Nachbarzimmern Licht gemacht wurde, doch der Eindringling war verschwunden. Verdammt noch mal, dachte sie und spie Blut auf die Veranda. Sie versuchte erneut zu schreien, brachte jedoch keinen Ton
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