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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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da?«
    »Ach, weißt du«, sagte Jeff, in dessen Stimme jene Geringschätzung mitschwang, die Kinder nur gegenüber der Unwissenheit ihrer Eltern aufbringen. »Sie warten oben in den Bergen und sie fressen Menschen.« Sein Gesicht wurde nachdenklich und er runzelte die Stirn. »Aber eigentlich können die's gar nicht gewesen sein, weil Eddie sagt, daß sie nur Kinder fressen.«
    »Eddie Whitefawn?« fragte Joyce. »Hat er dir das erzählt?«
    »Ja-ha. Und er weiß es auch. Seine Großmutter hat's ihm erzählt. Sie hat ihm erzählt, daß die Indianerkinder, wenn sie sterben, hoch hinauf in die Berge gehen und dort auf andere Kinder warten. Und dann töten die Toten die Lebendigen.«
    Joyce erschauerte und Matt setzte sein Bier ab. Bis auf ein paar Variationen war es die gleiche Geschichte, die er gehört hatte, als er noch ein Junge war - die Legende einer Höhle irgendwo in den Bergen, in der die Indianer angeblich ihre Totgeborenen begraben hatten. Aber wie sollte er das erklären? Er beschloß, es gar nicht erst zu versuchen. Statt dessen nahm er seinen Sohn beim Arm. Jeff versuchte, sich ihm zu entziehen, aber Matts Griff war so fest wie ein behutsam angezogener Schraubstock.
    »Nun hör mir mal zu, junger Mann«, sagte er. »So etwas wie Wasserkinder, was immer das sein mag, gibt es nicht. Es gibt nichts in den Bergen, das Menschen frißt - überhaupt nichts.«
    Jeff schaute seinen Vater mißtrauisch an und zielte dann auf die schwächste Stelle. »Wenn du nicht weißt, was sie sind«, sagte er, »woher willst du dann wissen, daß es sie nicht gibt?«
    Matt seufzte und stand auf. Kinder, fand er, waren ungeheuer anstrengend. In jugendlichem Überschwang hatte er geglaubt, es müsse schön sein, sechs zu haben, aber Jeff mit seinen endlosen Fragen und seinem ständigen Unfug war allein schon so anstrengend wie sechs. Jetzt, da dieser winzige Bruchteil seiner ursprünglichen Planung kriegerisch zu ihm aufblickte, zuckte er hilflos die Schultern.
    »Ich werde duschen, Süße«, sagte er. »Kannst du mir unser kleines Genie solange vom Leibe halten?« Ohne eine Antwort abzuwarten, verließ er die Küche. Als er den Treppenabsatz erreicht hatte, hatte er sein Hemd bereits ausgezogen und nestelte an seinem Gürtel. Die Anspannung des Tages hatte ihn erschöpft, und als er jetzt ins Obergeschoß ging, begann er fast hysterisch zu lachen.
    Und doch gab es nichts zu lachen. Er konnte einfach den Anblick von Elliot Lyons Leichnam nicht vergessen, der kaum erkennbar am Grunde des Hauptschachtes lag. Eine blutige Masse, die lose von Sporthemd und Khakihose umhüllt war und im Schmutz auf dem Boden des Bergwerks ruhte. Es war für ihn völlig unverständlich, daß es passiert sein konnte. Immer wieder hatte Elliot, während sie zusammen arbeiteten, darauf bestanden, daß er unter keinen Umständen allein in dem Bergwerk arbeiten dürfte. Zuviele Dinge konnten passieren. Und doch war Elliot offensichtlich heute allein ins Bergwerk gegangen.
    Und etwas war passiert.
    Matt kicherte hohl. Wer weiß, dachte er. Vielleicht haben die Wasserkinder ihn geholt.
    In der Küche hörte Jeff seiner Mutter geduldig zu, die ihm zu erklären versuchte, daß er die ewigen Geschichten indianischer Überlieferung nicht zu ernst nehmen dürfe, die Eddie Whitefawns Großmutter ständig verbreitete.
    »Was sie erzählt, kommt der Wahrheit auch nicht viel näher, als das, was Reverend Jennings von Feuer und Schwefel predigt«, sagte Joyce. Und tatsächlich schenkte sie persönlich Eddies Großmutter mehr Glauben als Jerome Jennings, wobei ihr bewußt war, daß das wahrscheinlich nur darauf zurückzuführen sein mochte, daß sie Eddie mochte und den kleinen Jay-Jay Jen nings nicht. Aber wenn es um elterlichen Rat ging, versuchte sie für Jeff das Beste zu tun, und fair war fair. »Du mußt immer daran denken, daß die einzigen Dinge, an die du glauben kannst, die Dinge sind, die man beweisen kann. Also, hast du oder haben Eddie oder seine Großmutter je eines dieser Wasserkinder gesehen?«
    »Nein«, gab Jeff widerwillig zu. Er hatte das Gefühl, daß seine Mutter mal wieder einen ihrer Vorträge halten würde. Und deshalb beschloß er, das Thema zu wechseln. »Aber wenn es keine Wasserkinder gibt, was ist dann mit Christies Vater passiert?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Joyce zu ihm. »Es war ein Unfall.«
    »Aber Paps sagt, Mr. Lyons sei wirklich vorsichtig gewesen«, protestierte Jeff. »Er sagte, Mr. Lyons sei der am meisten vorsichtige Mann

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