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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Warum?«
    »Keine Ahnung. Sie hat's mir nicht gesagt.«
    »So so, die Geier kreisen bereits. Toll, Zach, das ist einfach großartig«, sagte er sarkastisch und zeigte mit dem Finger auf seinen jüngeren Bruder. »Du darfst ihn nicht an sie heranlassen.«
    »Es geht mich nichts an.«
    »Red keinen Unsinn! Polidori versucht seit Jahren durch Täuschungsmanöver von Rechtsanwälten und Holding-Gesellschaften und stillen Teilhabern Teile von Danvers International aufzukaufen – Bauland an der Küste und das alte Hotel, Grundstücke in der Innenstadt, sogar ein paar Sägewerke. Er ist auf alles scharf, was unter dem Namen Danvers läuft, und was immer wir abstoßen, er ist versessen darauf, es zu kaufen. Bisher konnten wir das allerdings verhindern.
    »Ist sein Geld nicht gut genug?«
    »Es geht nicht ums Geld. Es geht darum, dass er alles an sich reißen will«, sagte Jason, und Zach musste über die Ironie dieser Worte schmunzeln.
    »Bist du nicht gerade derjenige, der sagt, es geht immer um Geld?«
    »Nicht bei den Polidoris. Denen geht es um Rache«, entgegnete Jason und starrte verdrießlich in sein Glas. Zach widersprach nicht – er war damit aufgewachsen zu hören, dass die Polidoris nichts taugten, blutdürstig und die übelsten Kreaturen seien. Zwar hatte er selbst im Laufe der Jahre seine Ansichten über den verfeindeten Clan geändert, doch er traute diesen Leuten trotzdem nicht, schon gar nicht, wenn es um Adria ging.
    Bevor Jason noch weitere Fragen stellte, die Zach nicht beantworten wollte, stieß er sich vom Schreibtisch ab und ging. Jasons Nervosität beunruhigte ihn.
    Er fuhr in die Stadt und hielt vor dem Hotel Danvers, holte ein paar Blaupausen ab, die dort für ihn hinterlegt worden waren, und überflog einen Stapel Nachrichten, um sie dann in den Papierkorb zu werfen. Reporter und immer wieder Reporter. In dem Punkt hatte Jason recht: Wenn sie einen Skandal witterten, begannen die Geier zu kreisen, bis sie schließlich auf den Kadaver hinabstießen.
    Er stieg in seinen Jeep und fuhr aus der Stadt hinaus. Zurück zu Adria. Er trat heftig aufs Gaspedal. Insgeheim war auch er beunruhigt über Adrias Treffen mit Polidori, allerdings hatte das nichts mit der Familienfehde oder dem Familienvermögen zu tun. Es hatte nicht einmal mit London Danvers zu tun. Das Problem war eher grundsätzlicher Natur. Es traf ihn wie ein Schlag in den Magen. Ob es ihm gefiel oder nicht, Zach war eifersüchtig. Er leugnete es vor sich selbst, während er wie ein Wahnsinniger die kurvenreiche Straße nach Estacada entlangfuhr, doch in Wahrheit passte es ihm nicht, sie in der Gesellschaft irgendeines anderen Mannes zu wissen.
    »Idiot«, schimpfte er vor sich hin und schaltete das Radio ein. Eine halbe Stunde lang lauschte er Bruce Springsteen, doch seine Gedanken schweiften immer wieder zu Adria ab. Herrgott, was sollte er mit ihr machen? Er wusste, was er wollte, und es war entweder obszön oder einfach nur dumm, vielleicht auch ein wenig von beidem, je nachdem, als wer sie sich schließlich herausstellte.

    Adria blickte in den Rückspiegel, während sie die waldgesäumte Straße nach Estacada entlangfuhr. Scheinwerfer näherten sich von hinten, und sie wurde das Gefühl nicht los, dass jemand sie verfolgte. Während des Essens mit Mario Polidori war sie gereizt gewesen. Unruhig. Sie erschrak geradezu vor ihrem eigenen Schatten. Und als sie dann Portland verließ, spürte sie unsichtbare Augen in ihrem Rücken, die jede ihrer Bewegungen überwachten.
    »Du bist genauso schlimm wie die Familie Danvers«, schimpfte sie leise, als das Fahrzeug hinter ihr, ein auffallend großer, höher gelegter Pick-up, sie überholte und Nässe und Straßenschmutz auf ihre Windschutzscheibe schleuderte. Sie schaltete die Scheibenwischer ein und versuchte, den drohenden Verfolgungswahn zu unterdrücken.
    Der Pick-up, der trotz der kurvenreichen Strecke über einhundertzehn Stundenkilometer fuhr, verschwand hinter einer Biegung. Vor sich sah sie im Lichtschein ihrer eigenen Frontscheinwerfer nichts mehr als Pfützen, nasses Pflaster und die moosige Rinde der riesigen Fichten am Rand der Landstraße.
    Sie war erschöpft und wirre Bilder von Zachary und blutverschmierten Motelzimmern geisterten ihr durch den Kopf. Endlich hatte sie Nachricht von Detective Stinson bekommen: Das Blut auf dem zerbrochenen Spiegel war kein menschliches, sondern es war Rattenblut – wahrscheinlich von dem Tier, das sie zuvor geschickt bekommen hatte.
    Ihr Magen

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