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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schluck und blickte Zach über den Rand des Glases hinweg an. »Ich habe noch viel vor. Ich werde mit Reportern und mit der Polizei sprechen. Glaub mir, ich habe gerade erst anfangen.«
    »Du wirst am Ende doch mit leeren Händen dastehen.«
    »Ach ja? Wieso?«
    »Die Geschichte deines Vaters hat eine riesengroße Lücke. Etwa so groß wie Montana.«
    »Ich bin ganz Ohr«, forderte sie ihn interessiert auf.
    Zach griff nach einer seiner Sandwich-Hälften. »Wenn sich alles so zugetragen hat, wie du behauptest – warum hat Ginny Slade London dann überhaupt erst entführt?«
    »Wer weiß?«
    »Vermutlich niemand«, sagte er bedächtig. »Jedenfalls ging es nicht darum, dass sie sich selbst ein Kind wünschte, sonst hätte sie dich nicht den Nashs überlassen.«
    »Ich weiß, aber –«
    »Und es ging ihr auch nicht um Geld, denn sie hat eine gewisse Summe auf ihrem Konto in Portland zurückgelassen, und außerdem gab es nie eine Lösegeldforderung.«
    »Vielleicht hat jemand sie gekauft.«
    »Mein Vater hat, um seine Tochter zurückzubekommen, eine Million Dollar geboten, ohne Bedingungen daran zu knüpfen. 1974 war das eine Riesensumme.«
    »Das ist es auch heute noch.«
    »Aber Ginny hat das Geld nicht eingefordert.«
    »Vielleicht hatte sie Angst vor gerichtlichen Konsequenzen. Dein Vater – unser Vater – war dafür bekannt, dass er nicht zu seinem Wort stand. Und er galt als rachsüchtiger Mensch.«
    »Die Erklärung könnte aber auch ganz einfach lauten, dass du gar nicht London bist.«
    »Ein Motiv bleibt noch«, widersprach Adria, leerte ihr Bier und stellte das Glas ab.
    »Nämlich?«
    »Rache. Witt hatte sich eine Menge Feinde gemacht, Zach. Er ist über Leichen gegangen, um seine Ziele zu erreichen. Ich könnte mir vorstellen, dass es sehr viele Menschen gab, die ihn an seiner empfindlichsten Stelle treffen wollten. Ich muss nur noch herausfinden, wer. Und ich hatte gehofft, du würdest mir helfen.«
    »Warum sollte ich mir die Mühe machen?«, fragte er.
    »Weil London deine Halbschwester ist und weil viele noch immer glauben, dass du irgendwie hinter der Entführung steckst.«
    »Ich war damals noch ein Junge.«
    »Ein Junge, der immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt geriet. Ein Junge, der schwer unter Witt Danvers zu leiden hatte. Ein Junge, der in der fraglichen Nacht in eine Messerstecherei verwickelt war.«
    »Ich hatte mit Londons Verschwinden nichts zu tun«, knurrte er, und seine Kiefermuskeln traten vor Anspannung hervor.
    »Okay, Danvers, jetzt hast du Gelegenheit, es zu beweisen. Du brauchst mir nur zu helfen herauszufinden, wer ich wirklich bin. Falls ich London bin, bist du über jeden Verdacht erhaben – dann wurde das kleine Mädchen nicht getötet, sondern ist in Montana aufgewachsen.«
    »Und wenn du nicht London bist?«
    »Dann geht es dir nicht schlechter als zuvor. Im Gegenteil, die Leute werden immerhin wissen, dass du versucht hast, die Wahrheit ans Licht zu bringen.«
    »Aber …«, sagte er und schob seinen Teller von sich.
    »Aber?«
    »Aber mir ist scheißegal, was ›die Leute‹ denken.« Er lehnte sich zurück und plötzlich waren seine Augen wieder verhangen vor Begehren. »Dein Angebot reicht mir nicht, Adria.« Sein Blick bohrte sich in ihren. »Ich bin nicht interessiert.«

    Oswald Sweeny fröstelte im Wind, der von den Bergen herunterwehte und durch seinen Mantel drang. Er inhalierte einen letzten Zug aus seiner Camel und trat die Kippe in den Kies vor dem Motel. In seinen Augen war Belamy in Montana der letzte Außenposten der Zivilisation. Er schloss den Wagen ab und schlurfte die Treppe zu der breiten Veranda hinauf.
    Drinnen umfing ihn die Wärme und der Geruch von Suppe oder vielleicht Eintopf.
    Er hörte die Wirtin in der Küche hantieren, doch im Augenblick war ihm nicht nach einer Plauderei. Er eilte hinauf in sein Zimmer, knipste das Licht an und zog seine Jacke aus. Seine Nachforschungen in Belamy, Montana, hatten erwartungsgemäß wenig ergeben und das ärgerte ihn. Er hatte diese Kleinstadt und ihre aufrechten, bodenständigen Bürger längst satt.
    Sein ursprünglicher Verdacht, dass Adria Nash völlig pleite sei, schien sich zu bestätigen – Schulden beim Krankenhaus, hohe Hypotheken auf ihrer Farm, Darlehen für den College-Besuch, Arztrechnungen. Noch wusste er allerdings nicht genau, wie verzweifelt sie Geld brauchte – das Geld der Danvers'.
    Seit vierundzwanzig Stunden lungerte er nun in diesem gottverlassenen Nest herum und hätte sich

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