Wehe Dem, Der Boeses Tut
seit dieser ihm vor Jahren gestanden hatte, dass die kleine Danvers schwanger von ihm war, doch im Moment musste der Junge wohl dringend auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt werden. Ein gehöriger Tritt würde ihm nicht schaden! Anthony biss die Zähne zusammen und stieß seinen Stock in den weichen Rasen des Gartens.
»Ich wollte sie nur aushorchen …«
»Ja, natürlich. Das ist eben dein Problem. Frauen … Egal welche. Lass um Himmels willen die Finger von ihr, du handelst dir nur Schwierigkeiten ein!« Anthony fragte sich, womit er einen dermaßen dummen Sohn nur verdient hatte. Steifbeinig durchquerte er den Garten und versuchte die Wut zu zügeln, die ihm nachts den Schlaf raubte seit dem Anruf seines Informanten, der diese Nash beschattete. Er hatte gewusst, dass Ärger bevorstand, und jetzt hatte er den Beweis.
Bei den Tennisplätzen blieb er stehen. Viele Stunden hatte er hier damit zugebracht, seinen einzigen Sohn zu trainieren. Jetzt wuchsen in den Rissen im Zement Löwenzahn und langes Gras und eine wilde Kletterrose überwucherte den hohen Zaun wie ein Spalier. Lieber Gott, wo war die Zeit geblieben? Hatte er über der verhassten Fehde das Gefühl für die Realität verloren? In früheren Jahren hatte er gehofft, sein Sohn werde irgendwann zu einem gewieften Geschäftsmann heranwachsen, zu einer Führungspersönlichkeit, die fähig war, das umfangreiche Unternehmen zu leiten, das Anthony selbst von seinem Vater übernommen hatte und das er einmal seinem Sohn vermachen wollte, seinem einzigen Kind. Doch Mario zeigte keinerlei Interesse fürs Geschäft. Er war Sportler und bereits in der Schule hatte sich sein Mangel an Verstand – oder eher an Disziplin – deutlich gezeigt. Da lag das Problem: Der Junge – nun gut, inzwischen war er ein Mann – besaß im Grunde genügend Intelligenz, wenn er sie nur einsetzen könnte oder wollte. Aber das hatte er leider nie getan. Abgesehen von einem kleinen Glücksspielgeschäft, das Mario eine Zeit lang leitete, hatte er keinen Tag in seinem Leben gearbeitet. Das Leben war ihm zu leicht gemacht worden. Attraktiv wie ein Hollywoodstar, begabt auf dem Tennisplatz und auf den Skipisten, hatte Mario keinen Grund gesehen zu studieren oder einen Beruf zu erlernen. Seine schulischen Leistungen mochten dürftig sein, doch bei den Mädchen kam er gut an. Bei allen Mädchen. Einschließlich Trisha Danvers.
Als Trisha schwanger wurde – diese Schlampe hatte das mit Sicherheit geplant, um Mario an sich zu binden und ihrem Vater das Leben schwer zu machen –, war Anthony wütend auf seinen Sohn, doch er hatte sich gesagt, Mario sei eben jung und es fehle ihm noch an Urteilsvermögen. Aber dieses … dieses Buhlen um die Nash, damit bettelte er förmlich um Ärger. Erst recht, nachdem das Mädchen in der vergangenen Nacht überfallen worden war. Mario war längst aus dem Alter heraus, in dem Anthony seine Dummheiten als Jugendsünden hätte abtun können.
Mit einem tiefen Seufzer sagte Anthony: »Die Polizei war bereits hier und hat Fragen gestellt, und rate mal, wer mich angerufen hat? Erinnerst du dich an Jack Logan, den Polizisten? Inzwischen ist er im Ruhestand, aber zurzeit der Danvers-Entführung war er Detective Sergeant. Offenbar arbeitet er immer noch für die Familie Danvers und würde uns nur zu gern etwas anhängen.«
Mario blieb ungerührt. Er zeigte keinerlei Reue. »Woher sollte ich wissen, dass jemand sie überfallen würde? Herrgott, Dad, ich hatte doch keine Ahnung! Wie auch?« Er zog die Augenbrauen zusammen. »Sag nicht, dass einer deiner Leute dahintersteckt!«
»Natürlich nicht!«, brauste Anthony auf und spürte einen stechenden Schmerz unter dem Brustbein, wie immer, wenn er unter großem Stress stand. Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen. »Wir stehen doch mit ihr in Verhandlung, nicht wahr?«
Mario schob nachdenklich die Unterlippe vor und schüttelte dann den Kopf. »Ich weiß nicht … Sie sagt, sie ist nicht interessiert.«
»Sie wird ihr Interesse schon noch entdecken, wenn es sich für sie auszahlt.« Anthony war sich seiner Sache sehr sicher. Er spielte dieses Spielchen nicht zum ersten Mal und bisher hatte er noch immer gewonnen. »Aber wir müssen vorsichtig sein«, fügte er mit einer vagen Handbewegung hinzu. »Wir müssen den Anstand wahren, Geduld und Vorsicht walten lassen, um uns nicht zu verraten.«
»Wozu? Sie weiß längst, was wir wollen. Du hast ihr selbst gesagt, dass du dich für das alte Hotel
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