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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht. Lasst mich in Ruhe. Ich gehe …« Sie wollte aufstehen, doch Zach packte ihren Arm und hielt sie zurück.
    »Augenblick noch«, sagte er und sah seine Schwester mit funkelnden Augen an. »War das alles?«
    »Nicht ganz.« Trisha schüttelte den Kopf. »Ich weiß ja nicht, inwieweit ihr euch darüber im Klaren seid, aber ihr müsst wissen: Falls zwischen euch etwas gewesen sein sollte, habt ihr ein gewaltiges Problem.«
    »Hör auf, Trisha«, knurrte Zach.
    »Falls du, Adria, London bist – allmählich sieht es ja ganz danach aus –, dann solltest du dich mit der Tatsache vertraut machen, dass Zach dein Halbbruder ist. Ich kenne die Gerüchte und möchte wetten, ihr beide setzt darauf, dass er angeblich Anthony Polidoris Sohn ist. Aber das ist er nicht.«
    Zach biss die Zähne zusammen, sodass sein Kinn noch kantiger wirkte. »Ich warne dich …«
    »Es stimmt. Mom hat es vor Jahren überprüft. Erinnerst du dich, Zach, wie du mir vorgehalten hast, ich würde an Türen lauschen und durch Schlüssellöcher linsen? Genau das habe ich getan, und zwar bei jeder Gelegenheit. Nur so konnte ich überleben, nur so erfuhr ich, was vor sich ging. Und ich habe eine ganze Menge erfahren. Ich erinnere mich noch gut an den Tag, als Mom ganz diskret Anthony Polidoris Blutgruppe herausgefunden hat. Sie war am Boden zerstört, denn damit war zweifelsfrei ausgeschlossen, dass er dein Vater sein konnte. Du, ihr Liebling, der Sohn, von dem sie gehofft hatte, er wäre nicht von Witt.«
    Adria wurde übel.
    »Also, wenn ihr beide es miteinander treibt, denkt daran, dass ihr enger verwandt seid, als ihr glauben wolltet.«
    »Sei still, Trisha.«
    »Es ist widerlich, Zach. Einfach widerlich.«
    »Gehen wir.« Er schob Adria von der Bank.
    »Die Presse würde sich um diese nette kleine Story reißen«, sagte Trisha. »Ich möchte wissen, was sie sagen würden zu diesem … Inzest, welch ein hässliches Wort. Es könnte problematisch werden«, fügte sie hinzu und klopfte eine Zigarette aus dem Päckchen, das auf dem Tisch lag.
    »Wenn du irgendetwas in dieser Richtung unternimmst, drehe ich dir den Hals um«, drohte Zach.
    »Sicher. Himmel, Zach, lass doch das Theater. Es passt nicht zu dir.«
    »Sei dir nicht zu sicher«, warnte er. »Ich an deiner Stelle würde es nicht zum Äußersten treiben.«
    Adria ertrug es keine Minute länger. Sie musste fort, an die frische Luft, um Abstand zu ihren schrecklichen, verwirrten Gefühlen zu gewinnen und wieder klar denken zu können. Mit unsicheren Schritten trat sie aus der Nische, lief zur Tür und durchs Foyer hinaus in die Nacht. Der Regen prasselte auf die Straße, gurgelte in den Abflüssen. Die Leute auf dem Gehsteig hasteten im Schein der Laternen, unter Schirme geduckt und mit hochgeschlagenem Mantelkragen, von einer Straßenecke zur nächsten.
    Adria lief weiter, um den Häuserblock, quer über die Straße, ohne auf das wütende Hupen zu achten. Sie spürte die kalten, nassen Tropfen, die ihr aus dem Haar in den Kragen ihrer Jacke rannen. Sämtliche Knochen schmerzten, das Herz tat ihr weh, sie hatte sich noch nie im Leben so allein und fremd gefühlt. O Gott, wie hatte sie ihm trauen, ihn berühren, sich in ihn verlieben können? Diese Stadt erdrückte sie und die Wahrheit über die Familie Danvers hatte sich wie eine düstere Wolke über sie gesenkt.
    »Adria!«, ertönte Zachs Stimme hinter ihr, und beinahe wäre sie über einen Mann gestolpert, der mit ausgestreckten Beinen in einem Hauseingang saß.
    »Ein bisschen Kleingeld?«, bettelte er, während sie blindlings weiterlief, nur fort von all dem Schmerz, der Wut, der fatalen Gewissheit, mit dem falschen Mann geschlafen zu haben. Tränen und Regentropfen vermischten sich auf ihrem Gesicht, sie keuchte. Warum war sie nach Portland gekommen? Warum? Was hatte sie getrieben, unbedingt erfahren zu wollen, ob sie London war?
    »Halt! Adria!« Zach holte auf, sie hörte seine eiligen Schritte auf dem nassen Pflaster und zwang sich, schneller zu laufen. Lauf! Lauf! Lauf! Fort von hier. Sei wieder Adria Nash. Vergiss den Traum, London Danvers zu sein. Kehre Zach für immer den Rücken!
    Am Zebrastreifen trat sie, geblendet von Licht, auf die Straße. Ein Auto raste vorbei, verfehlte sie nur knapp und ließ eine Wasserfontäne aufspritzen, die sie von der Hüfte abwärts bis auf die Haut durchnässte.
    Dann umfingen Zachs Arme sie, und sie schrie: »Nein!«
    »Schsch. Alles wird gut«, sagte er, zog sie an sich, zurück auf den

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