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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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und die Bewegungen der muskulösen Oberschenkel unter dem altersdünnen Denimstoff.
    Er bemerkte sie im Spiegel, drehte sich um und presste bei ihrem Anblick die Lippen zusammen, als sei er plötzlich verärgert. Wortlos musterte er sie von oben bis unten.
    »Fertig?«
    Er stürzte seinen Drink hinunter. »Ja.«
    Auf dem Weg ins Foyer verfiel er in brütendes Schweigen und in seinen Augen lag ein düsterer Vorwurf, den sie nicht verstand. Die Liftkabine erschien ihr eng, der Geruch von Leder und Whiskey hing in der Luft, und obwohl sie darauf bedacht war, möglichst großen Abstand von ihm zu halten, spürte sie doch die Hitze, die sein Körper ausstrahlte.
    Seine Stiefel hallten auf dem Zementboden der Parkgarage, und Adria musste beinahe laufen, um mit ihm Schritt zu halten. Sie wich einer Pfütze aus Kondenswasser aus, das von den tief hängenden Rohren an der Decke herabtropfte.
    »Wohin willst du?«, fragte er und schloss die Beifahrertür seines Jeeps auf.
    »Du bist der Ortskundige hier«, sagte sie und stieg ein.
    »Ach, zum Teufel, tu nicht so, als ob du dich nicht auskennst.« Er schlug die Tür zu und ging um den Cherokee herum zur Fahrerseite.
    »Ich dachte nur …«
    »Ich weiß, was du dachtest, Lady.« Er stieg ein, ließ den Motor an und setzte aus der Parklücke. Wenig später fädelte sich der Jeep in den dichten Verkehr draußen vor dem Hotel ein. Nebel waberte vor den Scheinwerfern und verlieh den Straßen einen silbrigen Schimmer.
    »Ich dachte, wir wollten höflich miteinander umgehen.«
    Er streifte sie mit einem verhaltenen Blick.
    »Warum hasst du mich?«
    Zach presste die Lippen zusammen und steuerte den Jeep in östlicher Richtung über den Fluss.
    »Du führst dich auf, als wäre ich giftig.«
    Er biss sichtlich die Zähne zusammen. »Vielleicht bist du's ja.«
    »Warum gibst du mir nicht wenigstens eine Chance?«
    Er trat heftig auf die Bremse, als die Ampel vor einem Fußgängerüberweg umsprang und ein älteres Paar die Straße überquerte. Mit den Fingern trommelte er ungeduldig aufs Lenkrad, und sobald die Ampel wieder Grün zeigte, gab er Gas. »Ich gebe dir keine Chance, weil ich dir deine Geschichte nicht abkaufe, Adria.«
    »Sei doch ein bisschen aufgeschlossener.«
    »Was hätte ich davon?«
    »Nichts. Nein, du hättest wohl tatsächlich nichts davon.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und blickte verärgert geradeaus. Es war sinnlos, ihn zwingen zu wollen, an sie zu glauben, wenn sie es selbst nicht tat. Sie sah ihn aus den Augenwinkeln an und eine Vorahnung drohenden Unheils überkam sie. Natürlich konnte er nicht ihr Freund sein. Wäre er nicht ihr Halbbruder gewesen, dann hätte sie ihn attraktiv gefunden. Hoch aufgeschossen und schlank, männlich und zynisch, aufbrausend, aber dennoch mit einem Lächeln, das das kälteste Herz erwärmen konnte. Eindringlich. Dreist. Respektlos. Schlicht und einfach gefährlich.
    Er ertappte sie dabei, wie sie ihn ansah, und warf ihr einen mörderischen Blick zu. »Du siehst Kat verdammt ähnlich, das muss man dir lassen.«
    »Ist das ein Verbrechen?«
    »Es sollte eines sein«, knurrte er.
    »Kat … So habt ihr Katherine genannt?«
    »Hinter ihrem Rücken.«
    Sie lehnte sich gegen die Tür und massierte ihren verspannten Nacken. »Und wie habt ihr sie angesprochen?«
    Er schnaubte. »Mit ›liebste Mami‹.«
    »Was?«
    »Das war ein Scherz, Adria.« Zachs Züge verhärteten sich. »Ehrlich gesagt, ich habe versucht, ihr aus dem Weg zu gehen.«
    »Warum?« Sie sah, wie sich seine Finger um das Lenkrad krampften.
    »Sie brachte nichts als Ärger«, sagte er und schaltete das Radio ein. Sanfte Jazzmusik ertönte. Er wollte also nicht über Katherine reden – das erstaunte Adria kaum. Bei ihrer Recherche hatte sie nur sehr wenig über die Frau erfahren, die sie vermutlich geboren hatte. Es schien, als habe Katherine es ihrem Mann überlassen, im Rampenlicht zu stehen, während sie selbst ihn eher aus den Kulissen heraus unterstützte, eine rätselhafte Schönheit, die nicht viel von sich preisgab. Adria fragte sich, ob Katherine von sich aus die Öffentlichkeit mied oder ob ihr mächtiger Mann dahintersteckte.
    Wie auch immer, die Informationen über Londons Mutter waren bruchstückhaft. Soweit Adria herausfinden konnte, hatten Katherine und Witt sich in Kanada kennengelernt und nach einer heftigen Romanze – zum Entsetzen von Witts ganzer Familie – geheiratet. Kein Wunder, dass Katherine nicht mit offenen Armen empfangen

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