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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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verlieh ihren Worten Nachdruck, indem sie ihn gegen die Decke stieß.
    »Diana? Diana, ich brauche dich!« Sie wartete einen Augenblick, und als sie Dianas eilende Schritte im Korridor oben nicht hören konnte, stieß sie wieder dagegen. »Diana!«
    Einen Moment später tauchte Diana in der Tür auf. »Ich war in der Küche, Mutter.«
    Edna warf einen Blick auf die Uhr, die in der Ecke stand. »Essenszeit ist frühestens in einer Stunde.«
    »Ich habe für Christie ein paar Plätzchen gemacht«, sagte Diana zögernd, wohl wissend, was auf dieses Geständnis folgen würde. Ihre Mutter enttäuschte sie nicht.
    »Ich will nicht, daß du dich so um das Kind kümmerst«, sagte Edna. »Sie wird höchstens noch bis morgen hier bleiben, und es macht keinen Sinn, daß du dich deshalb so abmühst.«
    Diana seufzte ungeduldig. »Mutter, es ist doch nur ein Blech mit Plätzchen. Das möchte ich nicht als ›mich abmühen‹ bezeichnen, was immer das auch bedeuten mag.«
    Edna funkelte sie an. »Sei nicht ungezogen zu deiner Mutter, junge Frau«, schnappte sie. Dann richtete sie ihren Stock auf das Fenster. »Du solltest dich lieber um die kümmern«, sagte sie. »Ich will sie nicht auf meinem Grund und Boden haben.«
    Diana trat ans Fenster und blickte hinaus. Sie kannte alle fünf Kinder, die durch das Tor kamen. Jeff Crowley kannte sie am besten, obwohl sie mit allen von ihnen irgendwann einmal gesprochen hatte. Aber nie zuvor war eines von ihnen zum Haus gekommen. Sie eilte hinunter zur Tür, um ihnen zu öffnen.
    Sie standen dicht beieinander auf der Veranda und hielten ihre Sträuße fest umklammert. Jeff Crowley sprach schließlich mit ernstem Gesicht.
    »Wir sind gekommen, um Christie zu besuchen, Miß Diana«, erklärte er.
    Dianas Hände, die in den Taschen ihrer Schürze steckten, ballten sich zu Fäusten, aber sie lächelte die Kinder an. »Das ist aber nett von euch«, sagte sie.
    »Ist sie da?« fragte Kim. »Kann sie herauskommen?«
    Dianas Lächeln wich einem Stirnrunzeln. »Sie ist oben und schläft«, erklärte sie. Sie zögerte, sprach dann weiter. »Vielleicht könnt ihr ein andermal wiederkommen. Ich fürchte, sie ist noch ziemlich aufgeregt, und ich glaube nicht, daß sie jemanden sehen will.«
    Die Kinder schauten sich an und schließlich reichte Steve Penrose Diana seinen Blumenstrauß. »Würden Sie ihr die geben?« Nacheinander überreichten ihr die Kinder die Blumen. Dann entstand ein unbehagliches Schweigen.
    »Ich werde sie ihr geben, sobald sie aufgewacht ist«, sagte Diana schließlich. Sie lächelte den Kindern noch einmal zu und zog sich dann rasch ins Haus zurück. Einen Augenblick lang lehnte sie an der geschlossenen Tür und ihr Herz klopfte. Warum waren sie gekommen? Sie waren nicht eingeladen. Wollten sie wirklich nur Christie besuchen? Oder war es etwas anderes? Vielleicht waren sie nur gekommen, um ihr nachzuspionieren. Sie versuchte, diesen Gedanken zu verdrängen.
    Sie sagte sich, daß sie an Kinder eben nicht gewöhnt sei, als sie zurück zur Küche ging. Sie hatte den Arm noch immer voller Blumen, die die Kinder gebracht hatten. Sie stand an der Spüle, hielt ihre Nase in die duftenden Blüten gesenkt und begann dann, nach einer Vase zu suchen. Doch als ihr einfiel, daß die Blumen für Christie gebracht worden waren, änderte sie plötzlich ihre Meinung. Sie schlug den Geschirrschrank heftig zu und ging auf die hintere Veranda. Mit bitterem Gesichtsausdruck warf sie die Blumen in den Abfall. Vielleicht würden die Kinder nicht wiederkommen.
    Aus ihrem Fenster im zweiten Stock beobachtete Christie, wie ihre Freunde in der Ferne verschwanden.
    Sie war sicher, daß sie gekommen waren, um sie zu besuchen, aber wenn das so gewesen wäre, hätte dann Tante Diana sie nicht gerufen? Sie kam zu dem Ergebnis, daß sie sich geirrt haben mußte: Sie waren gekommen, um Diana und Miß Edna Blumen zu bringen.
    Aber es war doch ihr Vater, der gestorben war. Warum sollten die Blumen jemand anderem gebracht werden? Sie setzte sich auf das Bett und überlegte, was zu tun sei. Schließlich beschloß sie, obwohl Diana ihr etwas anderes gesagt hatte, nach unten zu gehen und herauszufinden, was geschehen war.
    Sie zog rasch dieselben Jeans und das Hemd an, die sie am Tag zuvor getragen hatte. Dabei fiel ihr ein, daß Diana mit ihr vielleicht heute nachmittag nach Hause gehen könnte, um einige andere Kleidungsstücke zu holen.
    Nachdem sie angezogen war, ging sie die Hintertreppe hinunter und huschte in die

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