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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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denn?« fragte Jeff vorsichtig.
    »Meine Mama hat mit Kims Mama und Mrs. Gillespie gesprochen, und sie sagen, daß Kim und ich und Susan zu den Ambers rausgehen sollen.«
    »Weshalb?«
    »Wir sollen ein paar Blumen pflücken und sie zu Christie Lyons bringen. Weil ihr Vater gestorben ist. Willst du mitkommen?«
    Jeff dachte über die Sache nach. Er wußte, daß man einer Familie Blumen bringen sollte, wenn dort jemand gestorben war, aber er dachte, daß das nur bei Beerdigungen so sei. Vielleicht war das anders, wenn die Eltern eines Kindes starben.
    »Gut«, stimmte er zu. »Ich will's nur meiner Mama sagen.« Er verschwand im Haus und tauchte ein paar Minuten später wieder auf und trug Tennisschuhe. »Ich weiß überhaupt nicht, warum ich Schuhe tragen muß«, beklagte er sich. »Mama fürchtet immer, ich würde auf eine Schlange treten oder so.«
    »Ich weiß«, pflichtete Steve bei. »Meine Mama ist genauso.«
    Janet Jennings, die seit dem Tag ihrer Geburt Jay-Jay hieß, wartete mit Kim Sandler und Susan Gillespie vor dem Kolonialwarenladen, als die beiden Jungen kamen, und Jeff stöhnte innerlich. Er mochte Jay-Jay nicht. Vor allem deshalb nicht, weil sie die Angewohnheit hatte, ihn immer in Schwierigkeiten zu bringen und dann jemand anders dafür verantwortlich machte. Und außerdem war Jay-Jay dick, und Jeff hatte immer den Eindruck, sie sähe schmutzig aus.
    »Warum kaufen wir nicht einfach ein paar Blumen?« schlug Jay-Jay vor. »Dann brauchen wir doch nicht den ganzen Tag danach zu suchen.«
    Kim, die Jay-Jay ebensowenig mochte wie Jeff, warf ihr einen verächtlichen Blick zu. »Das dauert nicht den ganzen Tag. Das Feld der Ambers ist voll davon. Wir brauchen sie nur zu pflücken.«
    Die fünf Kinder begaben sich aus der Stadt. Jeff und Steve traten Steine und Dosen, während die Mädchen miteinander schnatterten.
    »Warum ist sie eigentlich bei den Ambers?« fragte Susan, ohne jemanden direkt anzusprechen.
    »Weil ihr Vater für die gearbeitet hat«, erwiderte Kim. »Wo sollte sie denn sonst bleiben?«
    »Also, wenn ihr mich fragt«, meldete sich Jay-Jay, »dann wäre jeder andere Ort besser, als da draußen. Meine Mutter sagt, Miß Edna sei total verrückt.«
    »Und warum hat sie dich dann mit uns gehen lassen?« höhnte Steve.
    »Wer sagt denn, daß sie weiß, daß ich mitkomme?« gab Jay-Jay zurück. »Der einzige Grund, warum ich mitkomme ist, daß ich mal sehen möchte, wie das alte Haus von innen aussieht. Mami sagt, daß seit Jahren niemand darin gewesen sei.«
    »Deine Mami muß es ja wissen«, warf Jeff ein. »Dr. Henry und Marshal Gurley waren gestern dort, und Christies Vater ging die ganze Zeit dort ein und aus.«
    »Was, meint ihr, wird mit ihr passieren?« fragte Steve.
    »Wahrscheinlich wird sie bei ihrem Onkel wohnen«, meinte Kim. »Das ist bei Billy Simons auch so gewesen.«
    »Mama sagt, daß sie keinen Onkel hat«, sagte Jeff. »Mama und Paps denken, man muß sie adoptieren.«
    »Ich dachte, man könnte nur Babys adoptieren.«
    Jetzt gab sich Jay-Jay verächtlich. »Jeder kann adoptiert werden«, erzählte sie Kim. »Das heißt«, fügte sie gehässig hinzu, »wenn einen jemand haben will.«
    Sie verließen die Straße und begannen Akeleien, Maßliebchen und Türkenbund zu pflücken, bis jeder von ihnen einen großen Strauß hatte. Dann gingen sie quer übers Feld auf das Haus der Ambers zu, das drohend in der Ferne auftauchte.
    »Was, wenn Miß Edna die Tür aufmacht?« fragte Susan, die scheueste der Gruppe.
    »Das wird sie nicht«, versicherte Jeff ihr. »Paps sagt, sie macht den ganzen Tag nichts anderes, als im Salon herumzusitzen und Miß Diana herumzukommandieren. Und außerdem ist sie eine alte Frau.«
    »Also, mir macht sie Angst«, gab Susan zu. »Sie schaut immer so drein, als sei sie auf irgendwas böse, und wie die einen ansieht, das ist richtig unheimlich. Als ob sie wünschte, man war tot oder so was.«
    »Vielleicht tut sie's ja«, spottete Steve. »Vielleicht wartet sie nur darauf, dich allein zu erwischen, und dann ...« Er fuhr mit seinem Finger über seinen Hals und streckte seine Zunge heraus. Susan starrte ihn an.
    »Das ist nicht komisch, Steve Penrose«, sagte sie, und wurde dann ganz still, während alle ihre Freunde lachten.
     
    Edna Amber stand am Fenster des Salons und hatte den Spitzenvorhang so zurückgezogen, daß sie sehen konnte, wie die Kinder über das Feld näherkamen. Sie schienen auf das Haus zuzukommen. Sie rief nach Diana, hob ihren Stock und

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