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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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glauben«, sagte sie mit einem tiefen Seufzer. »Ich - ich komme mir vor, als hätte ich selbst ihn umgebracht.«
    Sie setzte sich in den Sessel, in dem vor kurzem noch ihre Mutter gesessen hatte und starrte in die flackernden Flammen des Kamins.
    »Wissen Sie eigentlich, was es hier bedeutet, eine Amber zu sein, Dan?« fragte sie plötzlich.
    Dan Gurley war sechzehn Jahre jünger als Diana und hatte sie, wenngleich aus der Ferne, ein Leben lang ge kannt. Seines Wissens war niemand mit den Ambers befreundet. Jetzt hatte er das Gefühl, daß er Dinge hören würde, die ihn sicher überhaupt nichts angingen und vor allem nichts mit Elliot Lyons zu tun hatten.
    »Ich bin sicher, daß es nicht immer leicht ist, Miß Diana«, sagte er rasch. Ihre Blicke kreuzten sich, und zum ersten Mal sah er die Verwundbarkeit, von der Bill Henry gesprochen hatte.
    »Ich habe nicht viele Freunde«, sagte Diana leise. »Wissen Sie, irgendwie, glaube ich, war Elliot Lyons wahrscheinlich der einzige Freund, den ich hatte. Ich bin manchmal zum Bergwerk hochgegangen und habe mit ihm gesprochen. Einfach mit ihm gesprochen.«
    »Sie haben viele Freunde ...«, protestierte Dan.
    »Nein, die habe ich nicht, Dan«, sagte Diana, deren Stimme plötzlich frei von dem Pathos war, das noch kurz zuvor darin geklungen hatte. »Ich bin eine Amber, und in Amberton haben die Ambers keine Freunde.« Sie stand plötzlich auf und lächelte. »Nun, das wird jetzt vielleicht anders«, sagte sie. »Sie wissen doch, daß man sich von diesem unheimlichen Wind erzählt, der niemandem Gutes bringt? Vielleicht klingt's schrecklich, daß ich so etwas sage, aber obwohl das Geschehene tragisch ist, könnte es für mich doch etwas Gutes bedeuten.« Ihre Stimme wurde leiser,und als sie wieder sprach, führte Dan das, was sie sagte, auf die Anspannung des Tages zurück. Das konnte sie einfach nicht ernst meinen. »Ich habe beschlossen, Christie zu adoptieren. Ich habe mir immer ein Kind gewünscht, und sie zu adoptieren scheint mir das wenigste zu sein, was ich für Elliot tun kann. Schließlich war es ja meine Idee, daß er herkam.«
    »Ihre Idee?« fragte Dan. »Woher kannten Sie ihn?«
    »Ich kannte ihn nicht. Aber als Mutter Erkundigungen einzog, um einen Bergbauingenieur einzustellen, habe ich mir alle Angebote durchgesehen. Mutter wollte einen Mann aus Boston einstellen - sie gehört zu den Menschen, die glauben, daß in Boston die Zivilisation beginnt und endet - aber mir gefiel, was Elliot zu sagen hatte.« Dianas Finger glitten nervös zu ihrem Hals. »Ich nehme an, ich wollte ihn, weil er jung war. Für mich war klar, daß - sollte der Bergwerksbetrieb tatsächlich wieder aufgenommen werden - dies durch jemand geschehen müsse, der jung war und die modernsten Techniken kannte. Deshalb bat ich meine Mutter, Elliot einzustellen, und sie gab nach. Und jetzt ist er tot. Ich kann nicht anders, aber ich fühle mich dafür verantwortlich.«
    Bill Henry war in die Tür getreten und hatte die letzten Worte gehört. Er durchquerte das Zimmer und legte seine Hand auf Dianas Schulter. »Du hast ihn nicht getötet, Diana. Was auch geschehen sein mag, es war nicht deine Schuld. Du warst ja nicht einmal da.«
    Diana schaute mit flehenden Augen zu ihm auf. »Ist das wichtig?« sagte sie. »Ist das denn wirklich wichtig?«
    Dan Gurley fühlte sich plötzlich sehr unbehaglich, erhob sich und räusperte sich. »Ich - wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen, dann fahre ich jetzt hoch, um mit Esperanza und Juan zu sprechen. Bill ...«
    »Wenn du mich nicht brauchst, bleibe ich noch etwas hier. Warum kommst du nicht vorbei und holst mich ab, nachdem du mit ihnen gesprochen hast?«
    »Sicher«, erwiderte Gurley. Er setzte seinen Hut auf, beugte sich dann impulsiv vor und küßte Diana Amber auf die Wange. »Verzeihen Sie, Miß Diana«, murmelte er. »Es tut mir wirklich leid.«
    Diana tätschelte seine Hand und nickte. »Ich weiß, Dan«, erwiderte sie. Dann lächelte sie schwach. »Es tut mir leid, daß Mutter so häßlich zu Ihnen war.«
    Dan zuckte die Schultern und brachte ein schwaches Grinsen zustande. »Das ist nicht ungewöhnlich. So lange wir Leibeigenen bleiben, wo wir sind, ist sie gar nicht so schlimm.«
    Diana lachte spröde. »Danke, daß Sie sie ertragen haben. Ich weiß, daß es nicht immer leicht ist.« Dann: »Wenn das überhaupt jemand weiß, dann ich.« Sie ging mit Dan zur Eingangstür, wartete, bis er gegangen war, bevor sie die Tür schloß und kehrte in den

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