Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Wehe Dem, Der Gnade Sucht

Titel: Wehe Dem, Der Gnade Sucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. E. Lawrence
Vom Netzwerk:
kontrollieren können, was die Presse erfährt, haben wir ein Riesenproblem.«
    »Ein Tauziehen mit den Medien hat uns gerade noch gefehlt«, knurrte Butts.
    Lee hatte seinen eigenen Kampf auszufechten, und er wollte niemanden damit belasten. Er spürte, wie die Depression wieder nach ihm griff. Aber wenigstens bis zum Ende der Ermittlungen musste er alles gegen einen Rückfall tun. Und dass die demnächst abgeschlossen waren, schien im Moment mehr als unwahrscheinlich.
    »Was steht diesmal im Abschiedsbrief?«, wollte er wissen.
    Chuck gab ihm die Kopie.
    Ich bin gar nicht so böse. Nur ein unartiges Mädchen – ein sehr unartiges Mädchen.
    »Okay«, sagte Chuck zu Lee. »Fassen wir zusammen, was wir bereits über den Kerl wissen, und dann schauen wir, ob du diesmal noch was dazu beitragen kannst.«
    Lee spürte den Vorwurf, der in den Worten mitschwang, nickte aber nur.
    »Das Wasser mag ja Teil seiner Signatur sein, aber es hilft ihm verdammt noch mal auch dabei, Beweise verschwinden zu lassen«, bemerkte Butts.
    Lee nahm einen Stift und schrieb etwas auf die Tafel an der Wand.
     
    Unbekannter Täter
    männlich, weiß
    Mitte zwanzig bis Anfang dreißig
     
    Butts kratzte sich am Ohr. »Okay, das mit dem Geschlecht kriege ich hin. Aber wie kommen Sie auf das Alter?«
    »Die Verbrechen sind zu raffiniert für einen Teenager, also ist er mindestens zwanzig. Seine Phantasien sind bis in kleinste Details ausgeformt. Deswegen kann er auch schon Anfang dreißig sein.«
    Ruggles runzelte die Stirn. »Entschuldigen Sie, Sir, aber warum kann er nicht auch älter sein?«
    »Das ist nicht ausgeschlossen, ganz besonders, wenn er bereits in Haft gesessen haben sollte – aber ich glaube nicht, dass das der Fall ist. Er ist clever und sehr vorsichtig. Durchaus möglich, dass er schon mal das Gesetz gebrochen hat – ich glaube nur nicht, dass man ihn bisher geschnappt hat.«
    »Warum glauben Sie, dass er ein Weißer ist?«, wollte Butts wissen.
    »Aus zwei Gründen. Die meisten Serienmörder sind weiß. Aber noch viel wichtiger ist, dass alle seine Opfer Weiße waren. Er tötet Männer und Frauen, aber es ist unwahrscheinlich, dass er Opfer verschiedener Hautfarben auswählt. Wenn er schwarz oder ein Latino wäre, müssten seine Opfer es ebenfalls sein.«
    Chuck brummte und verschränkte die Arme vor der Brust. »In Ordnung – weiter.«
    Lee wandte sich wieder der Tafel zu und schrieb:
     
    Pendler – Beruf? Upper East Side/Bronx
     
    »Ich glaube, ich weiß, was Sie auf die Fährte gebracht hat, wenn mir der Ausdruck gestattet ist«, stimmte Ruggles zu.
    »Ja, Ruggles?«, fragte Chuck nach.
    »Das hängt mit den Tatorten zusammen, Sir. Die sind verstreut, was ein Hinweis darauf ist, dass er, ähm, ziemlich mobil ist, verstehen Sie? Und ich nehme an, dass er sich wegen seines Berufs so gut in der Upper East Side und der Bronx auskennt. Meinten Sie das damit, Sir?«, fragte er Lee.
    »Sie haben die besten Voraussetzungen, ein erstklassiger Profiler zu werden, Sergeant«, antwortete Lee, worauf Ruggles rote Ohren bekam.
    »Okay, okay«, brummte Butts gereizt. »Er kommt also viel rum. Was noch?«
    Lee wandte sich um und schrieb:
     
    Einigermaßen belesen/gebildet
    Probleme mit der Geschlechtsidentität
     
    »Das mit der Geschlechtersache wissen wir«, warf Chuck ein. »Aber was ist mit seinem Bildungsstand?«
    »Gute Frage. Krieger sagte, er will mit seinen Nachrichten Eindruck schinden. Vielleicht ist er ein Streber, der uns mit seiner Intellektualität beeindrucken möchte.«
    Butts schüttelte den Kopf. »Großer Gott. Reicht es nicht, dass er uns an der Nase herumführt, will er jetzt auch noch dafür bewundert werden, was für ein schlaues Kerlchen er ist?«
    »Wir sind sein Publikum«, betonte Lee. »In den letzten Wochen haben wir ihm wahrscheinlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als er jemals zuvor in seinem Leben bekommen hat.«
    »Also macht ihm die ganze Sache auch noch Spaß?«, fragte Butts angewidert.
    »In einem gewissen Sinne tut sie das. Doch Menschen, die ihn kennen, werden Veränderungen an ihm oder seinem Verhalten feststellen – vielleicht hat er abgenommen oder ist auf einmal zerstreut. Er könnte reizbar und aufbrausend geworden sein, sich zwanghaft mit Nebensächlichkeiten beschäftigen, oder er legt irgendein anderes seltsames Verhalten an den Tag.«
    Lee drehte sich um und schrieb groß an die Tafel:
     
    WASSERTRAUMA
     
    Er unterstrich das Wort zwei Mal.
    »Hast du bereits erwähnt«,

Weitere Kostenlose Bücher