Wehe Dem, Der Boeses Tut
Tage.
Zwei Stunden später erhob sich Jason, schnippte sich einen Fussel vom Jackettärmel und ließ Sweeny mit einem Vorschuss von zehntausend Dollar zurück. Oswald steckte den Scheck in seine Brusttasche, trat ans Fenster und blickte durch die Schlitze der Jalousien Jason nach, der draußen im Regen in seinen Jaguar stieg, den Motor anließ und den schnittigen Wagen hinaus auf die Straße steuerte.
Dreckskerl. Ein stinkreicher Dreckskerl.
Sweeny betrachtete stirnrunzelnd die toten Insekten auf dem Fensterbrett. Jawohl, sein Büro war ein dreckiges Loch, doch es war ihm gerade recht. Er holte aus der untersten Schublade seines Schreibtisches eine Flasche Jack Daniels und trank einen tiefen Zug. Der Whiskey brannte in seiner Kehle.
Er genoss es zutiefst, wenn Jason Danvers angekrochen kam. Dabei ging es ihm nicht allein ums Geld, sondern auch um die Befriedigung, dass der reiche, arrogante Schweinehund um seine Dienste bettelte. Ihm war nicht entgangen, wie verächtlich Jason die karge Einrichtung, den schmutzigen Boden, die gefüllten Aschenbecher und die blinden Fenster betrachtet, wie er über den Geruch nach Schweiß und kaltem Zigarettenrauch die Nase gerümpft hatte.
Leise vor sich hin lachend klopfte Oswald eine Camel aus dem Päckchen auf seinem Schreibtisch und zündete sie an. Die Zigarette im Mundwinkel, trank er einen weiteren Schluck aus der Flasche. Jawohl, diese Angelegenheit gefiel ihm.
Zach legte in seiner Suite den Telefonhörer auf und fluchte verhalten. Manny, der Vormann der Farm, hatte ihm zwar versichert, dass alles wunschgemäß liefe und seine Anwesenheit nicht nötig sei, aber Zach war dennoch ruhelos und gereizt. Und all das nur wegen dieser verfluchten Frau.
Er hatte Jason angerufen, um ihm nahezulegen, er solle seinen Kram selbst erledigen, hatte jedoch nur die Sekretärin erreicht, die ihm erklärte, Jason befinde sich in einer Sitzung und sei den ganzen Tag nicht zu erreichen. Sie versicherte Zach jedoch, Mr Danvers werde sich bei ihm melden.
Das Telfon klingelte und Zach hob hastig den Hörer ab.
Adrias Stimme wehte wie Rauch aus der Leitung. »Du hast gesagt, du wolltest eine Antwort.«
»Ganz recht.«
»Ich habe mich entschlossen, die Gastfreundschaft der Danvers' in Anspruch zu nehmen.«
Er umklammerte den Hörer fester. Tiefe Enttäuschung überkam ihn, dabei war ihm doch klar gewesen, dass es so kommen würde.
Zach sah auf die Uhr. »Wir treffen uns um sechs hier.«
Nachdem sie aufgelegt hatte, versuchte er sich einzureden, es sei ihm gleichgültig, was sie tat. Schön, dann zog sie eben ins Hotel. Warum auch nicht? Er hätte nur gern gewusst, was sie bei ihren Recherchen in der Bibliothek gefunden hatte. Solange Witt lebte, war es ihm gelungen, die Geheimnisse der Danvers' weitgehend vor der Presse verborgen zu halten. Nach dem Tod des alten Herrn hatte Jason diese Verantwortung übernommen. Doch Adria schürfte tief – sie gab sich nicht damit zufrieden, nur an der Oberfläche zu kratzen. Dazu war sie zu gründlich.
Wie konnte eine so kluge Frau sich tatsächlich einreden lassen, sie sei London? Oder war alles nur eine Inszenierung? So ehrlich sie auch wirken mochte – womöglich log sie doch das Blaue vom Himmel herunter.
Anscheinend sind sie wirklich beunruhigt , dachte Adria, als Zach die Tür zu der Suite im obersten Stock des Hotels aufschloss: ein Wohnzimmer mit Kamin, zwei Schlafräume, zwei Bäder, Whirlpool, Fenstertüren, die auf eine gepflasterte Veranda führten, und ein endloser Panoramablick über die Stadt. Die Zimmer waren sehr geräumig und in sanften Pfirsich- und Elfenbeintönen gehalten, die Einrichtung wirkte antik, wobei Adria allerdings vermutete, dass die hochbeinige Kommode, das Himmelbett im Queen-Anne-Stil, der Teetisch und der Chippendale-Sessel nicht wirklich alt, sondern lediglich Repliken waren. Der Teppich war hochflorig, die Bar mit besten Marken bestückt und auf der Glasplatte des Kaffeetisches stand eine Vase mit rosafarbenen Rosen.
»Ist das Bestechung?«, fragte sie, als Zach ihren Kleidersack in einen der Schränke hängte.
Er hob eine Schulter. »Nenn' es, wie du willst.«
Sie hatte nur zugestimmt, ins Hotel zu ziehen, um ihren guten Willen zu zeigen. Zwar hegte sie den Verdacht, dass die Familie nichts anderes bezweckte, als sie gründlich zu überwachen, aber trotzdem hatte sie sich entschieden, das Angebot anzunehmen. »Welche Bedingungen sind daran geknüpft?«, fragte sie.
»Von mir aus keine.« Er sah sie
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