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Wehe wenn der Wind weht

Wehe wenn der Wind weht

Titel: Wehe wenn der Wind weht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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mit dem die Sirene betätigt wurde. »Darf ich sie einschalten?« fragte er.
    Dan ignorierte die Frage und startete den Motor. Als er vom Bürgersteig losfuhr, schoß ihm ein Gedanke durch den Kopf, einer jener ungereimten Gedanken, die im Augenblick innerer Spannung häufig kommen.
    »Wo ist deine Mutter?« fragte er. »Hast du ihr von dem Mädchen erzählt?«
    Juan schüttelte heftig seinen Kopf. »Oh, nein! Wenn etwas nicht in Ordnung ist, muß man es der Polizei sagen.« Er hielt inne und sprach dann wieder, wobei seine Stimme so abwesend klang, als spräche er zu sich selbst. »Warum war sie da oben? Es ist mein Teich! Sie hätte nicht dort sein dürfen!«
    Dan antwortete nicht, aber als er aus der Stadt fuhr, hatte er das schreckliche Gefühl, daß Juans Verwicklung nicht so harmlos sein würde wie die eines fünfjährigen, der Doktor spielt.
    Juan streckte die Hand aus und schaltete die Sirene ein. Dan machte keine Anstalten, ihn daran zu hindern. Schließlich, dachte Dan, ist er ja wirklich nur ein kleiner Junge.
    Aber er fragte sich, ob die Bewohner von Amberton daran denken würden, wenn Juan vor Gericht käme.

11
     
    edna amber lauschte, als sich die jaulende Sirene dem Haus näherte. Sie wartete, bis sie, offensichtlich in Richtung Bergwerk, entschwunden war, streckte dann ihren Stock hoch und klopfte gegen die Decke.
    »Diana? Diana!« Sie wartete, klopfte dann wieder.
    Als noch immer keine Antwort erfolgte, seufzte sie und begann, die Treppe hochzugehen. Seit dieses Kind ins Haus gekommen war, waren die Dinge nicht mehr, wie sie zu sein hatten. Sie sollte nicht nach Diana schauen - eine Tochter hatte sich um ihre Mutter zu kümmern.
    Sie fand Diana im Badezimmer.
    Sie kniete neben der Wanne und wusch Christie.
    »Was, zum Himmel, machst du da eigentlich?« fragte Edna.
    Diana schaute zu ihr hoch. »Ich bade Christie«, erwiderte sie.
    »Sie ist neun Jahre alt«, schnappte Edna. »Sie kann sich sicherlich alleine baden.«
    »Das kann ich, Tante Diana«, sagte Christie. »Das kann ich wirklich.«
    Diana wrang den Waschlappen aus. »Aber ich will dir helfen. Alle Mütter helfen ihren Babies beim Baden.«
    »Ich bin kein Baby«, protestierte Christie. »Mama hat aufgehört, mich zu baden, als ich vier war.«
    »Und du bist nicht ihre Mutter«, fügte Edna hinzu. »Komm nach unten, Diana.«
    Diana zögerte, und Edna stieß den Stock auf den Bo den. »Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe, Kind? Komm nach unten!«
    Diana ließ den Waschlappen in die Badewanne fallen. »Es tut mir leid, Süße«, sagte sie zu Christie. »Ich werde bald zurück sein.« Sie erhob sich und folgte ihrer Mutter nach unten.
    Christie fischte in der Badewanne nach dem Waschlappen, fand ihn und wrang ihn aus. Dann zog sie den Stöpsel. Sie stieg aus der Wanne.
    Seit sie heimgekommen war, waren die Dinge sehr seltsam. Sie wußte, daß Tante Diana drüben in ihrem Haus gewesen war - ihre restlichen Kleidungsstücke waren ordentlich zusammengelegt oben in ihrem Zimmer. Doch was war mit den Sachen ihres Vaters? Was war mit dem Album? Wo war es? Nach dem Mittagessen hatte sie danach gefragt, aber alles, was ihr gesagt wurde, war, daß sie es haben könne, wenn sie älter sei.
    Als Diana dann darauf bestanden hatte, sie zu baden, hatte sie sich dagegen gesträubt und hatte gesagt, daß sie den ganzen Vormittag geschwommen sei. Doch das hatte nichts genützt. Schließlich hatte sie gehorchen müssen, und als sie in der Badewanne saß, kam sie sich wie ein Baby vor. Während sie nun ihre Kleider anzog, schien es ihr tatsächlich, als behandle Diana sie immer mehr wie ein Baby. Das gefiel ihr nicht, aber sie wußte nicht, was sie dagegen tun sollte.
    Sie erinnerte sich daran, was ihre Freundinnen erzählt hatten, daran, daß Miß Edna sie in ihr Zimmer eingesperrt hatte, als sie ein kleines Mädchen war. Warum hatte sie das getan? Und warum schloß Diana sie jede Nacht ein? Sie wünschte sich, jemanden zu haben, mit dem sie darüber sprechen könnte, aber es gab niemanden. Sie begann sich schrecklich verängstigt zu fühlen.
    Nun ganz angezogen, begab sich Christie auf den Weg nach unten, doch im Wohnzimmer konnte sie hören, wie Tante Diana und Miß Edna stritten. Es ging um sie - dessen war sie sicher. Sie wollte das nicht hören. Statt dessen ging sie durch die Küche nach draußen.
    Sie schlenderte zu dem Hühnerstall, und die Küken sammelten sich um sie und piepten, um gefüttert zu werden. Sie wollte eines davon hochnehmen,

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