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Wehe Dem, Der Boeses Tut

Wehe Dem, Der Boeses Tut

Titel: Wehe Dem, Der Boeses Tut Kostenlos Bücher Online Lesen
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Haare. »Leid …«, wiederholte er mit kaltem Lächeln in der Dunkelheit. »Spiel mir nicht die Unschuld vom Lande vor, Adria.«
    Es juckte sie in den Fingern, ihn zu ohrfeigen, abzustreiten, was doch so offensichtlich war, aber dann ballte sie nur in ohnmächtiger Wut die Fäuste. »Ich habe nicht …« Wenn sie doch nur lügen und behaupten könnte, sie fühlte sich in keiner Weise zu ihm hingezogen. Doch sie hielt lieber den Mund. Ihr Puls raste immer noch, ihre Hände zitterten.
    Der Blick, mit dem er sie bedachte, brannte bis auf den Grund ihrer Seele, und sie erkannte, dass das, was sie füreinander empfanden – diese instinkthafte, animalische Lust –, Teil ihres Schicksals war. Ein niederer Trieb, den sie bekämpfen musste. Ihre Kehle wurde trocken.
    »Ich wollte nur wissen, wie weit deine Ähnlichkeit mit Kat geht«, sagte er und ließ den Blick über ihr zerzaustes Haar, den verrutschten Pullover und die geschwollenen Lippen gleiten. »Wie weit du gehen würdest.«
    Sie glaubte ihm nicht, sondern empörte sich: »Du erwartest doch nicht von mir zu glauben, dass du mich aus purer Neugier geküsst hast?«
    Er zuckte die Achseln. »Es ist mir verdammt egal, was du glaubst.«
    »Lüg' nicht, Zach. Ich war schließlich auch ehrlich zu dir. Du hast mich geküsst, weil dich die Lust überkam. Gib dir keine Mühe, es zu verbergen – du hast doch genauso empfunden wie ich.«
    »Himmel, jetzt redest du sogar wie sie!«
    Ein abscheulicher Gedanke schoss Adria durch den Kopf. Sie stellte sich Zach vor, noch nicht einmal achtzehn Jahre alt, und Katherine, ihre Mutter, in einer verbotenen Umarmung, mit schweißglänzenden Körpern, getrieben von Leidenschaft … O Gott. War das möglich? Waren sie ein Liebespaar gewesen? »Was willst du damit sagen?«, flüsterte sie, als die grauenhafte Vorstellung in ihrem Kopf Gestalt annahm. »Etwa, dass sie hinter dir her war – dass sie deine –«
    »Sie war mir gar nichts!« Er durchbohrte sie mit einem Blick, scharf wie ein Dolch.
    »Ich glaube nicht –«
    »Glaub, was du willst, Adria. Wie ich schon sagte, es lässt mich kalt. Wenn du dir unbedingt selbst etwas vormachen willst – bitte.« Er öffnete die Tür des Jeeps und kühle Luft schlug ins Wageninnere. Adria stieg ebenfalls aus und lief ihm durch den strömenden Regen nach.
    »Warte …« Sie wollte ihn am Arm zurückhalten, doch er schüttelte sie ab und fuhr abrupt herum. Sein Gesicht war zu einer wütenden Grimasse verzerrt und in der Dunkelheit wirkte er größer denn je. Regentropfen verfingen sich in seinem schwarzen Haar, liefen über sein Gesicht und in seinen Kragen.
    Er presste die Lippen zusammen. In seinen Augen spiegelte sich rot und blau das Neonlicht des Restaurants. »Ich weiß nicht, was du von mir willst, Adria, aber du solltest dich lieber vorsehen. Womöglich bekommst du es!«
    Damit wandte er sich wieder ab und stieg die zwei breiten, flachen Stufen zur Veranda des Holzhäuschens hinauf.
    Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Langsam zählte Adria bis zehn, um sich zu sammeln, dann ging sie ihm nach, stieß mit einer Schulter die Tür auf, durchquerte ein mit Kiefernholz getäfeltes Vestibül und fand ihn an der Bar, einen Fuß auf eine glänzende Messingfußleiste gestützt, die Ellenbogen auf der vernarbten Tresenplatte aus poliertem Kirschbaumholz.
    »Ich habe bereits für dich bestellt«, sagte er, als die Kellnerin, eine schlanke Frau mit strohblondem Haar und rotem Lippenstift, zwei beschlagene Gläser mit Bier vor ihnen abstellte und rasch nach dem Geld griff, das er auf den Tresen gelegt hatte. Sein Blick begegnete Adrias im Spiegel über der Bar und seine Augen verdüsterten sich wieder. »Komm. Suchen wir uns einen Tisch.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf eine freie Nische.
    Adria gab sich Mühe, ihre Wut zu beherrschen. Offenbar war dies eine Art Friedensangebot von ihm, sagte sie sich, ließ sich auf dem Polstersitz nieder und nahm das Bier an.
    Zach trank sein Glas in einem Zug zur Hälfte aus. »Möchtest du sonst noch etwas über die Familie Danvers wissen?«, fragte er und zog verächtlich eine Augenbraue hoch.
    »Alles, was du zu erzählen bereit bist.«
    »Das ist das Problem. Ich will dir überhaupt nichts erzählen. Ich finde, es wäre besser, wenn du einfach deine Sachen packen und zurück nach Bozeman fahren würdest –«
    »Belamy.«
    »Wohin auch immer.«
    »Jetzt redest du wie der Rest der Familie.«
    »Da sei Gott vor«, brummte er und

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