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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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zögerte dann aber, als sie sich an den winzigen Leib in dem Karton neben ihrem Bett erinnerte. Sie warf einen Blick zum Haus hinüber und überlegte, ob jemand sie beobachtete. Sie war sich nicht sicher. Ihr Blick glitt über den Hof und verweilte an der Scheune.
    Hayburner.
    Sie würde Hayburner besuchen, und bei dem Pferd würde sie sich weniger verlassen fühlen.
     
    Edna wartete, bis sie im Wohnzimmer waren, bevor sie sprach. Dann wandte sie ihr Gesicht ihrer Tochter zu und suchte Dianas Augen. »Was machst du eigentlich?« fragte sie schließlich, und in ihrer Stimme klang sowohl Ärger als auch Besorgnis mit.
    Dianas Gesicht spiegelte ihre Verwirrung wider. Was hatte sie jetzt wieder getan? Warum sollte ihre Mutter böse auf sie sein?
    »Ich habe Christie nur gebadet«, begann sie, aber Edna schnitt ihr das Wort ab.
    »Mitten am Tag? Und du badest eine Neunjährige? Diana, geht es dir wirklich gut?«
    »Natürlich geht's mir gut, Mutter. Warum sollte es mir nicht gut gehen?«
    Edna schwieg. Dann: »Hast du vorhin die Sirene gehört?«
    »Sirene? Welche Sirene?«
    Jetzt war Ednas Gesicht angespannt, und sie starrte ihre Tochter an. »Vor nicht ganz fünf Minuten ist Dan Gurley mit eingeschalteter Sirene vorbeigefahren. Du mußt sie gehört haben«, schloß sie mit fast verzweifelter Stimme.
    »Ich habe nichts gehört, Mutter«, sagte Diana ruhig.
    »Nun, ich hab' mir's nicht eingebildet«, schnappte Edna.
    Dianas Gesicht zeigte jetzt Verärgerung. »Mutter, wenn Dan Gurley hier mit eingeschalteter Sirene vorbeigefahren wäre, hätte ich das gehört. Das Wasser lief nicht,und ich bin ja nicht taub.«
    »Tatsächlich?« fragte Edna. Wieder blickte sie forschend in das Gesicht ihrer Tochter. »Diana, ich glaube nicht, daß wir das Kind länger hier behalten können. Es ist nicht gut für dich.«
    Plötzliche Wut durchfuhr Diana. Sie verstand, was ihre Mutter vorhatte. »Nicht gut für mich, Mutter? Oder nicht gut für dich?« Ihr Körper zitterte voller Zorn. Sie wandte sich um, verließ das Zimmer und eilte die Treppen hoch, um Christie zu baden.
    Das Badezimmer war leer. Diana ging ins Obergeschoß und schaute in die Kinderstube. Sie war ebenfalls leer.
    »Christie? Christie, Baby, wo bist du?«
    Sie bekam keine Antwort, doch als Diana die Kinderstube verlassen wollte, erregte draußen etwas ihre Aufmerksamkeit. Sie trat ans Fenster und schaute hinaus.
    Christie kam aus der Scheune. Ihr Gesicht war beschmutzt und an ihren Kleidern hingen Strohhalme. Dianas Augen funkelten, als sie auf das kleine Mädchen schaute.
    Das war der Ärger mit den Kindern.
    Man badete sie, und dann gingen sie gleich hinaus und machten sich wieder schmutzig.
    Aber dennoch, bedachte sie, war das nicht Schuld des Babys. Eigentlich nicht.
    Um Babys mußte man sich eben kümmern.
    Und lebende Dinge - Dinge wie Hühner oder Pferde - zogen sie nun mal an.
    Diana schüttelte traurig den Kopf und verließ die Kinderstube, um nach unten zu gehen und ihr unartiges Baby vom Hof zu holen.
     
    Dan Gurley starrte in das klare Wasser des Sees und fluchte leise. Sogar von da aus, wo er stand, erkannte er das kleine Mädchen im Wasser wieder. Dieser sehnige Körper und das lange braune Haar, das konnte nur Kim Sandler sein.
    Sie trieb mit dem Gesicht nach unten, ihr Haar wie ein Heiligenschein ausgebreitet, und ihre Arme waren in die Seiten gepreßt, als wolle sie Toter-Mann-Schwimmen üben.
    Dan rannte den Hügel hinunter und bahnte sich den Weg durch das Dickicht zum Kiesstrand. Er watete hinein, nahm Kim hoch und trug sie ans Ufer. Obwohl er wußte, daß es sinnlos war, versuchte er, sie wiederzubeleben, indem er zuerst durch künstliche Atmung das Wasser aus ihren Lungen preßte, und es dann mit Mund-zu-Mund-Beatmung probierte.
    Juan Rodriguez stand neben ihm und schnalzte teilnahmsvoll. Dan gab schließlich auf und erhob sich. Sein Atem kam stoßweise. Er wartete, bis sein Atem sich normalisiert hatte und blickte dann Juan scharf an.
    »Sie war im Wasser, als du sie gefunden hast?«
    Juan nickte.
    »Du hattest doch gesagt, sie sei nackt«, sagte Dan, wobei er die Unterhose betrachtete, die das Mädchen trug.
    Juan zuckte die Schultern, gab aber keine Antwort. Deshalb stellte Dan eine andere Frage. »Warum hast du sie nicht herausgezogen?«
    »Ich hatte Angst, Mr. Gurley. Ich mag keine toten Leute.«
    »Aber vielleicht ist sie noch gar nicht tot gewesen, Juan.«
    Juan schaute ihn mit seinen braunen Augen an, die so klar und unschuldig wie die

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